In der Hitze der Nacht
Sätzen den Sachverhalt, ohne zu viel preiszugeben. Je länger er in Tulouse war, umso klarer wurde ihm, dass er die Sache selbst in die Hand nehmen und Wade direkt mit seinem Verdacht konfrontieren musste.
„Sie fahren eine so lange Strecke, nur um einen Mann wegen Autodiebstahls zu verhören?“, fragte Stott ungläubig. „Ich dachte, ein Großstadtpolizist wie Sie hat Wichtigeres zu tun.“ Er lachte spöttisch und fügte hinzu: „Wir haben schon Telefone hier in Texas, Sie hätten mich einfach anrufen können.“
„Im Auto befinden sich Wertgegenstände: Der Fall hat hohe Priorität bei der Polizei in San Francisco.“
Stott nahm einen Stift in die Hand und kramte nach einem Stück Papier. „Was für Wertgegenstände?“
„Ein Laptop, auf dem wichtige Informationen, die einen Mordfall betreffen, gespeichert sind.“
Stott schaute Rick kurz an und sah dann zu Jessie hinüber. „Und du bist einfach so mitgekommen.“
Das war eigentlich keine Frage, doch Jessie straffte die Schultern und antwortete wie Rick in knappem Ton: „Ganz richtig.“
Stott atmete tief ein und warf den Stift auf den Tisch, ohne ein Wort geschrieben zu haben. Dann lehnte er sich in seinem schwarzen Vinylstuhl zurück.
„Du machst wohl bald einen Beruf daraus, deinen Mann ins Gefängnis zu bringen“, sagte er.
„ Ex mann! Wenn der Kerl immer wieder gegen das Gesetz verstößt, ist das ja wohl meine Pflicht, oder etwa nicht?“
Er runzelte die Stirn.„Das ist deine Version. Mir liegen keine Beweise vor.“
Jessie war sprachlos.
Rick kam ihr zu Hilfe. „Ich möchte Mr. Grigg jetzt befragen.“ Er stand auf, doch Stott wedelte mit der Hand und bedeutete ihm, sich wieder hinzusetzen.
„Ich rufe Wade gleich an und werde herausfinden, ob er mit dieser Sache wirklich etwas zu tun hat. Wenn nötig, wird er sofort aufs Revier kommen müssen.“
Er nahm den Telefonhörer ab und wählte die Nummer, die er offensichtlich auswendig kannte.
Zwanzig Minuten später sprach Stott immer noch mit Wade. Er plauderte mit ihm wie mit einem Freund und erwähnte jetzt endlich, dass man ihn befragen wolle, zitierte ihn aber nicht aufs Revier. Jessie war sauer.
„Klar, ich höre dich“, sagte der Captain, nickte und tippte immer wieder mit dem Stift auf den Schreibtisch. Er hatte sich immer noch kein Wort notiert.
Stott blickte zu Jessie. „O ja, ich weiß, wo du gerade herkommst.“ Dann schaute er Rick an. „Nein, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Lass mich das mal machen.“
Stott wirkte ein wenig angespannt, und Wade schien lauter zu werden. „Nein, tu das nicht“, sagte Stott dann in den Hörer. „Irgendwie klingt das alles nach einem Missverständnis, das ich gleich ausräumen werde.“
Rick merkte, dass er hier nur seine Zeit vergeudete.
Jessie drückte ihre Fäuste fest gegen den Stuhl.
Der Captain legte schließlich auf und sagte: „Wade hat zugegeben, in San Francisco gewesen zu sein.“ Dann warf er Jessie einen grimmigen Blick zu. „Er wollte seine Frau mit seiner Entlassung aus dem Gefängnis überraschen.“
Jessie stieß einen zornigen Laut aus. „Wann kapiert ihr endlich, dass wir geschieden sind?“
„Meinst du, dass ist Wade in den Sinn gekommen, nachdem er so weit gefahren ist und dich bei einem anderen Mann im Bett gefunden hat?“ Er fixierte Rick. „Und ich nehme an, Sie sind dieser andere Mann.“
Ricks Puls ging schneller. „Er hat mein Auto gestohlen, und ich möchte es zurückhaben.“
Stott hob eine Hand. „Wade weiß nichts von einem gestohlenen Auto. Er sagt, er sei in das Haus gegangen, weil er meinte, dass es seiner Frau gehöre, und ist weggerannt, als er euch beide zusammen gesehen hat …“ Er presste seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. „Ich finde es sehr ehrenwert, dass er kehrtgemacht hat und nach Hause gefahren ist. Andere Männer hätten sich ein Gewehr besorgt.“
Jessie schoss in die Höhe. „Dieser falsche Hund lügt, wenn er nur den Mund aufmacht. Er ist nach Kalifornien gekommen, um von mir Geld zu erpressen. Er hat mich bedroht, mich und meine Mitbewohnerin bestohlen und ist dann mit Ricks Auto abgehauen. Und wenn Sie irgendetwas anderes glauben, dann sind Sie genauso borniert, wie Sheriff Chaney schon damals behauptet hat.“
Rick hatte keine Ahnung, wer Sheriff Chaney war, aber er sah, dass Jessies Worte Wirkung zeigten. Stott wurde hochrot im Gesicht.
Er stand auf und hielt einen Finger senkrecht in die Höhe. Rick erhob sich ebenfalls.
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