In der Hitze der Nacht
die Augen. „Ja?“
Ivy straffte die Schultern und erwiderte seinen Blick. „Nun, ich hoffte, du könntest mir ein paar Tipps geben.“ Sie hob hilflos die Hände. „Was die Liebesszenen angeht.“
Schlagartig wurden Garretts Knie weich. Einen Moment lang fehlten ihm die Worte. Als er ihr gesagt hatte, ihr einige Tipps geben zu können, hatte er im Traum nicht daran gedacht, dass sie seine Hinweise tatsächlich brauchen würde. Doch während seiner Jahre beim Militär hatte er gelernt, einen strategischen Vorteil zu erkennen und zu nutzen. In diesem Fall war er nicht besonders stolz darauf. Doch er wollte Ivy so sehr, dass er bereit war, zu einer List zu greifen. „Ich weiß nicht. Vielleicht. Was genau willst du wissen?“
Sie starrte ihn einen Moment lang an, und Garrett hatte alle Mühe, sich nicht unter ihrem prüfendem Blick zu winden. Dann betrachtete sie sein Gesicht und schließlich seinen Mund. „Ich will wissen, was euch zueinander hingezogen hat“, sagte sie leise. „Ich will wissen, wie es zwischen euch war. Die Blicke, die ihr euch zugeworfen habt. Die Art, wie sie dich berührt hat. Ich will wissen, wie der Sex war und was ihn so besonders gemacht hat. Ich will alle Details über eure Beziehung erfahren.“ Sie zögerte einen Moment. „Ich will alles wissen.“
Ivy beobachtete, dass sich Garretts Gesicht anspannte. Er würde ihr die Bitte abschlagen. Das wusste sie einfach. Zu ihm zu gehen war ein großer Fehler gewesen. Aber sie war so verzweifelt.
Ihr blieben drei Tage, um wirklich nachzuvollziehen, was Helena Vanderveer mit Garrett verbunden hatte. Doch sie hatte dabei seine Gefühle nicht berücksichtigt. Soweit sie wusste, liebten er und die Missionarin sich noch immer. Dass Ivy und er sich einmal heiß geküsst hatten, hieß überhaupt nichts. Nicht alle Männer setzten Liebe mit Treue gleich. Das wusste sie aus Erfahrung. Andererseits waren zwei Jahre vergangen, seitdem Garrett in Kolumbien gewesen war. Also war es gut möglich, dass er und die Missionarin nicht mehr zusammen waren. Aber das spielte nicht wirklich eine Rolle. Wichtig war nur, dass ihre Interpretation der Rolle den wirklichen Erlebnissen entsprechen würde.
Sie stöhnte innerlich. Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Sie war eine Idiotin. „Weißt du was?“ Ivy hob die Hände. „Vergiss es einfach. Es war eine dumme Bitte, und es tut mir leid, dich damit belästigt zu haben. Ich gehe wieder.“
„Ich werde es tun“, sagte er, als sie schon an der Tür war.
Sie blieb stehen und wandte sich ihm zu. Er stand regungslos mitten im Raum und betrachtete sie. Im undeutlichen Licht der Laterne konnte sie den Ausdruck in seinen Augen nicht erkennen. Aber sie spürte, wie angespannt er war. Er dominierte den kleinen Raum. Selbst in Jeans, T-Shirt und barfuß strahlte er eine raue Energie aus und wirkte fast gefährlich. Nicht zum ersten Mal fragte Ivy sich, ob ihre Idee klug gewesen war. Was wusste sie schließlich wirklich über Garrett Stokes? Nichts außer dem, was sie im Drehbuch gelesen hatte.
Er hatte mehrere Jahre als Spezialist für verdeckte Operationen im Dschungel Kolumbiens verbracht, Koka-Felder und Drogenlabore zerstört und Geheiminformationen über die rücksichtslosesten Drogenkartelle gesammelt. Er hatte Menschen getötet, war brutal gefoltert worden und hatte überlebt. Selbst mit schweren Verletzungen hatte er es geschafft, aus der Gefangenschaft zu fliehen. Der Mann war ein knallharter Soldat, und sie hatte ihn gebeten, ihr Tipps für eine Liebesszene zu geben. Sie konnte froh sein, wenn er sie nicht vergewaltigen würde.
Doch im nächsten Moment wusste Ivy, dass sie bei Garrett sicher war. Zumindest so sicher, wie sie sein wollte. Denn sie gestand sich ein, dass sie ihn wollte und außerordentlich attraktiv fand. Sie hatte ihn sogar schon gewollt, bevor sie sich geküsst hatten. Aber seit dieser Nacht konnte sie kaum noch an etwas anderes denken als daran, wie es wäre, mit Garrett zu schlafen. Sie war unter dem Vorwand zu ihm gekommen, mehr über Helenas Charakter zu erfahren. Aber in Wahrheit hatte sie herausfinden wollen, wie es war, mit Garrett zusammen zu sein. Er war anders als die Männer, denen sie bisher begegnet war. Zudem schien sie eine Verbindung zu ihm zu haben – es war fast so, als wenn sie ihn wiedererkennen würde. „Bist du sicher?“, fragte sie schließlich. „Denn wenn nicht, will ich nicht, dass du dich zu etwas zwingst. Ich will nur, dass du es tust, wenn du dich wohl
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