In der Hitze der Nacht
schuldig halten. Ich glaube, sie wird selbst Nachforschungen anstellen und herausfinden, was sie kann.“
„Worüber Tommy alles andere als begeistert wäre.“
„Er wird sie festnehmen lassen, falls sie die Ermittlungen behindert“, stimmte Aidan zu. „Und das wird sie, denn sie will Blakes Unschuld unbedingt beweisen.“
Zach zog eine Braue hoch. „Und das hast du alles erfahren, als du sie aus dem Wasser gezogen hast?“
Aidan zog es vor zu schweigen.
„Du hast sie nach dem Feuer im Krankenhaus gesehen“, fuhr Zach fort.
„Ja.“
„Und auch danach noch, denke ich.“
„Ja.“
Zach blickte an Aidan vorbei ins Wohnzimmer und auf den Korridor.
„Sie ist nicht mehr hier“, sagte Aidan müde.
„Aber sie war hier? Verdammt, Aidan. Was würde Tommy dazu sagen?“
„Seit wann spielt das eine Rolle?“
„Seit wir beide wissen, dass er bei all den Brandstiftungen der gleichen Meinung war wie wir. Und das wird er auch bei dieser sein, das garantiere ich dir.“
Zach hatte recht. Im Nachhinein betrachtet, war es dumm gewesen, mit Kenzie ins Bett zu gehen.
„Sie war verletzt, Zach, und allein. Ihr Portemonnaie ist verbrannt, und sie konnte nirgendwo hin, deshalb ließ ich sie hier übernachten. Das ist alles.“
„Du hättest ihr Geld leihen können.“
„Die Hotels sind alle ausgebucht“, erwiderte Aidan achselzuckend. „Sie hat eben einfach Pech gehabt.“
„Pech gehabt? Komisch, aber du siehst gar nicht sehr verärgert aus.“
„Hast du keine Verlobte, die auf dich wartet?“
Zach grinste. „Doch.“
„Dann geh zu ihr.“
Zach stand auf. „Hör mal, Aidan, ich weiß, dass sie dir einmal etwas bedeutet hat, aber …“
„Sie ist Blakes Schwester.“
„Und deine Ex. Ich denke, das ist Grund genug, dich von ihr fernzuhalten.“
Kenzie öffnete den Umschlag, den Aidan ihr gegeben hatte, und küsste vor Erleichterung die Kreditkarte, die sie darin entdeckte. Sie brauchte ein paar Dinge wie Kleider, Unterwäsche und Toilettenartikel, obwohl sie nichts gegen Aidans Jogginganzug hatte – er roch nach ihm und ließ sie sich ihm nahe fühlen. Und genau deshalb musste sie raus aus ihm.
Nachdem sie einen Rock, zwei T-Shirts und ein Paar Sandalen gekauft und sich umgezogen hatte, stieg sie wieder in ihren Wagen. Sie hatte zwei Anrufe auf ihrem Handy verpasst, beide von derselben Nummer wie zuvor. Da keine Nachricht hinterlassen worden war, ignorierte sie sie und fuhr zum Hafen. Dort besorgte sie sich eine heiße Schokolade und eine Schachtel Doughnuts, aß in ihrem Wagen und starrte auf die verkohlten Überreste von Blakes Boot.
Ab und zu fuhr ein Wagen vorbei, ansonsten war sie allein. Einer war ein hellgrauer Mittelklassewagen, der langsamer wurde, als er an ihr vorbeikam. Die Wagenfenster waren so dunkel getönt, dass sie nicht hineinsehen konnte. Bei seinem Anblick beschlich sie ein sonderbares Gefühl. Sie war sicher, ihn schon einmal gesehen zu haben.
Bis vor zwei Wochen, vor Blakes Tod, hatte sieweder Schokolade noch Doughnuts angerührt. Sie hatte sich an eine strikte Achthundert-Kalorien-Diät gehalten und sie mit einem harten Fitnesstraining kombiniert. Alles, um gut auszusehen. Dafür wurde ein Fernsehstar schließlich bezahlt.
Jetzt gab es keine Fernsehshow mehr, in der sie gut aussehen musste. In L. A. hatten die Castings längst begonnen. All ihre ehemaligen Co-Darsteller nahmen daran teil, und was tat sie? Doughnuts essen, statt der Tatsache ins Auge zu sehen, dass sie arbeitslos war, dass ihr bequemer, angenehmer, interessanter Job vorbei war.
Ihr Leben war vorbei.
Sie sah die Blake’s Girl an und spürte, wie das letzte Stück Doughnut ihr in der Kehle stecken blieb. Nein. Ihr Job mochte vorbei sein, aber nicht ihr Leben.
Es war Blakes Leben, das vorbei war.
Kenzie wischte sich den Zucker von den Fingern und stieg aus. Ihr Handgelenk schmerzte nicht, aber die Schiene war so lästig, dass sie nicht einmal ihr Haar zu einem Pferdeschwanz hatte zusammenbinden können. Nun flog es ihr im Wind, der über den Hafen strich, ins Gesicht und in die Augen. Sie hätte Aidan bitten können, ihr beim Frisieren zu helfen, aber lieber ließ sie ihr Haar offen, als sich noch einmal von ihm anfassen zu lassen.
Na gut, dachte sie. Das stimmt nicht, natürlich nicht, aber ich kann immerhin so tun, als wäre es so.
In diesen wenigen Stunden in seinen Armen hatte sie sich nicht allein, verloren und verletzt gefühlt, sondern war wie verwandelt gewesen und seit langer Zeit mal
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