In der Hitze der Nacht
auf seinem Klemmbrett nach und hakte einen Eintrag ab, dann winkte er seinem Kollegen zu, der das elektronische Tor bediente. »Lass sie durch .«
Eine geschwungene Auffahrt aus Verbundsteinpflaster brachte sie zu einem dreistöckigen, in gebrochenem Weiß verputzten Haus mit umlaufender Galerie und einem aufwendig verzierten, burgunderroten Kranzgesims.
»Wow .« Terri parkte den Wagen und blieb einen Augenblick sitzen, um alles in sich aufzunehmen. »Ich kann mich nicht erinnern, dieses Haus schon einmal gesehen zu haben .«
»Marc hat es vor Kurzem renovieren lassen, um die Elemente im chinesischen, Italianate-, Eastlake- und Queen-Anne-Stil der Originalentwürfe wiederherzustellen .« Cort sah sich auf dem Grundstück um und musterte den Mercedes und den BMW , die auf der anderen Seite der Einfahrt parkten. »Das Haus wurde ursprünglich von Thomas Sully gebaut .«
»Also ist es richtig alt .« Allein der Gedanke an die Termitenprobleme ließ sie schaudern.
»Und außergewöhnlich .« Er blickte nachdenklich auf das Gebäude. »Die meisten von Sullys Häusern sind abgerissen worden .«
»Wer ist denn Sully ?« Nicht, dass es sie wirklich interessierte, aber Cort wollte ihr in seiner üblichen, oberlehrerhaften Art offensichtlich etwas Wichtiges mitteilen.
»Er war der erste Architekt, der in unserer Stadt ein Unternehmen großen Stils aufgebaut hat. In fünfundzwanzig Jahren hat er über dreißig Wohnhäuser und Kirchen gebaut und das Gesicht des Garden District verändert .«
Wollte er sie davon abhalten reinzugehen, oder erwartete er wirklich, dass sie wegen eines alten Hauses in Begeisterungsstürme ausbrach? »Wow. Toller Kerl .«
»Er hat der Stadt zu einer führenden Rolle in der Welt des American Design verholfen. Marc lag die Renovierung sehr am Herzen. Für ihn bedeutete es, dem District ein Stück Geschichte zurückzugeben .« Nun sah er sie an. »Er und seine Frau haben sich beide für verschiedene Organisationen zur Erhaltung der Architektur engagiert .«
»Faszinierend .« Ihr gefiel die große Rundveranda, die das Erdgeschoss umschloss, fand aber, dass die Kastenfenster aus farbigem Glas ein bisschen zu viel waren. Schließlich war es ein Haus und keine Kirche – und trotz ihres vielen Geldes waren die LeClares auch nur Menschen. »Woher weißt du das ganze Zeug ?«
Er starrte sie an. »Ich bin hier aufgewachsen. Jeder weiß dieses sogenannte Zeug .«
»Oha. Das ist nicht zufällig deine Art, mir zu sagen, dass ich meinen gewöhnlichen kleinen Mund halten und das Reden bei der Lady dir überlassen soll, oder? Weil du ein Freund der Familie bist und dich mit ihrer piekfeinen Hütte von diesem Sully auskennst ?«
»Gott, du bist wirklich eine abscheuliche Person .« Er stieg aus dem Auto und knallte die Tür zu.
»Dachte ich’s mir .« Sie zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und steckte ihn sich in die Hosentasche. »Ich weiß jetzt schon, dass das einen Lacher nach dem anderen gibt .«
Ein Dienstmädchen mit Schürze und allem Drum und Dran öffnete die Haustür und führte sie in ein Wohnzimmer. Auf dem Weg dorthin bemerkte Terri die reich verzierten Deckenornamente, Fußböden aus herrlich gemasertem Kiefernholz und die gewaltigen, geschwungenen Treppen. Gemälde von wichtig aussehenden, aber nicht besonders attraktiven Leuten an den Wänden begleiteten die Besucher in unregelmäßigen Abständen auf dem Weg die Treppe hinauf bis zu den vier Meter hohen Stuckdecken. Es gab so viele wertvolle Antiquitäten, dass die Ausstattung eines einzigen Raumes vermutlich mehr wert war als die Beträge, die sie in den letzten sechs Jahren in ihre Rentenversicherung einbezahlt hatte.
Alles war schön und elegant, zeigte aber ziemlich deutlich: Wir haben Geld. Du nicht. Ätsch !
Das Wohnzimmer – oder vielmehr das Morgenzimmer, wie das Dienstmädchen es genannt hatte – war in tausend verschiedenen Blassgelb -, Weiß- und Elfenbeintönen gehalten. Terri nahm an, dass es einen sonnendurchfluteten, fröhlichen Eindruck vermitteln sollte, aber sie persönlich hatte das Gefühl, geradewegs in eine Tüte Popcorn hinauszuspazieren. Sie verspürte den Drang, sich nach einem Salzstreuer und einem Packen Papierservietten umzusehen.
Reiß dich zusammen, Vincent – die Frau hat gerade ihren Mann verloren.
Wenige Minuten später tauchte Marc LeClares Witwe in der Tür auf. Sie trug ein dunkelanthrazitfarbenes Kleid mit zarten Spitzenmanschetten und eine Brosche aus Markasit und einem Diamanten in
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