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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
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Wasser füllte. Sie drehte sich zu Susanne und lächelte sie an. »Sie ist sehr schön. Danke.«
    »O mein Gott.« Susanne wandte sich ab. »Ich kann dich nicht anschauen, wenn du lächelst, tut mir leid. Tut mir furchtbar leid«, fügte sie noch einmal gepreßt hinzu, nahm ihre Kaffeetasse und verließ eilig die Küche.
    Tina atmete tief durch. Was sollte daraus werden? Ihre Chefin war offensichtlich nicht in der Lage, Abstand zu ihren Gefühlen für Tina zu gewinnen. Sie bezweifelte, daß es in dieser Hinsicht Aussicht auf Besserung gab. Wie mit Geneviève, dachte sie. Da bin ich ja genauso verrückt. Je mehr sie mich zurückstößt, desto mehr liebe ich sie.
    Sie konnte Susanne Ewers gut verstehen, aber leider änderte das weder etwas für sie noch für ihre Chefin.
    Sie nahm die Rose und ging wieder zu ihrem Schreibtisch zurück.
    Die nächsten Stunden konnte sie erfahren, wie erholsam Arbeit sein konnte, wenn man zuvor mit Geneviève, Susanne oder ihrer Mutter zu tun gehabt hatte. Dagegen war Kundenkonten zu verwalten wirklich der reinste Urlaub.
    Der allerdings nicht lange andauerte . . . Gegen halb eins, kurz vor der Mittagspause, erhob sich plötzlich ein Tumult. Sie achtete zuerst nicht darauf, weil sie mit einer etwas komplizierten Berechnung beschäftigt war, aber die konnte sie nicht zu Ende führen, weil Mechthild auf einmal neben ihr sagte: »Hier ist Ihre Tochter, Frau Bauer.«
    Tina blickte hoch. Mechthild schaute sie fragend an, und ihre Mutter strahlte übers ganze Gesicht. »Endlich habe ich dich gefunden!«
    »Mama . . . äh . . . Sumi. Was tust du denn hier?« Tina hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, daß ihre Mutter bei ihr auf der Arbeit erschien. Sie haßte Büros und jede Art von Arbeit, die nicht unter freiem Himmel stattfand. Wenn Tina es recht überlegte, haßte Dagmar auch jede andere Art von Arbeit. Der Ort spielte eigentlich keine Rolle.
    »Ich dachte, ich hole dich zum Mittagessen ab«, sagte Dagmar. »Langsam bekomme ich Hunger. War aber gar nicht so einfach, dich in dem großen Gebäude hier zu finden.«
    Tina seufzte innerlich. Wie hatte sie auch annehmen können, ihre Mutter käme ihretwegen? Sie hatte Hunger, und sie hatte kein Geld essen zu gehen. Also wandte sie sich an ihre Tochter. Wofür sind Töchter schließlich da?
    »Ich wußte gar nicht, daß du so eine außergewöhnliche Mutter hast«, bemerkte Mechthild. Sie blickte ziemlich erstaunt auf Dagmar.
    »Ja.« Tina erhob sich. »Sie besucht mich gerade.« Schicksalsergeben nahm sie ihre Jacke. »Also gehen wir.« Sie blickte ihre Mutter fragend an. »Ich nehme nicht an, daß du die Kantine ausprobieren willst?«
    »Gibt es da makrobiotisches Essen?« fragte Dagmar.
    Tina seufzte. »Kaum. Aber ich kenne ein Lokal, wo es das gibt.« Sie warf einen Blick auf das verglaste Chefbüro. »Warte einen Moment. Ich muß Bescheid sagen, daß es länger dauert.« Mit Dagmar würde sie wohl kaum nach einer halben Stunde zurück sein. Das makrobiotische Restaurant lag am anderen Ende der Stadt.
    »Wer ist das?« fragte Susanne, kaum daß sie ihr Büro betreten hatte.
    »Meine Mutter.« Tina seufzte.
    »Deine Mutter?« Susanne schaute noch erstaunter als Mechthild.
    »Ja, sie ist ein Alt-Hippie, ich kann auch nichts dafür.« Tina seufzte erneut. »Erlaubst du mir eine längere Mittagspause? Sie will makrobiotisch essen, wir müssen erst da hinfahren.«
    »Natürlich«, sagte Susanne. Ihr Blick ruhte immer noch auf Dagmar. »Sie sieht dir ähnlich.«
    »Sie ist meine Mutter«, sagte Tina. »Da ist das wohl kaum ein Wunder.«
    »Wie alt ist sie?« fragte Susanne. »Sie sieht so jung aus.«
    »Sie entzieht sich dem Streß des bürgerlichen Lebens«, stellte Tina ironisch fest. »Da hält man sich besser. Ohne Arbeit, ohne Verpflichtungen . . .«
    »Du bist böse auf sie«, bemerkte Susanne überrascht.
    »Nein.« Tina wollte das nicht diskutieren. Sie war so schon genervt genug. »Also dann . . . ich kann nicht sagen, wann ich wiederkomme. Meine Mutter ist unberechenbar.«
    »Schon gut«, nickte Susanne. »Du kannst dir ruhig Zeit nehmen.«
    »Danke«, sagte Tina. »Ich werde versuchen es abzukürzen.« Sie ging hinaus.
    »Was hältst du davon, hier in der Nähe ein Zimmer zu nehmen?« fragte Tina. »Dann kannst du jeden Tag hier essen.«
    Sie saßen in dem makrobiotischen Restaurant. Der Vorteil dieses Standortes war, daß er sehr weit von Tinas Wohnung entfernt lag.
    »Ich gehe dir auf die Nerven, nicht wahr?« Zum
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