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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
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betroffen.
    »Weil du kein Recht auf mich hast.« Mar schloß erschöpft die Augen, öffnete sie dann wieder und präzisierte: »Weder vor dem Gesetz noch sonstwie.« Sie wartete kurz, aber Nina antwortete nicht. »Bitte, Nina . . . laß es doch gut sein«, fügte sie hinzu. »Das hilft uns beiden nicht weiter.«
    »Du bist eine verdammt gute Juristin.« Ninas Stimme klang gepreßt. »Du drängst jeden in die Ecke.«
    »Das suche ich mir nicht aus«, sagte Mar. »Ich gehe immer streng nach dem Gesetz vor. Wer sich daran hält, hat nichts von mir zu befürchten.«
    »Und welches Gesetz gilt für mich?« fragte Nina verletzt. »Welchen Paragraphen hast du da angewendet?«
    »Wenn wir verheiratet gewesen wären, wäre es Ehebruch gewesen«, sagte Mar. »Oder Entfremdung. Unvereinbare Gegensätze.«
    »Seelische Grausamkeit hast du noch vergessen«, fügte Nina bitter hinzu. »Wie habe ich dich angefleht –«
    »Dich nicht zu verlassen«, setzte Mar resigniert fort. »Um was ich dich vorher gebeten hatte, das hast du wohl vergessen. Ich habe lange versucht unsere Beziehung zu retten. Aber irgendwann konnte ich nicht mehr.«
    »Ich gebe dir eine zweite Chance«, sagte Nina. »Jetzt.«
    Mar lachte ungläubig auf. » Du gibst mir eine Chance?« Sie schüttelte den Kopf. »Schon wieder stellst du sämtliche Tatsachen auf den Kopf. Das war schon immer deine Spezialität.«
    »Mar . . . Liebling –«
    »Ich bin nicht dein Liebling!« Mar unterbrach sie scharf. »Nicht mehr. Hör damit auf, alten Zeiten nachzutrauern. Such dir etwas Neues.«
    »Jemand Neuen, meinst du wohl«, erwiderte Nina spitz. »So wie du?«
    »Ich muß arbeiten«, sagte Mar und legte auf.
    Hatte das jetzt unbedingt auch noch sein müssen? Mar legte den Kopf zurück und schaute zur Decke. Was auch immer Nina von ihr wollte, sie konnte es ihr nicht geben, aber Nina sah das einfach nicht ein.
    So war es immer schon gewesen, auch die zwei Jahre lang, die sie zusammengewesen waren. Mittlerweile war sie der Meinung, daß niemand Nina das geben konnte, was sie erwartete. Außer ein Roboter vielleicht, der immer zur Verfügung stand und immer das tat, was sie wollte.
    Und dabei mußte man nur einen Buchstaben in ihrem Namen austauschen, dann wurde aus Nina Tina. Ein völlig anderes Kapitel.
    Mar atmete tief durch. Eigentlich konnte sie Nina jetzt besser verstehen. Immer öfter dachte sie an Tina, obwohl die ebensowenig etwas von ihr wissen wollte wie Mar von Nina.
    Tina strahlte etwas aus, was Nina nie gehabt hatte: Wärme. Herzensgüte.
    Woher willst du das wissen, du Dussel? Ihr habt euch nur im Rhein vergnügt, da ist so etwas doch gar nicht zu erkennen.
    Mar lachte leise über sich selbst. Wie vor Gericht. Selbst in ihrem Privatleben versuchte sie das Einerseits gegen das Andererseits abzuwägen.
    Sie hat es, dachte sie lächelnd. Da kannst du mir erzählen, was du willst.

7
    » M ama.« Tina öffnete überrascht die Tür.
    »Mama mich nicht, sag Sumi zu mir.« Ihre Mutter rauschte im wahrsten Sinne des Wortes herein, denn ihre wallenden Gewänder machten ein Geräusch wie der Regenwald, aus dem sie wahrscheinlich gerade kam.
    »Komm doch rein«, sagte Tina verdattert und schloß die Tür.
    Ihre Mutter sah sich in Tinas Wohnzimmer um, in das sie direkt aus dem Flur durchgerauscht war. »Du bist der spießigen Bürgerlichkeit verfallen, wie ich sehe.«
    »Ähm . . . ja . . . wahrscheinlich.« Wie immer fühlte Tina sich von ihrer Mutter leicht überfordert. Nicht nur leicht.
    »Was habe ich bloß bei deiner Erziehung falschgemacht?« fragte ihre Mutter sich, aber die Antwort schien sie nicht sonderlich zu interessieren.
    »Seit wann heißt du Sumi?« fragte Tina.
    »Seit mich dieser Stamm in Südamerika adoptiert hat«, erklärte ihre Mutter, mit bürgerlichem Namen Dagmar Bauer. »Der ganze Name ist viel länger, aber den kann ich nicht aussprechen, also habe ich ihn abgekürzt.«
    »Aha.« Tina wußte nicht, ob ihre Mutter überhaupt einen Kommentar zu diesem Thema von ihr erwartete. »Kann ich dir etwas anbieten?« fragte sie, nachdem sie sich langsam von dem Schock, ihre Mutter nach acht Jahren wiederzusehen, erholt hatte.
    »Mate«, sagte ihre Mutter.
    »Entschuldigung?« Tina konnte mit dem Wort im ersten Moment nichts anfangen.
    »Matetee. Sag bloß, das hast du vergessen. Den hast du doch als Kind immer gern getrunken, als wir im Dschungel waren.«
    Ich habe es nicht vergessen, ich habe es verdrängt, dachte Tina. Sie wollte sich nicht
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