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In der Hitze der Nacht

In der Hitze der Nacht

Titel: In der Hitze der Nacht
Autoren: Ruth Gogoll
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du bisher, du stammst aus einer armen Familie.«
    Tina schluckte. »Von was für einem Erbe sprechen wir hier?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Dagmar. »Aber so wütend, wie mein Bruder am Telefon war, würde ich mal annehmen, es ist nicht wenig.«
    Tina sagte nichts mehr. Langsam war das wirklich alles zuviel für sie.
    »Weißt du was?« fragte ihre Mutter. »Wie wäre es, wenn wir uns zusammen einen Wellnesstag machen? Hier gibt es doch bestimmt so etwas. Wir haben beide etwas Erholung verdient.«
    Ich bestimmt, dachte Tina. Der Besuch ihrer Mutter entwickelte sich ganz anders, als sie gedacht hatte. Das mußte sie erst einmal verkraften. »Ich muß ins Büro zurück«, erwiderte sie matt. »Ich kann nicht einfach von jetzt auf gleich freinehmen, ohne zu fragen.«
    »Ach ja, das habe ich vergessen«, sagte Dagmar. »Gehen wir doch zusammen. Dann brechen wir gleich von dort auf.«
    So war das eigentlich nicht gemeint. Tina hätte ihre Mutter gern in einer Wellness-Oase abgesetzt und hätte sich ohne sie – von ihr – erholt. »Können wir das auf ein andermal verschieben?« fragte sie. »Du kannst es aber gern jetzt machen, wenn du möchtest. Ich habe noch eine Menge Arbeit, die ich vorher noch erledigen möchte.«
    Dagmar rollte die Augen. »Meine Tochter . . .«, seufzte sie. »Nein, allein macht es keinen Spaß. Ich komme mit dir mit und sehe dir bei der Arbeit zu. Vielleicht kann ich was lernen.« Sie lachte.
    »Das geht nicht«, sagte Tina. »Ich kann nicht arbeiten, wenn mir jemand über die Schulter schaut. Und außerdem denke ich auch nicht, daß meine Chefin das gern sieht.« So war Susanne wenigstens einmal für etwas gut.
    »Deine Chefin?« Dagmar runzelte die Stirn. »Ist das die Frau in dem Glasbüro?«
    »Ja.« Tina nickte.
    »Ich rede mit ihr«, verkündete Dagmar entschlossen. »Sie muß doch verstehen, daß eine Tochter Zeit mit ihrer Mutter verbringen möchte.«
    Will ich das? dachte Tina. Aber wenn Dagmar etwas beschlossen hatte, war sie schwer davon abzubringen. Tina setzte ihre Hoffnungen auf Susanne. Sie würde sich von Dagmar nicht so einfach überrollen lassen, sie konnte genauso stur sein. Die beiden sollten das miteinander ausfechten.
    »Wir könnten uns allerdings vorher noch nach einem Hotel umschauen«, schlug sie vor.
    »Aber nicht hier draußen«, sagte Dagmar. »Du weißt, ich fahre nicht Auto.«
    »Gut, dann gehen wir in die Stadt und schauen uns da nach etwas um.« Tina seufzte. »Ich dachte, du haßt Innenstädte.«
    »Ach, Bonn ist doch ganz kuschelig«, sagte Dagmar. »Es wäre schön, mal wieder einen Supermarkt um die Ecke zu haben.« Sie lachte.

9
    » D as war ein tolles Plädoyer«, bemerkte Mar anerkennend, während sie gemeinsam mit der Staatsanwältin den Gerichtssaal verließ.
    »Danke.« Die Staatsanwältin blieb stehen und zog ihre Robe aus. Mar trug ihre schon auf dem Arm. »Das sagen Sie mir, obwohl Sie dadurch verloren haben?«
    »Ich habe nicht dadurch verloren. Ich habe durch die Beweise verloren, die Sachlage. Das wußte ich eigentlich vorher.« Mar lächelte.
    »Sie nehmen Fälle an, von denen Sie wissen, daß Sie sie verlieren werden?« Kathrin Arnold, die Staatsanwältin, zog leicht amüsiert die Augenbrauen hoch.
    »Wir müssen alle leben.« Mar zuckte die Schultern. »Außerdem –«, nun lächelte auch sie etwas belustigt, »hatte ich dadurch das Vergnügen, Ihnen gegenüberzustehen. Und –«, sie schmunzelte, »wenn Sie nicht die Untersuchungen geleitet hätten, hätte ich vielleicht gar nicht verloren.«
    »Oh, ein Strauß voller Komplimente«, erwiderte die Staatsanwältin mit spöttischem Blick. »Verbinden Sie irgendeine Absicht damit?«
    Mar lachte leicht. »Vielleicht, daß Sie mich beim nächsten Fall gewinnen lassen?«
    »Das tue ich sicher nicht. Genausowenig, wie Sie es tun würden.« Kathrin Arnold ging langsam den Gang hinunter. »Sie kämpfen wie eine Löwin.«
    »Da stehen wir uns wohl in nichts nach.« Mar schaute sie an.
    »Es ist schön, eine Gegnerin zu haben, die gut vorbereitet ist«, sagte die Staatsanwältin. »Was ich da schon alles erlebt habe . . .«
    »Ich auch«, sagte Mar. »In Zivilprozessen. Wenn die Anwälte der Gegenpartei meinen, der teure Schnitt ihres Anzuges würde ausreichen, den Prozeß zu gewinnen.«
    Kathrin Arnold lachte. »Ja, Image ist alles in der Anwaltschaft, den Eindruck hat man tatsächlich manchmal. Bei uns Staatsanwälten ist es natürlich anders. Wir verdienen nicht so viel, daß wir uns
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