In der Hitze der Nacht
klipp und klar gesagt, daß sie mich nicht liebt. Und sie keine Beziehung will, in der Liebe keine Rolle spielt. Also . . .«
»Also was?« Kathrin schüttelte den Kopf, was Mar zwar nicht sah, aber geradezu hörte. »Also wird sich das nie ändern? Es ist viel passiert in letzter Zeit. Vieles hat sich geändert. Auch Gefühle können sich ändern.« Erneut lachte sie. »Wofür ich ausgewiesenermaßen keine Spezialistin bin, das gebe ich zu, aber ich denke, du und Tina . . . ihr seid da schon näher dran.«
»Tina vielleicht . . .«, sagte Mar.
Kathrin wirkte äußerst belustigt. »Und du? Was bist du? Eine Stonebutch? Wohl kaum.« Es raschelte im Hörer, vielleicht hatte sie ihre Position gewechselt. »Du bist, ebenso wie ich, Juristin. Und wir Juristinnen neigen dazu, die Dinge sehr logisch zu betrachten. Aber du . . . mit deinem Gerechtigkeitssinn . . . das hat nichts mit Logik zu tun. Du kaschierst es ganz gut, aber Gefühle sind für dich wichtig. Es mußte nur die richtige Frau kommen.«
»Kathrin, ich . . . ich möchte nicht, daß du denkst . . .« Mar fühlte sich äußerst unbehaglich.
»Ich denke gar nichts«, sagte Kathrin. »Wir hatten eine schöne Zeit, aber jetzt gehe ich nach Hamm, und auch wenn ich dich gern noch weiter gesehen hätte, wäre es mit der Zeit wahrscheinlich sowieso eingeschlafen. Du weißt, ich bin nicht für Gefühlsduselei. Und Fernbeziehungen sind ohnehin nicht mein Ding.«
»Hamm ist das größte Oberlandesgericht in Deutschland«, sagte Mar. »Da gibt es eine Menge Leute. Sind das nicht allein zweihundert Richter oder so?«
»Ja«, sagte Kathrin. Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: »Willst du mich trösten? Daß ich dort bestimmt jemand kennenlerne?« Sie lachte. »Das denke ich auch. Da mach dir mal keine Sorgen.«
»Vielleicht ist auch für dich die Richtige dabei«, sagte Mar.
»Eine Richterin? Uh, ich weiß nicht«, sagte Kathrin. »Ich bin nicht so sicher, ob ich das überhaupt will. Sie könnte mir zu ähnlich sein.«
»Wir haben uns auch deshalb so gut verstanden, weil wir ähnliche Ansichten hatten«, sagte Mar. »Und ähnliche Erwartungen.«
»Ja, das hat gut gepaßt«, stimmte Kathrin zu. »Aber ich würde sagen, eine Frau wie Tina paßt besser zu dir.«
»Du kennst sie noch nicht einmal«, widersprach Mar.
»Ich habe deinen Blick gesehen«, entgegnete Kathrin, »wenn du über sie gesprochen hast. Sie ist die Frau, die du willst.«
Mar atmete tief durch. »Aber sie will mich nicht.«
»Vielleicht muß sie nur erst einmal zur Ruhe kommen nach all dieser Aufregung«, sagte Kathrin. »Was für uns Alltag ist, ist für viele Leute ein großer Einschnitt in ihr Leben: wenn sie mit Gerichten zu tun haben.«
»Da hast du wohl recht.« Mar seufzte. »Du bist die Beste, Kathrin, weißt du das?«
Kathrin lachte. »Da jetzt keine Gefahr mehr besteht, daß da noch irgend etwas nachkommt, sage ich einfach mal: Ja.«
»An Selbstbewußtsein mangelt es dir nicht.« Mar schmunzelte.
»Hat es noch nie«, sagte Kathrin. »Glaubst du, daß Tina erlaubt, daß wir zwei noch mal . . .? Nein, wohl nicht.« Sie lachte erneut. »Das wäre wohl doch ein bißchen viel verlangt.«
»Ich habe nichts mit Tina«, sagte Mar. »Habe ich doch gesagt. Sie will es nicht.«
»Du bist zum Starnberger See gefahren, nur um sie zu sehen? Und es ist nichts passiert?«
Mar antwortete nicht.
Kathrin schnalzte mit der Zunge. »Also doch. Hätte mich auch gewundert.«
»Es ist . . . Kathrin . . . wir haben auch miteinander geschlafen, und es hatte . . . ich meine, es war –«
»Schön«, sagte Kathrin. »Das auf jeden Fall. Und uns hat das gereicht. Aber Tina wird das glaube ich auf die Dauer nicht reichen. Vielleicht ist sie deshalb so vorsichtig.«
»Ich glaube, sie hat . . . vielleicht ist sie noch . . . an jemand anderen gebunden«, brachte Mar mühsam hervor.
»Und diese Person ist während der ganzen Zeit nie aufgetaucht?« Kathrin runzelte die Stirn. »Ich bezweifle das.«
»Man kann auch an jemand hängen, der nicht da ist«, sagte Mar.
»Das ist wahr.« Kathrin nickte. »Aber dann solltest du deinen Standortvorteil nutzen. Du bist da.«
»Kathrin, du bist die geborene Richterin«, erwiderte Mar lachend. »Du wägst einfach alles gegeneinander ab und kommst zu einem eindeutigen Ergebnis.«
»Das habe ich schon als Staatsanwältin getan«, sagte Kathrin. »Daran ändert sich nichts.«
»Ich habe mich ja selbst lange Zeit gewehrt,
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