In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight
sie und sprach mehr zu sich selbst als zu Kane. »Wenn der Hurensohn das Zeug hat, dann müssen wir es ihm wieder abnehmen, bevor er es einsetzt. Gott weiß, dass es keine Ladung Schokokekse ist.« Sie beugte sich vor und griff sich den Stift, der neben Kanes gestiefelten Füßen auf dem Couchtisch lag. Dann drehte sie ihr Haar über dem Scheitel zusammen und steckte die unbändigen Fluten mit dem Stift fest. »Was wissen wir?«
»Wir kennen die ungefähre Größe und das Gewicht des Containers. Klein, leicht zu transportieren und tödlich.«
Sie hörte auf umherzulaufen, der Mund mit einem Mal trocken. »Wie tödlich?«
»Kategorie vier.«
»Oh, Scheiße.« Sie rieb sich die plötzliche Kälte von den
Oberarmen. »Das ist schlecht. Wirklich, wirklich schlecht. Chemische Waffen? Viren? Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben die Splitterstaaten von beidem riesige Mengen. Die Regierung hat es immer noch nicht geschafft, sämtliche Kampfstoffe sicherzustellen. Insbesondere, weil die vielen abtrünnigen Splittergruppen die Funde unterschlagen.«
»Sie sind alle darauf angesetzt. Wir werden es bald wissen«, teilte Kane ihr grimmig mit.
Sie sah ihn finster an. »Er wäre in ein paar Stunden tot, wenn du mich meinen Job hättest machen lassen.«
»Das konnten wir nicht riskieren. Er ist vielleicht der Einzige, der weiß, wo der Container ist und was mit ihm geschehen soll.« Seine Augen waren hart, sein Kinn unbewegt. Der Sex hatte ihn in keiner Weise entspannt. Und AJ fragte sich flüchtig, weshalb er sich überhaupt die Mühe gemacht hatte. Sie würde sich die Frage für später aufheben. Falls es ein Später gab. »Nach allem, was wir wissen«, fuhr Kane fort, »hat einer seiner Männer das Zeug bereits weitergeleitet. Wir müssen erst die Bestätigung haben, was er weitergeleitet hat, bevor wir ihn eliminieren können.«
Ergab Sinn. Verdammt. Sie hätte sich um vieles besser gefühlt, wäre die kleine Ratte schon auf halbem Wege zum Tod gewesen. Aber wenn er bereits für die Verteilung dessen gesorgt hatte, was auch immer, zur Hölle, er da in seinen Besitz gebracht hatte, dann half ihnen sein elender Tod nicht weiter, aufzuhalten, was möglicherweise auf sie zukam.
AJ schnaubte frustriert. »Wie schnell kann unser Nachrichtendienst uns den Inhalt und mögliche Ziele nennen?«
»In zwölf Stunden. Vielleicht auch weniger.«
»Weniger wäre besser. Falls es DZ-9 ist oder Rizin, gibt es kein Gegenmittel«, sagte AJ zornig und griff am Rücken nach dem Reißverschluss ihres Kleides. Sie musste sich etwas
Passenderes anziehen und dann die Ausrüstung zusammenpacken, nur für den Fall, dass sie schnell hier raus mussten.
Aber sie kam nicht an den verdammten Reißverschluss. Sie versuchte es zweimal, dreimal. Dann gab sie auf. Missmutig marschierte sie zum Sofa und drehte Kane den Rücken hin. »Machst du mir den bitte auf?«, fragte sie, deutete auf den schwer erreichbaren Reißverschluss und wappnete sich gegen seine Berührung.
Während sie wartete, kochte es in ihrem Hirn. Jesus. Chemiewaffen. Unter der Regie eines Psychopathen wie Fazur Raazaq konnten die Opferzahlen ein unvorstellbares Level erreichen. Er musste gestoppt werden.
Jetzt.
Kane hatte Recht. Wenn Raazaq starb, hatten sie keine Idee, wo, zur Hölle, die Chemikalien steckten oder wer sie hatte. Und sie war so dicht dran gewesen, die Ratte zu killen.
»Beug dich runter.«
»Hm?« Sie schaute ihn an. »Oh, richtig.«
Sie ging neben ihm in die Hocke und stützte sich mit der Hand auf der Sofalehne ab, während ihr Verstand raste. T-FLAC hatte in jedem von Raazaqs Fahrzeugen Peilsender installieren können. Ihr eigener Wagen war abfahrbereit. Alles, was sie noch brauchten, war frisches Wasser, dann konnten sie innerhalb von ein paar Sekunden …
Verdammt. Sie hatte keinerlei Erfahrung mit chemischen Kampfstoffen. Und auch wenn Kane schon lange dabei war, sein Spezialgebiet waren sie auch nicht. Sie konnten nur hoffen.
Kanes Hand fühlte sich kühl an, als er - bei weitem zu langsam - den Reißverschluss aufzog. Ihre Haut erhitzte sich, sie wand sich ein wenig. Sie verlagerte das Gewicht von einem nackten Fuß auf den anderen, spürte unter den Zehen
die Knötchen des Teppichs und im Nacken Kanes warmen Atem.
Er war ihr mächtig nah für einen Reißverschluss-Hilfsdienst. Und ihr Körper summte immer noch, bereit für mehr. Sie reckte den Hals, um über die Schulter zu sehen und fand sich Nase an Nase mit ihm. Ihre Blicke trafen sich,
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