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In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

Titel: In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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wo dann?«
    »Wünschte, zur Hölle, ich wüsste es.« Kane linste durch einen Vorhang aus wirbelndem Sand und betrachtete die schwarzen Zelte und das angebundene Vieh der Beduinen.
    Sie durchsuchte die Tasche zu ihren Füßen. »Was wollen wir mitnehmen?«
    »Ich nehme die SIG, danke, und mein Messer.« AJ reichte ihm beides. Nicht gerade viel, wenn die Sache schief lief. Aber sie konnten nicht bis an die Zähne bewaffnet da reingehen und dazu noch friedlich aussehen wollen. Er befestigte
das Messer an seinem Unterschenkel und zog die Hose darüber. Dann lehnte er sich vor und ließ die Pistole im Rücken unter seinem Hemd verschwinden. Einem forschenden Blick hielt es nicht stand, aber im Dunkel des Sandsturms würde es keinem auffallen. »Nimm was Kleines, Diskretes mit. Fertig?«
    »Ich bin fertig bewaffnet, falls du das meinst. Steigen wir aus, oder bleiben wir hier drin, bis der Wind uns wegbläst?«
    »Raus, du Klugscheißerin. Aber gib mir erst die Feldflasche.«
    Sie feuchteten zwei große Stofftücher an, drückten das überschüssige Wasser aus und wickelten sich jeder ein Tuch um Nase und Mund, um den Sand fernzuhalten. Sie sahen wie Banditen aus.
    Er streckte die Hand aus. »Nimm den Beutel, der hinter deinem Sitz liegt, und gib ihn mir. Den nehme ich. Komm.« Er schob den kleinen Ledersack unter sein Hemd.
    AJ nahm seine Hand, rutschte über die Mittelkonsole und stieg auf der Fahrerseite aus. Der nicht enden wollende Wind schlug augenblicklich auf sie ein. Kane stellte sich zwischen sie und die Böen, aber man hätte genauso gut versuchen können, einen Tornado mit Hilfe eines Fliegengitters aufzuhalten. Der Sand war überall. Lebendig, atmend, ein Wesen eigener Art. Er umhüllte sie, prickelte in tausend Nadelstichen auf ihrer Haut. Kratzend, stechend, schlagend.
    Der Wind riss Kane den Türgriff aus der Hand und schlug die Tür so heftig zu, dass der Wagen erbebte. Die Tür verfehlte AJ um einen Wimpernschlag. Kane packte sie an der Hand und gab ihr Halt. Dann zog er sie in Richtung des gro ßen Zelts in der Mitte des Lagers. Drinnen war ein schwacher Lichtschein zu sehen, der sie wie ein Leuchtfeuer durch den Sturm geleitete. Der Rest der Welt war Dunkelheit und sturmgepeitschter Sand.

    Trotz der feuchten Tücher um Nase und Mund schluckten sie hustend puderfeine Sandpartikel, während sie sich gegen den Wind lehnten und mit unsicherem Schritt wie Betrunkene vorantaumelten. Der Sand knirschte zwischen ihren Zähnen.
    Die eng zusammengekniffenen Augen machten das Gehen zu einem Glücksspiel, und die feuchten Tücher vor ihren Gesichtern waren schnell sandverklebt, was das Atmen fast unmöglich machte. Kane hielt AJ so fest bei der Hand, dass die zarten Knochen knackten. Und sie war froh über dieses Gefühl der Sicherheit. Er war der eine feste Orientierungspunkt in einer Nacht, die von Schall und Wahn erfüllt war. Jeder Schritt war eine Qual. Jeder Atemzug schmerzhaft. Sie hing an Kane, und ein Teil von ihr hatte Angst, dass es sie seinem Griff entriss und auf einer Woge aus Sand davontrug.
    Himmel, Kane hatte nie zuvor etwas Derartiges erlebt. Sandpartikel stachen in seine Haut wie mikroskopisch kleine Glasscherben. Ihm war, als werde er von Feinden in Stücke geschnitten, die viel zu klein waren und viel zu viele, als dass er sie hätte bekämpfen können. So viel zum Thema, der Sturm sei in acht Stunden vorbei. Es waren jetzt sieben, und es sah nicht so aus, als sei es bald vorbei.
    Von Raazaq und seinem Gefolge war nichts zu sehen. Er war mit mindestens vier Fahrzeugen unterwegs. Aber dass Kane keines davon sah, hatte nichts zu bedeuten. Die Wagen konnten hinter den Zelten versteckt sein oder irgendwo zwischen den kleinen Lehmhütten, die über die Oase verteilt standen. Und wenn sie direkt vor seiner Nase gestanden hätten, er wäre nicht fähig gewesen, sie zu sehen. Unmöglich, in dieser Dunkelheit etwas zu erkennen, wo der Sand eine Wand errichtete, die alles verdeckte, es sei denn, man stolperte darüber.

    Es bestand auch die Möglichkeit, dass Raazaq nicht hier war. Dass es ihm irgendwie gelungen war, die Peilsender zu manipulieren. Falls das der Fall war, wäre er die Nadel im Heuhaufen gewesen, hätten sie ihn jetzt gefunden. Oder, in diesem speziellen Fall, das eine besondere Sandkorn inmitten des Khamsin.
    Der heiße Wind trieb AJ in ihn hinein. Mit Wucht. Sie geriet ins Stolpern, bis Kane sie mit starkem Arm um die Taille erwischte und an sich lehnte. Ihrer beider Stiefel steckten

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