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In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight

Titel: In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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sah er keinen Weg, das Zeug auf höfliche Weise auszuspucken, und schluckte es doch noch. Er verbiss sich ein Grinsen, als er AJ neben sich lautstark schlucken hörte. Das Zeug war faulig. Braves Mädchen, sie schaffte es, ohne zu würgen. Seine Hochachtung vor ihr wuchs um ein weiteres Stück.

    Die Frau, die ihnen nicht vorgestellt wurde und die von den Augen bis zu den Zehen in schwarze Schleier und Gewänder gehüllt war, füllte eine kleine emaillierte Kanne mit grünen Teeblättern. Sie brach ein großes Stück von dem steinharten Zuckerquader ab, den Kane ihr überreicht hatte, indem sie mit dem Boden eines Teeglases einen präzisen Schlag führte. Dann reihte sie drei Gläser vor sich auf dem Teppich auf. Alles im Zelt schwieg, während die Frau die Zeremonie vollzog. Von draußen schlugen Wind und Sand an die Zeltbahnen, aber drinnen war es ruhig und warm.
    Nachdem der Tee aufgebrüht war, schüttete sie ihn aus einer Höhe, die ihn aufschäumen ließ, in ein Glas und dann wieder in die Kanne zurück. Sie schüttete den Tee drei- oder viermal hin und her, dann ließ sie ihn erneut aufkochen und reichte schließlich jedem von ihnen mit großer Geste ein Glas.
    Kane wusste, dass der zuckrige Tee eine der wenigen Sü ßigkeiten war, die die Nomaden zu sich nahmen. Alle tranken schweigend, und ihr Gastgeber genoss den Tee mit lauten, schlürfenden Schlucken. Wie es der Brauch war, wurde der Tee dreimal gebrüht.
    »Das erste Glas schmeckt bitter, das zweite genau richtig und das dritte ein wenig schwach«, erklärte ihr Gastgeber mit einem Lächeln.
    Kane lehnte das Essen ab. Es sei spät und sie seien ihrem Gastgeber schon mehr als genug zur Last gefallen. Aber der Mann insistierte. Kane fühlte, wie AJ neben ihm zusammensank. Er schaute einmal kurz zu ihr hinüber. Sie kämpfte gegen den Schlaf, aber egal, sollte es erforderlich sein, würde sie hellwach sein und nichts wie los wollen.
    Seine Bewunderung für sie wuchs weiter, und er gab ihr die volle Punktezahl. Wie immer dieser Einsatz auch begonnen hatte, sie war ihr Geld mehr als wert.

    Es gab getrocknete Brotbohnen, die weich gekocht und dann mit Gemüsen, zerstampften Zwiebeln, Tomaten und vielen scharfen Gewürzen schmackhaft gemacht wurden. Die Frauen hatten das Gericht aufgewärmt und trugen es in einer großen Schüssel, aus der sie gemeinsam essen würden, auf. Dazu gab es für jeden ein Stück Brot, das in kleine Stücke gerissen und dann mit den Fingern in die Schüssel getunkt wurde. Das Bohnengericht war köstlich, trotz des fehlenden Kühlschranks. AJ und Kane langten kräftig zu. Kane war hungriger, als ihm klar gewesen war, und AJ schien es ebenso zu gehen. Ein Wunder, dass sie die Glasur der Schüssel nicht mitaß. Sie sah schon wieder etwas munterer aus.
    Viel zu munter.
    Die Müdigkeit zerrte an Kanes sandverklebten Lidern, aber er kämpfte darum, wachsam zu bleiben. Ihr Gastgeber war nett und höflich, aber soweit Kane wusste, war Jafar zu Raazaq ebenso gastfreundlich gewesen. Er konnte es sich nicht leisten, sich allzu sehr zu entspannen.
    Eine Nargileh , eine Wasserpfeife, sollte die Runde machen, doch diesmal lehnte Kane mit äußerster Entschiedenheit ab. Er und sein Zwillingsbruder Derek hatten, als sie vierzehn Jahre alt gewesen waren, an einem langweiligen Nachmittag hinter der Garage eine halbe Schachtel Luckys geraucht. Es ging ihnen entsetzlich elend danach. Es war keine Erfahrung, die Kane je wiederholen wollte. Seit jenem Tag reichte bereits der Geruch aus, ihn an den würdelosen Moment zu erinnern, als sie sich auf Mutters Petunienbeet übergeben hatten. Ganz zu schweigen von der Standpauke, die ihr Vater ihnen gehalten hatte, nachdem er sie, beide nach Rauch und Erbrochenem stinkend, ins Haus gezerrt hatte.
    Jafars ma’assul -Tabak wurde auf glühenden Kohlen abgebrannt, dann durch Wasser gefiltert und schließlich den einen Meter langen, schlangenartigen Schlauch hochgezogen.
Das gurgelnde Geräusch des Wassers mischte sich mit dem Heulen des Windes zu einer sonderbaren befremdlichen Melodie, die fast hypnotisch wirkte.
    Kane sah AJ an und nahm ihr sachte das Glas aus den kraftlosen Fingern in ihrem Schoß. Den Kopf auf die Schulter gelegt, war sie eingeschlafen, während er und Jafar sich unterhalten hatten.
    »Sie ist sehr schön, Ihre Frau!«
    »Sie hat eine schöne Seele«, sagte Kane leichthin. Er lehnte sich in die Kissen und machte es AJ an seiner Schulter bequem. Sie war eine schwere Last. Erschöpft bis über das

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