In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight
Satellitentelefons. Sie hatten es geschafft, sich vier Stunden Schlaf abzuringen. Besser als nichts. Kane kletterte nackt über die Sitze, um das Gespräch anzunehmen.
AJ suchte in tiefer Dunkelheit ihre Kleider zusammen. Während sie sich anzog, hörte sie seinen knappen Fragen zu und reimte sich die Antworten zusammen. Mein Gott. Ihr Herzschlag dröhnte in den Ohren. Die Dinge schienen in Zeitlupe zu passieren, während sie sich eilig anzog.
Sie lauschte konzentriert auf Kanes Tonfall, packte eine Hand voll von seinen Sachen und schob sich zwischen den Sitzen ins Cockpit vor, wo sie das Oberlicht einschaltete.
Kanes Gesicht war furchteinflößend grimmig, als er die Verbindung kappte. »Es ist ein Virus«, sagte er geradeheraus, nahm seine Kleider entgegen und begann, sich anzuziehen. »Raazaq hat genug von dem Zeug, um eine Kleinstadt auszulöschen und unzählige andere zu infizieren. Offenkundig
stirbt jeder, der infiziert ist. Manche sterben innerhalb von Tagen, während es anderen gut geht und sie reine Überträger sind. Es ist hochansteckend.«
»Heilige Scheiße.«
Kane war mit Anziehen fertig, startete den Motor und fuhr los. Das Fahren war immer noch gefährlich. Zu viel Sand in der Luft und die Sicht praktisch null. Es war tiefdunkel, der Wind fegte mit über einhundertzwanzig Stundenkilometern über sie hinweg. Aber sie hatten keine andere Wahl.
Sie schloss den Sicherheitsgurt, griff quer über Kanes Brust nach seinem Gurt und klickte ihn zu.
Der scharfe, metallische Geschmack der Angst erfüllte ihren Mund, und ihr Herz klopfte unregelmäßig. Dass ein Psychopath wie Raazaq etwas derartig Gefährliches in Händen hatte, reichte aus, um Mutter Teresa, so tot sie auch war, einen Herzinfarkt zu verpassen.
AJ kniff einen Moment lang die Augen zu. Sie brauchten Verstärkung, verdammt, und zwar sofort. So mussten sie einfach tun, was irgendwie ging.
»Zwei Grad weiter südlich.« AJ prüfte das GPS auf dem Armaturenbrett und korrigierte geistesabwesend Kanes Kurs. »So weit südlich ist absolut nichts«, sann sie vor sich hin und stemmte sich mit beiden Händen gegen das Armaturenbrett, weil der Wind den Humvee umzuwerfen drohte.
Sie ging im Geiste die Karten der Gegend durch, versuchte herauszufinden, wohin Raazaq möglicherweise unterwegs war. »Vielleicht will er nach Bawiti«, dachte sie laut nach. »Aber ich bezweifle es. Zu dünn besiedelt. Warum sollte er etwas, das Tausende töten kann, an ein paar hundert ›Bauern‹ verschwenden, wie er sie nennt? Vielleicht weiter südlich? Der Sudan?« Sie schüttelte den Kopf und verwarf die Idee. »Warum hatte er dann kein Flugzeug genommen? Oder den Fluss?«
Sie schlitterten und rutschten den Abhang hinab, während schwere Böen sie zurückzwingen wollten. Sogar die Natur arbeitete gegen sie. Kane presste die Lippen zusammen und runzelte die Stirn. AJ studierte im trüben Schein des Armaturenbretts seinen Gesichtsausdruck und war dankbar, nicht der Grund seines Zorns zu sein.
Sie würden nur langsam, entsetzlich langsam vorankommen, was bei der Dringlichkeit der Lage nur noch schlimmer war. Es war wie in einem Albtraum, in dem man zu laufen versucht und die Beine sich nicht bewegen wollen. Beschäftige dich , sagte sie sich. Rede. Hör auf, so viel nachzudenken . »Es gibt nur wenige Ansiedelungen. Ein paar kleinere Oasen. Sonst praktisch nichts.« Der Humvee schwankte plötzlich, weil ihn eine Breitseite aus Wind getroffen hatte. AJs Blick wanderte vom Sand, der über die Windschutzscheibe fegte, zu dem Mann hinter dem Lenkrad. »Wir brauchen das Team. Hier, bei uns. Damit sie das Zeug unschädlich machen, während wir diesen Bastard erledigen.«
»Bitte, keine Panik jetzt. Glaube mir, ich lasse dich wissen, wenn es Zeit ist, in Panik zu verfallen.« Kane warf ihr schnell einen Blick zu, dann konzentrierte er sich wieder auf die Außenwelt, die sich mit Zähnen und Klauen einen Weg hereinbahnen wollte. »Das Team wird da sein, wenn wir es brauchen. Bei diesem Wetter kann keiner viel tun. Sogar Raazaq kommt gegen diesen Sturm nicht an. Im Moment sind wir beide von allen am dichtesten an ihm dran.«
Er rang sich jedes einzelne Wort ab und setzte hinzu: »In dem Augenblick, wo der Sturm abzieht, wird der Himmel voller Flugzeuge sein, und wir bekommen Verstärkung, bis wir nicht mehr wissen, wohin damit. In der Zwischenzeit fahren wir so weit und so schnell wir können und machen ihm die Hölle heiß.«
»Ich gebe den anderen Bescheid.« Sie
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