In der Hitze der Wüstensonne - Out of Sight
Ja, kann ich tatsächlich. Ich habe es auf der Karte nachgeschaut, weil ich - du glaubst doch nicht wirklich, dass er da hin will? Was hätte er davon?«
Kane zuckte die Achseln. »Er hat sechs Stunden Vorsprung. Lass uns in die Richtung fahren - etwas Besseres haben wir nicht -, und auf der Fahrt rufen wir im Hauptquartier an. Unser Nachrichtendienst muss inzwischen neue Informationen haben und kennt eventuell das Zielgebiet. Jedenfalls fahren wir erstmal in die Richtung. Aber vorher müssen wir den Kindern helfen, den Humvee auszugraben.«
Sie gingen zu dem halb abgetragenen Hügel und fingen an zu graben. Als die Kinder erst einmal begriffen hatten, dass es kein Spiel mehr war, dauerte es nicht mehr lange, das Auto auszugraben.
Sobald die Tür freigelegt war, kletterte Kane hinein und versuchte, den Wagen zu starten. Der Motor rührte sich nicht. Er stieg aus und machte die Motorhaube auf. Der Motorblock war versiegelt, und es war kaum Sand zu sehen. Jedenfalls nicht genug, um die Einzelteile lahm zu legen. Er säuberte alles, so gut er konnte, und setzte sich wieder hinters Lenkrad. »Kontaktiere die anderen und frag nach der geschätzten Ankunftszeit.«
AJ griff nach dem Satellitentelefon.
Kane schaute zu ihr hinüber, während er den Motor zu starten versuchte. »Schütteln macht es auch nicht besser«, sagte er trocken.
Sie schüttelte es stirnrunzelnd nochmal. »Vielleicht sollte ich dagegen treten?«
»Nein. Das bringt auch nichts. Der Wagen springt nicht an.« Er zog den Schlüssel ab.
»Ist Sand im Getriebe?«
»Nein.«
Sie schob sich auf den Beifahrersitz und fragte ihn per Handzeichen: » Unsere Gastgeber? Sabotage ?«
»Keine Chance«, sagte er mit ganz normaler, ruhiger Stimme. »Überleg doch, es ist einfach zu vieles nicht in Ordnung. Die Uhren, der Wagen, die Kommunikation. Alles außer Betrieb.«
»Der Sandsturm hat irgendwas zerstört.«
»Sieht ganz so aus«, sagte Kane stirnrunzelnd. »Kommunikationssysteme, das begreife ich noch. Aber Uhren? Und Autobatterien?«
»Vielleicht hat der Sturm das Satellitensignal gestört?«
Er zog eine Augenbraue hoch.
»Tut mir Leid, aber Elektronik ist nicht meine Sache.«
»Eigentlich spielt es doch keine Rolle, wer oder was das verursacht hat. Es ist, wie es ist. Also sehen wir zu, dass wir damit klarkommen. Wir suchen die Ursache und finden einen Ausweg. Sieh nach, was wir an Vorräten und Ausrüstung mitnehmen können.«
Jafars Leute, die besser auf den Sandsturm vorbereitet waren, würden ihnen Essen anbieten und eventuell -
»Beförderungsmittel«, rief AJ, während Kane gleichzeitig sagte: »Vielleicht verkaufen sie uns ja ein paar schnelle Kamele.«
»Offen gestanden«, AJ rieb sich den Nacken, »gefällt mir
die Vorstellung gar nicht, den Elementen ausgesetzt zu sein, und zwar auf dem Rücken von etwas, das atmet.«
Sie drehte sich auf dem Sitz zu ihm herum. »Vielleicht ist diese Blackout-Sache in ein, zwei Stunden wieder vorbei. Dann wäre es Selbstmord, jetzt auf ein paar Kamelen in die Libysche Wüste aufzubrechen.« Es war ein Statement, kein Protest.
»Die Leute, die hier leben, machen das die ganze Zeit. Hast du eine bessere Idee?« Er hielt inne. »Kannst du reiten?«
»Als Kind bin ich ein bisschen geritten. Pferde, keine Kamele. Ich bin nicht besonders gut, aber ich bleibe oben. Ich bin dabei. Und was ist mit dir? Kannst du reiten?«
»Ja. Mein Zwillingsbruder hat eine Ranch.«
»Aber Kamele hat er keine.« Sie strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht.
Kane lächelte halb. »Schätze, da hast du Recht. Ich rede mit Jafar und heuere uns einen Führer an.«
Sie sah zum Fenster hinaus. Die Wüste dehnte sich unendlich aus. Meilenweit war in alle Richtungen nur Sand zu sehen, auf dem sich das Licht der höher steigenden Sonne spiegelte. Abgesehen von der Oase, gab es hier draußen gar nichts. Es war wie auf dem Mond. »Lass uns hoffen, dass er uns etwas geben kann, das Räder hat und keine Beine.«
»Das wird so oder so kein Spaß. Wie nah kann uns deine Erinnerung an die Pyramide ranbringen, von der du erzählt hast?«
»In Sichtweite.«
»Das reicht.« Er verzog einen Mundwinkel zu einem Lächeln. »Pack unsere Ausrüstung zusammen, checke die Karten, und zwar doppelt. Du hast zehn Minuten. Und verdopple den Wasservorrat, den du für ausreichend hältst.«
»Aye, aye, Captain.«
Er lächelte ein wenig. »Jetzt mach.«
Der Beduine besaß ein Dutzend Fahrzeuge mit Allradantrieb. Doch sobald irgendwer versuchte,
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