In der Hitze jener Nacht
…“
„Ihm geht’s gut – machen Sie sich keine Sorgen.“ Mrs. Carey sah sie beide kopfschüttelnd an. „Ich weiß, wie man auf ein kleines Kind aufpasst. Und wenn etwas sein sollte, rufe ich Sie an.“
„Die Nummer haben Sie, oder?“, fragte Maggie und tastete in ihrer Handtasche nach ihrem Handy, um sicherzugehen, dass es auch eingeschaltet war.
„Selbstverständlich. Immerhin haben Sie sie mir heute schon drei Mal gegeben.“
„Meine auch?“, erkundigte Justice sich und klopfte sich die Hosentaschen ab.
„Ja, Ihre Nummer habe ich auch. Und auch die der Polizei“, antwortete Mrs. Carey beruhigend und schob sie behutsam in Richtung Tür. „Und die vom Krankenhaus und der Feuerwehr. Und jetzt gehen Sie. Tanzen Sie. Amüsieren Sie sich!“
Etwas irritiert über den Rausschmiss, griff Justice nach Maggies Ellbogen und führte sie auf die Veranda. „Es sind ja auch nur ein paar Kilometer von hier entfernt und …“
„Ich weiß, wo die Stevenson Hall ist, Justice. Ich lebe hier schon, seit ich denken kann.“ Mrs. Carey scheuchte sie mit einer Handbewegung fort. „Und jetzt gehen Sie, um Himmels willen. Dem Baby geht es gut, und das wird auch so bleiben.“
„Wenn Sie es sagen …“ Maggie klang nicht sehr überzeugt. Die ganze Zeit sah sie Jonas an, der eigentlich recht fröhlich wirkte.
„ Wird’s bald! “
Justice nahm Maggies Schal, legte ihn ihr um die Schultern und hakte ihren Arm bei sich ein. „Sie hat recht. Jonas geht es gut, und wenn es wirklich nötig sein sollte, sind wir in zehn Minuten wieder hier.“
„Also gut“, meinte Maggie zögernd. Sie blickte Mrs. Carey an. „Aber Sie versprechen anzurufen, falls etwas sein sollte?“
„Absolut. Fahren Sie vorsichtig.“
Dann schloss sie die Tür und ließ Maggie und Justice auf der schwach erleuchteten Veranda zurück. Schon stieg ihm wieder ihr Duft in die Nase. Und wieder wurde Justice bewusst, wie sehr er sich zu ihr hingezogen fühlte. Er hatte noch nie weniger Lust verspürt, irgendwo hinzugehen. Es war nicht nur die Sorge um den Jungen, die ihn zurückhielt. Vielmehr war es die Vorstellung, diese überaus elegante und attraktive Maggie King ganz für sich allein zu haben.
Doch als Besitzer der King-Ranch hatte er an diesem Abend eine gesellschaftliche Verpflichtung zu erfüllen, darum blieb ihm nichts anderes übrig. „Wir müssen ja nicht lange bleiben“, sagte er und führte sie galant die Veranda hinunter und zum Geländewagen, den einer seiner Leute vor dem Haus geparkt hatte.
„Ich weiß.“ Maggie warf einen letzten Blick zurück, bevor sie Justice anlächelte. „Jonas ist wahrscheinlich quicklebendig. Außerdem würde ich heute Abend gerne mit einem sympathischen Smokingträger tanzen.“
Er verzog den Mund. „Jemand, den ich kenne?“
Sie lachte. „Vielleicht hat Mrs. Carey recht, und wir sollten heute Abend einfach nur versuchen, uns etwas zu amüsieren.“
„Vielleicht“, erwiderte er und strich ihr sanft über den Arm. „Aber sag’s ihr um Himmels willen nicht.“
Wieder lachte Maggie und setzte sich schließlich in den Wagen, während Justice ihr die Tür aufhielt. Er nahm sich vor, jeden Moment zu genießen. Denn er wusste, wie schnell die Dinge sich wieder ändern konnten.
Der Wohltätigkeitsball war ein Riesenerfolg.
Der Festsaal war voller wichtiger und spendabler Menschen, die Band auf der Bühne spielte Tanzmusik, und die livrierten Kellner bewegten sich, die Tabletts in Händen, formvollendet zwischen den Gästen. An der Decke schwebten bunte Luftballons, und die Menge war eine bunte Mischung exklusiv gekleideter Damen und Herren im Smoking. Anstatt mit ihrem Mann zu tanzen, wie sie es vorgehabt hatte, unterhielt sich Maggie mit verschiedenen Freunden.
Sie entdeckte Justice am anderen Ende des Saals, wo er inmitten einer Traube Menschen stand. Selbst in diesem Moment schlug ihr das Herz bis zum Hals. In dem Smoking sah Justice einfach großartig aus. Sie wusste, wie sehr er Anzüge hasste, aber dennoch war seine sinnliche Ausstrahlung überwältigend. Wahrscheinlich müssen sich alle Frauen Luft zufächeln, nachdem sie einen Blick auf ihn geworfen haben, dachte sie.
Maggie stutzte, als sie sah, wie er sich den Oberschenkel rieb. Wahrscheinlich hätte sie gar nicht erwähnen sollen, dass sie mit ihm tanzen wollte. Er war so furchtbar stolz und wollte sie nicht enttäuschen. Außerdem war er fast schon wieder vollständig genesen und würde sich deshalb noch weniger vom Tanzen
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