In der Hitze jener Nacht
gut wie perfekt wiederhergestellt. Das hieß für sie, sie und Jonas mussten bald gehen. Ganz egal, wie sein Vater die Dinge sah. Warum sollten die beiden da draußen nicht noch ein bisschen Zeit zu zweit verbringen?
Den Gedanke daran, die Ranch wieder verlassen zu müssen, konnte sie nur schwer ertragen. Und die Angst, die sie überfiel, wenn sie daran dachte, dass Justice sein Versprechen wahr machen und ihr Jonas wegnehmen könnte, lähmte Maggie geradezu. Sie wusste, dass der Schmerz unvermeidlich war. Und es würde ihr das Herz brechen.
„Nein“, sagte Maggie entschieden und stand langsam auf. Es war an der Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie bald ohne Justice leben würde. „Ich denke, ich werde ein Bad nehmen und mich dann für den Abend zurechtmachen.“
Mrs. Carey nickte. „Es ist auf jeden Fall gut, dass Sie ihn heute Abend begleiten.“
Ja, vielleicht, dachte Maggie. Vielleicht würde es auch die Hölle für sie beide werden. Vor ein paar Tagen hatte sie sich dazu überreden lassen, Justice zum Wohltätigkeitsballzu begleiten.
Die gemeinnützige Organisation, die Justice ins Leben gerufen hatte, sammelte jedes Jahr Tausende von Dollars, um die städtischen Suppenküchen zu finanzieren. Maggie hatte sich sogar noch an der Planung der Veranstaltung beteiligt, als sie und Justice noch zusammen gewesen waren. Als er vorgeschlagen hatte, dort gemeinsam hinzugehen, hatte sie es für eine schöne Idee gehalten.
Aber jetzt war sie sich plötzlich nicht mehr so sicher. Besorgt sah sie Mrs. Carey an. „Macht es Ihnen auch wirklich nichts aus, auf Jonas aufzupassen? Falls doch, könnte ich hierbleiben und …“
„Es ist mir eine große Freude, den Kleinen bei mir zu haben, das wissen Sie doch“, entgegnete Mrs. Carey lächelnd. „Wenn Sie in letzter Minute kneifen wollen, dann muss ich Sie enttäuschen. Daraus wird nichts.“
Maggie presste die Lippen aufeinander. „Und ich dachte, ich könnte Ihnen vertrauen.“
„Liebes, das können Sie auch. Und deshalb sage ich Ihnen, dass Sie jetzt ein Bad nehmen, sich hübsch machen und das wunderschöne Kleid anziehen sollten, das Sie gestern gekauft haben.“ Sie stand auf, ging um den Tisch herum und umarmte Maggie kurz, aber herzlich. „Und dann amüsieren Sie sich mit Ihrem Mann. Tanzen, plaudern. Und wer weiß, vielleicht erinnern Sie beide sich daran, was Sie verbindet, bevor es zu spät ist.“
Justice gefiel es überhaupt nicht, sich in Schale werfen zu müssen. Er fühlte sich höchst unwohl in dem maßgeschneiderten Smoking und sehnte sich nach seinen geliebten Jeans und den Stiefeln. Er verstand nicht, warum er das alles auf sich nehmen musste. Wieso reichte es nicht, einen Scheck auszustellen?
Düster sah er sich in der Eingangshalle um und bemerkte, dass in der kobaltblauen Vase ein Strauß Rosen stand, deren Duft den Raum erfüllte. Seit Maggie wieder zurück war, entdeckte er regelmäßig Blumen im Haus. Seufzend gestand Justice sich ein, dass das nicht das Einzige wäre, was er vermissen würde, wenn sie ginge. Das ganze Haus würde wieder leer und einsam sein.
Sein Bein tat ihm inzwischen kaum noch weh. Er wusste, dass sie ihn bald verlassen würde. Doch dieses Mal durfte er es nicht zulassen. Er musste einen Weg finden, damit sie blieb. Nicht nur wegen Jonas. Ohne sie fühlte er sich nicht vollständig.
Justice befestigte die Manschetten seines Hemdes und sah leicht verärgert auf die Uhr. Maggie hatte ihn schon immer warten lassen. Wie oft hatte er früher auf diesem Treppenabsatz gestanden und gerufen, sie möge sich beeilen? Und jedes Mal hatte sie erwidert, sie sei es wert, dass man auf sie wartete.
„Verdammt, ich glaub es nicht“, murmelte er, als sie am obersten Treppenabsatz erschien.
Das lange rote Haar umspielte locker ihre Schultern. Genauso mochte er es am liebsten. Große goldene Ohrringe glitzerten im Lichtschein. Maggie trug ein langes, schulterloses Kleid aus dunkelgrüner Seide, das ihre Kurven betonte und keine Wünsche offen ließ. Das Oberteil schmiegte sich eng an ihre Taille und ließ ihre Brüste noch besser zur Geltung kommen. Der Rock fiel weich und umschmeichelte ihre Beine. Dazu hatte sie einen schwarzen Kaschmirschal ausgewählt, den sie sich über den Arm gelegt hatte.
Sie stand einfach da und lächelte ihn an. Ihm stockte der Atem. Als sie sah, welche Reaktion sie bei ihm auslöste, errötete sie leicht, und ihre dunkelblauen Augen glänzten. Wenn sie bloß wüsste, wie sie auf ihn
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