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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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gefunden?«
    »Ich.«
    »Wer hatte die Polizei verständigt?«
    »Die Nachbarn.«
    »Und warum?«
    »Die Nachbarn hatten das Mädchen schreien gehört.«
    »Haben Sie den Täter schon dingfest gemacht?«
    »Nein.«
    »Wissen Sie, wer's war?«
    »Nein, aber es gibt Hinweise.«
    »Können Sie darüber was Näheres sagen?«
    »Nein, das geht nicht. Es könnte die Ermittlungen erschweren oder verzögern.«
    »Es könnte die Ermittlungen erschweren, wenn Sie Polizeibeamten
    einer anderen Dienststelle über den Fall Auskunft geben?«
    »Wir haben in Black River unsere eigene Kompetenz, derartige Fälle zu behandeln.«
    »Ist das nicht übertriebene Geheimniskrämerei?«
    »Sie müssen das nicht persönlich nehmen. Wir haben unsere Anweisungen, und die müssen wir befolgen, im Interesse der Aufklärung des Falles.«
    »Sie könnten mir immerhin sagen, wie der Verdächtige aussieht.«
    »Keine Einwendungen.« Der Polizeibeamte betete die Beschreibung des Täters herunter, so wie es ihm von Sam ins Unterbewußtsein eingespeichert worden war. Der fiktive Täter ähnelte Ogden Salsbury in keiner Weise. »Was tun Sie, wenn die Polizei von Bexford ihre Mithilfe bei der Suche nach dem Verdächtigen anbietet?«
    »Ich lehne dankend ab«, sagte der Beamte. »Wir wickeln die Fahndung in eigener Regie ab, ohne fremde Hilfe. So steht es in den Vorschriften. Ich hätte sowieso nicht die Kompetenz, daran etwas zu ändern. Das kann nur der Polizeichef von Black River.«
    »Gut«, sagte Sam. »So könnt's gehen. Steigen Sie ein.« Er stand dabei, als der Polizist in den Krankenwagen einstieg. Er sah, wie der Polizist auf der gepolsterten Bank neben der Verletzten Platz nahm. »Sie laden noch ihren Verlobten ein, wie ich es Ihnen vorhin erklärt habe«, sagte Sam. »Er erwartet Sie am Ende der Main Street, kurz vor der Ortsausfahrt.« Sam hatte Phil Karkov per Telefon programmiert. Phil würde die Rolle des besorgten Verlobten spielen, der die von einem Unbekannten überfallene Freundin ins Krankenhaus begleitete.Auch was Lolah den Ärzten und dem Personal im Krankenhaus in Bexford sagen würde, war programmiert. Sie sei von einem Fremden in ihrer Wohnung überfallen worden. »Phil Karkov wird bei ihr bleiben, nachdem sie ärztlich versorgt ist«, beendete Sam sein Briefing. »Er wird darauf bestehen, ein Zimmer im Krankenhaus zu bekommen. Was Sie angeht, so fahren Sie mit dem Krankenwagen nach Black River zurück, nachdem Sie sich vergewissert haben, daß bei Lolah keine Lebensgefahr vorliegt.«
    »Ich verstehe«, sagte Crowell. Sam schloß die Tür. Er ging um den Krankenwagen herum, um mit dem Fahrer zu sprechen. Es war ein Feuerwehrmann, den Sam für die Fahrt nach Bexford rekrutiert hatte. Es schien keinen Weg zu geben, Salsburys Willen zu brechen. Der Mann hatte starke Schmerzen, aber er war nicht bereit, irgend etwas über seine Komplizen preiszugeben. Er saß in Thorps Dienstzimmer, in dem Stuhl, den ihm Paul angewiesen hatte. Pauls Fragen beantwortete er mit bizarrem Hochmut, mit Schweigen und Obszönitäten. Eine weitere Schwierigkeit war, daß Paul keine Erfahrung in der Befragung eines Zeugen hatte. Er war alles andere als ein Inquisitor. Er wußte, daß Salsbury sein Geheimnis unter dem Druck der Folter preisgeben würde. Aber wie folterte man einen Menschen, ohne ihn physisch zu zerstören? »Wer waren die Männer im Hubschrauber?« Salsbury schwieg. »Waren es Regierungsbeamte?« Schweigen. »Handelt es sich um einen Test, den die Regierung bezahlt?«
    »Gehen Sie zum Teufel, Annendale!« Wenn er ergründen wollte, was Salsbury wirklich Angst machte, würde der Mann sein Geheimnis preisgeben. Nur dann. Jeder Mensch hatte Ängste, die ihn prägten. Im Falle von Salsbury, der so offensichtlich an der Schwelle zum Wahnsinn stand, mußte es einen wahren Kleiderschrank voller Skelette geben. Aber wo lag der Schlüssel zu diesem Schrank verborgen? Es gab Tausende von Möglichkeiten, ein Labyrinth, so verworren wie die Psyche des Menschen. Wenn Salsbury ein Mensch war, der unter Höhenangst litt, konnte er ihn auf den Glockenturm der Kirche schleppen und
    ihm mit einem Sturz in die Tiefe drohen. Wenn Salsbury unter Platzangst litt, unter dem Wahn, daß freie Fläche eine tödliche Gefahr für ihn darstellte, dann konnte er ihn auf das Baseballfeld des Ortes schleppen. Es genügte, wenn er ihn in die Mitte des Platzes setzte, und Salsbury würde zu sprechen beginnen. Wenn Salsbury krankhafte Angst vor Ratten hatte, konnte er ihn mit

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