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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Hackbrett gedrückt. Mit der Rechten hielt sie die zweizinkige Gabel umklammert, die in ihrer linken Hand steckte. Die Zinken schienen bis ins Holz zu reichen. Die Schürze der Serviererin war blutbespritzt. Die Frau schrie aus vollem Halse. Vergeblich versuchte sie, die Gabel aus der Hand zu ziehen. Paul wandte sich zu Bob Thorp. »Holen Sie bitte Doc Troutman.« Thorp stob davon. Paul ergriff die Frau bei der rechten Hand. »Lassen Sie die Gabel los.« Sie hob den Blick. Sie schien durch ihn hindurchzusehen. Sie schrie. Wie ein Tier, dachte Paul, und dann schämte er sich des Gedankens. Er zwang ihr die Gabel aus der Hand. »Halt sie fest«, sagte er und gab Jenny, die hinter ihm stand, ein Zeichen. »Sie darf die Gabel nicht wieder anfassen.« Jenny hielt die rechte Hand der Serviererin umklammert. »Mir wird
    schlecht, Paul«, flüsterte sie. Die Küche war klein, die Schreie ohrenbetäubend. Der Anblick der schönen, bleichen Hand, in der eine Gabel steckte, ein Alptraum. Es roch nach Gebratenem, nach Rostbeef und Zwiebeln, nach Fett und nach frischem Blut. »Dir wird nicht schlecht, Jenny«, sagte er. »Du bist ein tapferes Mädchen, und denen wird nicht schlecht.« Sie stand da und biß sich auf die Lippen. Sie nickte. Paul nahm ein Tischtuch vom Stapel und zerriß es in zwei Bahnen. Er wickelte eine Bahn um den Arm der Serviererin und formte eine Klemme, indem er einen Löffel als Hebel benutzt. »Komm, Jenny«, sagte er, »halt den Löffel fest.« Jenny hatte die Hand der Frau kaum freigegeben, als jene den Griff der Gabel zu packen versuchte. Paul riß die Gabel heraus, die einen Zentimeter tief im Hackbrett steckte. Mit einer raschen, entschlossenen Bewegung trennte er Gabel und Hand. Er ließ die Gabel fallen und umfing die Frau, die ins Wanken geraten war. Sie betteten die Blutende auf den Küchenboden. Die Frau hatte zu schreien aufgehört, sie weinte. Paul kniete neben ihr. »Ich verstehe nicht, wie sie das fertiggekriegt hat«, sagte er, zu Jenny gewandt. »Sie hat sich die Gabel in die Hand gestochen, mit aller Kraft.«
    »Ein Unfall«, sagte die Serviererin. Sie zitterte. Ihr Gesicht war blaß. »Ein furchtbarer Unfall.«

5. Kapitel
    14 Monate früher- Donnerstag, der 10. Juni 1976
    Der Tote war entkleidet worden. Er lag auf dem Seziertisch. Der Seziertisch war mit einer Reihe von Abläufen ausgestattet, durch die das Blut in die vorbereiteten Behälter rinnen konnte. »Wer ist das?« fragte Klinger. »Einer von Leonards Angestellten«, sagte Salsbury. Bis auf zwei Leuchten über dem Seziertisch war der Raum dunkel. An der Wand standen Computer und elektronische Geräte. In Kopfhöhe in die Wand eingelassen waren neun Fernsehschirme. »Sein Name war Brian Kingman«, sagte Dawson leise, fast andächtig. »Er gehörte zu meinen persönlichen Beratern. Zum engeren Stab.«
    »Wie lange war der Mann schon bei dir beschäftigt?« fragte Klinger. »Fünf Jahre.« Der Mann auf dem Seziertisch war Ende Zwanzig. Der Tod war vor sieben Stunden eingetreten, das Gesicht war fahl. Das Blut war in die Schenkel abgeflossen, das Fleisch dort war dunkelblau. Die Hände waren geöffnet, die Finger leicht gekrümmt. »War er verheiratet?« fragte Klinger. Dawson schüttelte den Kopf. »Verwandte?«
    »Die Großeltern sind tot. Keine Geschwister. Seine Mutter starb, als sie ihn zur Welt brachte. Der Vater starb bei einem Autounfall vor einem Jahr.«
    »Gibt's Onkel? Tanten?«
    »Nichts dergleichen.«
    »Eine Freundin?«
    »Mädchen hier und da, aber nichts Ernstes«, sagte Dawson. »Deshalb hatten wir ihn ja auch für das Experiment ausgewählt.« Klinger dachte nach. »Du hast damit gerechnet, daß der Versuch
    tödlich verlaufen würde?«
    »Uns war bewußt, daß dieses Risiko bestand«, sagte Og-den. »Diesmal haben Sie mit Ihrer Prognose recht behalten«, sagte Klinger sarkastisch. Der Tonfall ärgerte Salsbury. »Sie wußten, um was es geht, Klinger, von Anfang an.«
    »Das stimmt.«
    »Dann tun Sie bitte nicht so, als ob ich den Tod dieses Menschen allein zu verantworten habe.« Der General schüttelte den Kopf. »Sie haben mich mißverstanden, Ogden. Ich mache Ihnen keinerlei Vorwürfe. Im Gegenteil. Ich bin der Meinung, Sie machen sich zuviel Gedanken wegen der Ausfälle, die es bei solchen Versuchen gibt. Der Mann war eine Maschine, die ihre Funktion eingebüßt hat. Wir können jederzeit eine neue Maschine in die Versuchsreihe einführen.«
    »Armer Kerl«, sagte Dawson. »Ich glaube, er hätte alles für

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