In der Kälte der Nacht
Telefongesellschaft, ein zweistöckiges Haus mit verklinkerter Fassade. Das Büro, wo der Publikumsverkehr abgewickelt wurde, befand sich im Erdgeschoß.
Klein, sauber, zweckmäßig eingerichtet. Es gab acht graue Registerschränke, eine Registrierkasse, mit der bar bezahlte Rechnungen verbucht wurden, es gab einen kleinen Elektronenrechner, ein Fotokopiergerät, eine Schreibmaschine. In der Ecke standen zwei Stühle mit hohen Lehnen. Auf der anderen Seite des Raumes stand ein Metalltisch mit einem Drehstuhl. Es gab einige Stöße Werbematerial, und auf der Theke stand ein im Nickelständer verschweißter Flaggenschaft, von dem das Sternenbanner in einer recht kleinen Ausführung herunterhing. Die Möbel im Raum waren frisch abgewischt. Der Boden war frisch gewischt. Soweit Papier herumlag, war es geordnet worden. Alles wirkte sehr akkurat. Es gab nur eine einzige Angestellte in diesem Raum, eine schlanke, gutaussehende Frau Ende Vierzig. Das haselnußbraune Haar war kurzgeschnitten, die Haut der Frau war erstaunlich gepflegt. Das Gesicht war nicht gleichmäßig zu nennen, aber da gab es den Mund, der die Blicke der Besucher auf sich zog. Die Frau trug einen grünen Hosenanzug und eine weiße Baumwollbluse. Praktisch gekleidet sah sie aus, adrett. Die Brille war an den Bügeln mit einer Kette versehen, so daß die Frau sie um den Hals hängen konnte. Sie begrüßte ihn mit einem geschäftsmäßigen Lächeln. »Regnet's draußen noch?« fragte sie. Er schloß die mit einem Mittelpfosten versehene Tür. »Ja.«
»Was kann ich für Sie tun, Sir?«
»Ich bin der Schlüssel.«
»Ich bin das Schloß.« Er betrachtete ihre Brüste. Sie hatte mit ihrer Brille zu spielen begonnen. »Wie heißen Sie?« fragte er. »Joan Markham.«
»Sind Sie die Sekretärin?«
»Meine Position ist die des Assistant Managers.«
»Wie viele Personen sind in der Telefongesellschaft von Black River tätig?«
»Heute?«
»Heute.«
»Sechs, wenn ich mich selbst mitzähle.«
»Zählen Sie die Namen der Beschäftigten auf.«
»Da wäre einmal Mr. Pulchaski.«
»Was macht der?«
»Er ist der verantwortliche Leiter.«
»Wo befindet er sich in diesem Augenblick?«
»In seinem Büro einen Stock höher.«
»Weiter! Wer sind die anderen?«
»Leona Ives, Mr. Pulchaskis Sekretärin.«
»Ist die jetzt bei ihm?«
»Ja.«
»Bleiben drei. Wer sind die anderen drei?«
»Die anderen drei arbeiten in der Vermittlung.«
»Handvermittlung?«
»Ganz recht.«
»Die Namen!«
»Mary Ultman, Betty Zimmermann und Louise Pulchaski.«
»Die letzte, ist das Mr. Pulchaskis Frau?«
»Seine Tochter.«
»Wo befindet sich die Vermittlung?« Sie deutete nach hinten. »Wenn Sie dort entlanggehen, die erste Tür rechts.«
»Bis wann arbeitet die Tagesschicht in der Vermittlung?«
»Bis um fünf.«
»Wieviel Mädchen kommen zur Ablösung?«
»Zwei. Abends wird weniger telefoniert.«
»Wie lang arbeitet die Ablösung?«
»Bis um ein Uhr nachts.«
»Dann kommt die Nachtschicht?«
»Ganz recht.«
»Wieviel Mädchen?«
»Ein einziges. Nachts ist sehr wenig zu tun. Wir nennen das die Friedhofsschicht.« Sie setzte sich ihre Brille auf. Wenige Sekunden später nahm sie die Brille wieder ab. »Sind Sie nervös, Mrs. Markham?«
»Ja, sehr.«
»Sie sollen aber nicht nervös sein. Sie sind jetzt ganz ruhig. Ganz ruhig.« Ihre Haltung löste sich. Ein Lächeln trat auf ihre wohlgeformten Lippen. »Morgen ist Samstag«, sagte er. »Arbeiten Sie in der Vermittlung samstags mit der gleichen Besetzung?«
»Nein. Am Wochenende sind tagsüber immer nur zwei Mädchen eingesetzt.«
»Neben Ihrer Schreibmaschine sehe ich einen Notizblock und einen Kugelschreiber liegen. Ich möchte, daß Sie auf diesem Notizblock die Namen der Mädchen notieren, die heute abend, heute nacht und morgen tagsüber Dienst haben werden. Ich brauche außer den Namen auch die privaten Telefonnummern. Verstanden?«
»Ja.« Sie ging zu ihrem Schreibtisch. Salsbury durchquerte das Büro und trat an die Scheibe. Er sah auf die Main Street hinaus, dies war der westliche Teil der Straße, die quer durch Black River führte. Draußen fegten abgerissene Blätter auf dem Pflaster entlang. Salsbury warf einen Blick auf seine Uhr. Es war Viertel nach eins. »Beeilen Sie sich, Sie hysterische Zicke.« Sie sah auf. »Was?«
»Ich hatte Sie eine hysterische Zicke genannt. Vergessen Sie das. Machen Sie mir die Liste fertig, schnell.« Sie schrieb die Namen auf den Block und fügte die Telefonnummern
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