In der Kälte der Nacht
nicht. Aber in Richtung Bexford scheint ganz schön was los zu sein. Black River liegt ja sehr geschützt in den Bergen.«
»Die Freileitungen nach Bexford sind kaputt, sagst du. Das bedeutet... O mein Gott.« Sam sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Das bedeutet, innerhalb von Black River kann man telefonieren, aber nach auswärts sind alle Leitungen tot.«
»Mit wem hast du gesprochen?«
»Mit dem Mädchen in der Vermittlung. Mit Mandy Ultman.«
»Hat sie gesagt, wann der Schaden behoben sein wird?«
»Der Sturm muß ziemlich gewütet haben«, sagte Sam. »Die Techniker von Bexford sind rausgefahren, um die Leitungen zu reparieren. Mandy meint, es wird einige Stunden dauern, bis man wieder nach auswärts telefonieren kann.«
»Wie lange genau?«
»Bis morgen, hat sie gesagt.« Paul hatte sich neben seinen toten Sohn gekniet. Er dachte über die Folgen nach, die der Ausfall der Auswärtsverbindungen auf die Aufklärung des Verbrechens hatte. »Einer von uns beiden sollte nach Bexford fahren und die Polizei
des Staates Maine von dort aus anrufen«, sagte Sam. »Gut.«
»Soll ich hinfahren?«
»Wenn du willst. Du oder ich, das spielt keine Rolle. Aber erst müssen wir Mark hier wegbringen.«
»Die Leiche aus dem Haus bringen?«
»Ja.«
»Ist das nicht gegen das Gesetz?« Er räusperte sich. »Ich meine, es heißt doch, man darf nichts verändern, bis die Polizei ihre Feststellungen getroffen hat.«
»Ich kann den Jungen nicht hier im Keller liegenlassen, Sam.«
»Wenn Bob Thorp deinen Sohn umgebracht hat, dann muß man ihn des Mordes anklagen. Wie soll man ihn des Mordes anklagen, wenn du nicht mal mehr beweisen kannst, daß du den Toten in Thorps Haus gefunden hast?« Paul war selbst überrascht, wie sicher seine Stimme klang. »Die Mordspezialisten der Polizei werden Marks Haare und genügend Blutspuren in der Tiefkühltruhe finden.«
»Aber...«
»Ich kann ihn nicht hier liegenlassen!«
»Also gut.«
»Du verstehst mich doch, Sam, oder?«
»Ja, ich versteh' dich. Wir tragen die Leiche zum Wagen.«
»Danke, Sam.«
»Und dann fahren wir zu mir. Wir werden seine Leiche im Haus behalten, bis...«
»Danke.«
»Wie sollen wir ihn tragen?«
»Pack du ihn an den Beinen.« Sam griff zu. »Vorsichtig, Sam.« Sie hoben den starren Körper vom Boden auf. »Sei vorsichtig, daß wir nirgends anstoßen, Sam.«
5. Kapite l
14 Uhr
Der Donner war so laut, daß er das Rauschen des Regen s übertönte. Zwei Männer standen an die Fenster des Büros gelehnt. Sie trugen Plastikumhänge mit dem Aufdruck POLICE. Bob Thorp hatte die beiden mit diesen Umhängen ausgestattet, und den Männern hatte das großen Spaß gemacht. Sie durften Sheriff spielen. »Können Sie schießen?« fragte Salsbury. Die beiden sagten ja, sie könnten schießen. Salsbury wandte sich zu Bob Thorp. »Geben Sie den beiden Waffen.«
»Revolver?«
»Haben Sie auch Gewehre?«
»Ich hätte auch Gewehre.«
»Gewehre wären für diese Operation wahrscheinlich geeigneter als Revolver«, sagte Salsbury. »Was meinen Sie, Thorp?«
»Gewehre wären besser«, sagte Thorp. »Dann geben Sie ihnen Gewehre.« Ein Blitz erhellte das Innere des Büros. Die Konturen der Menschen waren den Bruchteil einer Sekunde lang doppelt zu sehen. Thorp ging zum Waffenschrank, schloß auf und nahm die Gewehre heraus. »Haben Sie schon einmal mit einem Gewehr, geschossen?« fragte Salsbury die Männer in den gelben Umhängen. Der eine nickte. Der andere sagte: »Viel Ahnung hab' ich von Gewehren nicht, aber ein bißchen. Bei Schrot ist der Vorteil, man braucht nicht so genau zu zielen. Man hält das Gewehr so ungefähr in die Richtung und drückt einfach ab.« Er wog die Waffe, die Salsbury ihm reichte, mit beiden Händen und schmunzelte. »Schönes Stück.«
»Für diese Operation genau das Richtige«, sagte Salsbury. »Sie beide begeben sich jetzt auf den Parkplatz und besteigen den Polizeiwagen. Sie fahren die Main Street stadtauswärts, in östlicher Richtung. Verstanden?«
»Wir fahren in östlicher Richtung«, sagte einer der beiden Männer. »Und dann blockieren Sie die Einfahrt in die Stadt. Sie stellen den Wagen quer und halten den ganzen Verkehr an.«
»Wir blockieren den gesamten Verkehr.« Der Mann war begeistert. Salsbury nickte. »Sie lassen die Fahrzeuge dann einzeln passieren. Sie sagen jedem Fahrer, daß für Black River der Notstand ausgerufen ist. Wer in den Ort hineinfährt, muß als erstes hierherkommen, zum Büro des Polizeichefs.
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