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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Donner ließ das Haus in seinen Grundfesten erzittern. Sam wartete, bis das Grollen verhallt war. »Buddy ist nicht das, was man einen verläßlichen Zeugen nennt.«
    »Als wir vorher mit ihm sprachen, hatte ich den Eindruck, daß du ihm seine Geschichte abnimmst.«
    »Ich nehme ihm ab, daß er zwei Männer gesehen hat, zwei Sporttaucher. Aber die Schlußfolgerungen, die er daraus zieht, sind falsch.«
    »Die Schatzsucher-These, meinst du.«
    »Ich meine, daß es keine Sporttaucher gewesen sein können. Taucher tragen keine hüfthohen Gummistiefel. Ich will dir sagen, was Buddy gesehen hat: zwei Männer mit Tanks. Flüssigkeitstanks. In den Behältnissen befand sich eine chemische Substanz, die zur Vergiftung des Trinkwassers benutzt worden ist.«
    »Jemand soll eine chemische Substanz ins Reservoir geschüttet haben?«
    »Sieht ganz danach aus.«
    »Und wer? Agenten der Regierung etwa?«
    »Kann sein. Auch Terroristen kommen in Frage. Auch private Firmen.«
    »Und mit welchem Motiv?«
    »Sie wollen etwas ausprobieren. Sie wollen testen, ob die Substanz die beabsichtigte Wirkung hat.«
    »Gesetzt den Fall, sie haben wirklich das Trinkwasser vergiftet...« Sam war nachdenklich geworden. »Was für eine Art Gift könnten sie denn hineingeschüttet haben? Eine Substanz, die unbescholtene Menschen in Psychopathen verwandelt, in Zombies, die ohne Skrupel Mordaufträge ausführen?« Paul bedeckte seine Augen. Sam legte ihm den Arm um die Schulter. »Wir werden deinen Jungen finden, verlaß dich drauf. Und ich bin sicher, er ist noch am Leben.«
    »Ich bete zu Gott, daß du recht behältst, Sam.« Er war den Tränen nahe, aber er wußte, er durfte jetzt nicht weinen. Tränen waren ein Luxus, den er sich erst später leisten konnte. Er räusperte sich. »Ich bin sicher, es gibt eine Verbindung zwischen Deighton, dem Soziologen, und den beiden Männern, die Buddy beobachtet hat. Dieser Deighton ist nicht hier, um soziologische Studien zu treiben, Sam. Er weiß, daß unser Trinkwasser vergiftet wurde, und er befindet sich in Black River, um die Wirkungen zu untersuchen, die das Gift auf die Menschen hat.«
    »Wenn das Trinkwasser vergiftet war, warum sind Jenny und ich dann nicht krank geworden?«
    »Das weiß ich auch nicht. Und ich muß zugeben, ich habe auch keine Theorie für Marks Verschwinden.« Er legte den Kopf auf die Seite. »Oder vielleicht doch. Er hat etwas gesehen. Er hat etwas erfahren, was ihn für Deighton zu einem Risiko macht. Damit ist der Junge für ihn so gefährlich, daß...« Er verstummte. Die beiden Freunde starrten sich an. Zu bizarr war die Vorstellung, daß die Einwohner von Black River zu Versuchskaninchen umfunktioniert worden waren. Paul hätte die These am liebsten als Witz abgetan. Aber das Lächeln, das er versuchte, gefror zu einer Grimasse. »Wenn etwas dran ist an deiner Idee«, sagte Sam in seine Gedanken hinein, »dann hätten wir um so mehr Grund, uns rauszuhalten und die Polizei des Staates Maine einzuschalten.«
    »Wir müssen anders herum vorgehen«, sagte Paul. »Wir müssen zuerst die Leiche finden, dann werden wir die Polizei verständigen. Wir müssen Mark finden, bevor er irgendwo im Wald verscharrt wird.« Sams gütiges Gesicht überzog sich mit der Blässe des Grauens. Als sein Freund ihn musterte, war er so weiß wie sein Haar. »Sprich nicht von deinem Sohn, als wäre er schon tot, Paul. Du befürchtest, daß es so ist, aber du weißt es doch nicht, verdammt noch mal!« Paul ließ die Luft aus den Lungen entweichen. Er tastete nach seinem Herzen. »Ich habe heute einen Fehler gemacht, Sam. Ich hätte Rya Glauben schenken sollen, als sie zu mir kam. Ich hätte unverzüglich hinfahren müssen. Rya ist keine Lügnerin, dafür kenne ich sie zu gut. Die blutigen Tücher haben mich überzeugt.« Er schloß die Augen. »Du sagst, ich soll nicht von Mark sprechen, als wäre er schon tot. Aber das muß ich! Wenn ich noch Hoffnung habe und finde seine Leiche ... der Schmerz wäre so groß, daß ich es nicht ertragen kann. Kannst du das verstehen?«
    »Ja.«
    »Du brauchst nicht mit in Thorps Haus zu kommen, wenn du nicht willst.«
    »Ich lass' dich nicht allein hineingehen, auf keinen Fall.«
    »Gut. Dann laß uns nicht noch mehr Zeit verlieren.«
    »Ich mag den Jungen«, sagte Sam. »Ich liebe ihn, als war's mein eigener.« Paul nickte, dann betraten die Freunde das düstere Haus. Zwei oder drei Gehminuten vom R00ming House, wo Salsbury untergebracht war, lag das Gebäude der

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