In der Kälte der Nacht
genommen. Seine Finger hielt er wie Klauen in die Polster gepreßt. Sam stand vor dem Bücherregal. Er las in einem Jahresband psychologischer Zeitschriften, den er nach längerem Suchen aus der linken oberen Ecke gezogen hatte. Das Ticken einer alten Uhr war zu hören. Die Uhr stand auf dem Fenstersims. Jenny betrat den Raum, ohne die Tür wieder zu schließen. Sie kam zu Paul und kniete sich neben ihn. Sie begann seine Hand zu liebkosen. »Wo ist Rya?« fragte er. Bevor Sam seinen Freund zur Suchaktion in Thorps Bungalow begleitete, hatte er Rya ein Beruhigungsmittel gegeben. »Sie schläft«, sagte Jenny. »Hier!« sagte Sam. Die beiden fuhren hoch. Und dann war Sam da, zeigte ihnen ganz aufgeregt ein Foto, das in dem Jahresband abgedruckt war. »Sein Bild. Der Mann, der sich Deighton nennt.« Paul betrachtete das Foto aus der Nähe. »Kein Wunder, daß es weder Rya noch mir gelungen ist, den Artikel in den Inhaltsverzeichnissen aufzuspüren. Wir haben ja immer nach einem Verfasser namens Deighton gesucht. Aber der richtige Name ist Ogden Salsbury.«
»Ich erinnere mich, daß ich diesen Mann in Black River gesehen habe, und zwar im Ultman's Cafe. Es war an dem Tag, als der furchtbare Unfall geschah. Ich glaube, er wurde von der Serviererin
bedient, die sich die Gabel in die Hand stieß.« Jenny war aufgestanden. »Glaubst du, daß der Unfall dieser Frau in Zusammenhang steht mit dem, was uns Buddy Pellineri erzählt hat, und mit Marks Tod?« Er sah, daß ihr die Tränen in den schönen Augen standen. »Ja«, sagte Paul und wunderte sich, daß er nicht weinen konnte. »Es gibt einen Zusammenhang, und wir werden herausfinden, welchen.« Er wandte sich zu Sam. »Ist Salsbury der Autor dieses Artikels?«
»Ganz recht. Und das Bemerkenswerte ist, er hat danach nichts mehr veröffentlicht. Der Artikel erschien vor zwölf Jahren.«
»Was könnte der Grund für die Funkstille sein?«
»Aus dem Artikel geht hervor, daß Salsbury damals ein recht umstrittener Mann war. Die einen hielten ihn für ein Genie, die anderen für einen Wahnsinnigen. Wegen der Kontroversen, die seine Forschungen hervorriefen, hat er die Vortragsreisen, denen er sich vorher widmete, ganz aufgegeben. Es heißt zum Schluß des Artikels, daß er sich nun wieder ganz auf die Forschung konzentrieren wollte.«
»Worum ging es denn in der Sache?« Sam las die Überschrift des Artikels vor. »Beeinflussung menschlicher Verhaltensweisen durch unterschwellige Botschaften. Der Untertitel lautet: Kontrolle der Psyche durch das Ego.«
»Und was bedeutet das?«
»Soll ich den ganzen Artikel vorlesen?« Paul warf einen Blick auf seine Uhr. »Es kann nicht schaden, wenn wir die Gedanken unseres Gegners im einzelnen kennenlernen«, warf Jenny ein. »Wir können dann der Polizei gezielte Hinweise geben.«
»Sie hat recht«, sagte Sam. Paul nickte. »Lies vor, Sam.«
14 Uhr 40
Leonard Dawson saß in seinem Studio in Greenwich, Connecticut. Er las einen Brief, den ihm Julia, seine Frau, geschrieben hatte, der Brief war auf blauen Papier geschrieben, das nach Lavendel duftete. Julia befand sich auf einer dreiwöchigen Bildungsreise durch das Heilige Land. Wie sie schrieb, war dieses so ganz anders, als sie erwartet hatte. Die Hotels gehörten entweder Araber oder Juden, und so fühlte sich Julia beschmutzt, wenn sie zu Bett ging. Sie hätte viel lieber in einem Stall geschlafen als in Hotels, die Araber und Juden gehörten. Sie berichtete von ihrer Fahrt nach Golgatha. Sie hatte im Fond einer chauffeurgesteuerten Limousine gesessen, die Bibel auf den Knien, aber dann hatte sie Golgatha beschmutzt vorgefunden. Es gab eine Gruppe amerikanischer Baptisten, die das Heiligtum besuchten. Neger. Mein Gott, hast du mich verlassen? Es war Freitagnachmittag. Das weiße Telefon auf Dawsons Schreibtisch läutete. Nur Salsbury und Klinger kannten die Nummer dieses Telefons. Dawson legte Julias Brief aus der Hand und wartete, bis das zweite Rufsignal ertönte. Er nahm ab. »Ja?«
»Ich erkenne dich an der Stimme«, orakelte Salsbury. »Weißt du, wer ich bin?«
»Natürlich. Hast du das Störgerät eingeschaltet?«
»Ja.«
»Dann brauchs t du nicht so geheimnisvoll zu tun. Selbst wenn die Leitung angezapft wäre, was sie nicht ist, könnte der Abhörer kein Wort verstehen.«
»Wie die Dinge hier liegen, ist äußerste Vorsicht geboten«, sagte Salsbury. »Wir sollten uns nicht hundertprozentig auf das Störgerät verlassen.«
»Was heißt das: wie die Dinge hier
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