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In der Kälte der Nacht

In der Kälte der Nacht

Titel: In der Kälte der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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klar, daß ein Mann wie Salsbury bei einem Projekt dieser Größenordnung scheitern mußte. Aber ich habe es nicht wahrhaben wollen.
    Wer war Salsbury? Kein Verrückter, der mit Schaum vor dem Mund durch die U-Bahn-Stationen lief. Aber auch kein Mensch, dem man so etwas wie geistige Gesundheit bescheinigen konnte. Salsbury stand seit seiner frühen Jugend an der Schwelle zum Wahnsinn. Die Erziehung hatte diese Ausprägung vertieft. Im Erwachsenenalter war er ein pathologischer Frauenhasser. Gelegentlich durchbrach er das Zölibat, indem er sich Prostituierte für ausgedehnte Wochenendorgien mietete. Sieben oder acht Frauen an einem Wochenende waren keine Seltenheit. Es waren wilde, ausgefallene Nächte, und immer wieder war es im Verlauf solcher Zusammenkünfte zu dem gekommen, was in dem schriftlichen Bericht des Detektivs und der Bezeichnung >Schwierigkeiten< zusammengefaßt wurde. Es gab zwei Protokolle, die nach Dawsons Urteil mehr über Salsbury verrieten als der ganze Rest der Akte. Er zog eines dieser beiden Protokolle aus dem Ordner, um sich den Inhalt zu vergegenwärtigen.
    Eine Woche nach Vollendung seines elften Lebensjahrs wurde Ogden Salsbury der Aufsicht seiner leiblichen Mutter entzogen und der staatlichen Fürsorge unterstellt. Sein Vater war gestorben. Seine Mutter Katherine Salsbury und ihr Geliebter, ein gewisser Howard Parker, wurden später wegen Inzest-Handlungen und der Unzucht mit Minderjährigen für schuldig befunden und verurteilt. Katherine Salsbury trat eine zehnjährige Gefängnisstrafe im Frauengefängnis von New Jersey an. Die Fürsorgebehörde übergab den Sohn einer Nachbarin zur Pflege. Die Frau hieß Carrie Barger, seit ihrer Wie derverheiratung trägt sie den Familiennamen Peterson. Ogden war eines von mehreren Pflegekindern, die Mrs. Barger anvertraut wurden. Das im Bericht wiedergegebene Gespräch wurde vom Unterzeichner mit Mrs. Carrie Peterson am 22. Januar 1975 in ihrer Woh nung in Teaneck, New Jersey geführt. Die Befragte ist 69 Jahre alt. Das Gespräch fand am frühen Morgen statt. Trotz der frühen Stunde war Mrs. Peterson bereits betrunken.
    Sie trank während der Befragung weiter. Sie merkte nicht, daß die Unterhaltung auf Band aufgezeichnet wurde.
    Dawson hatte die Passagen, die ihn besonders interessierten, farbig markiert. Er blätterte weiter, bis er die markierten Seiten fand.
    Frage: Sie wohnten Tür an Tür mit Mrs. Salsbury. Dann müssen Sie doch auch mitbekommen haben, ob die Frau ihren Sohn geschlagen hat oder nicht. Mrs. Peterson: Natürlich habe ich das mitbekommen. Sie schlug den Jungen, seit er gehen konnte. Das Kind war die Zielscheibe ihres Zorns. Sie hat den kleinen Kerl grün und blau geschlagen. Frage: Sie hat ihm den Hintern versohlt? Mrs. Peterson: Wenn es nur das gewesen wäre! Ich habe gesehen, wie sie mit den Fäusten auf ihn einschlug. Sie war eine kräftige Frau, müssen Sie wissen. Sie hatte auch die Gewohnheit, den Jungen in die Arme zu kneifen. Es war traurig, so traurig, daß ich oft in Tränen ausgebrochen bin, wenn der Junge zu mir kam. Er kam zu mir, weil er mit meinen Pflegekindern spielen wollte. Das war, bevor ich ihn von der Fürsorge als Pflegekind zugewiesen bekam. Der Junge hatte Wunden am ganzen Körper. Frage: War Mrs. Salsbury Alkoholikerin? Mrs. Peterson: Sie trank, aber als Alkoholikerin würde ich sie nicht bezeichnen. Sie war bösartig. Böse von Natur. Ich glaube auch, sie war etwas schwachsinnig. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß manche schwachsinnigen Menschen in Krisensituationen ihre Wut an Kindern auslassen. Die Kinder leiden. Es ist furchtbar, wie die Kinder dieser Menschen leiden. Frage: Ging sie mit Männern? Mrs. Peterson: Ob sie Liebhaber hatte? Dutzende. Sie war eine lasterhafte Frau. Sie suchte sich die gemeinsten Männer aus. Die Männer mußten schmutzig aussehen. Arbeiter. Trinker. Einige der Liebhaber hielten es ein Jahr bei ihr aus, andere nur eine Woche oder zwei.
    Frage: Dieser Howard Parker, was war mit dem ? Mrs. Peterson: Wenn ich schon den Namen höre ! Frage: Wie lange war Parker mit Mrs. Salsbury zusammen ? Mrs. Peterson: Sechs Monate glaube ich, und dann schritt die Polize i ein. Ein furchtbarer Mensch, wirklich . Frage: Wußten Sie, was in Mrs. Salsburys Wohnung vor sich ging ? Ich meine jetzt die Zeit, als Parker bei ihr wohnte ? Mrs. Peterson: Natürlich nicht, sonst hätte ich sofort die Polize i gerufen. Als das Verbrechen passiert war, kam der kleine Ogden z u mir, ich habe dann sofort

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