In der Oase des Scheichs
Bedenkzeit und gingen nach nebenan.
„Claudia, das ist genial.“ Sam griff nach ihrer Hand.
Sein Vater blieb lange reglos sitzen, bevor er sich erhob und ihr gratulierte. „Sam hat recht“, sagte er. „Sie haben die Fusion gerettet. Jetzt können die Bayadhis nicht mehr aussteigen.“
„Sie können aussteigen, aber ich glaube nicht, dass sie es tun werden“, meinte Sam.
Als die Bayadhis in den Raum zurückkehrten, lächelten sie alle. Sams Vater hatte recht behalten. Es gab keinen Grund mehr, sich querzustellen. Nun war es an der Zeit, zu feiern. Sam schien fest mit diesem Ausgang gerechnet zu haben, denn er hatte vorsorglich Fruchtsäfte und eine leckere Auswahl an pikanten und süßen Appetithappen bestellt. Weitere Mitarbeiter aus beiden Unternehmen gesellten sich zu ihnen, und es entspann sich ein lebhaftes Gespräch über zukünftige Möglichkeiten, neue Büros und eine Aufstockung des Personals.
„Und deine Aufgabe wird es sein, den neuen Organisationsplan aufzustellen“, sagte Sam zu Claudia, als er ihr ein Glas mit kühlem Fruchtsaft reichte. Sie standen etwas abseits von den anderen am Fenster mit Blick auf den Hafen, in dem gerade die Ladung eines Al-Hamri-Schiffes gelöscht wurde.
Sag’s ihm, sag’s ihm jetzt. Sag ihm, dass du den Plan machen wirst, dann aber kündigst. Dass du sein Büro, seine Firma und ihn verlassen wirst.
„Was wirst du dir von dem Bonus gönnen, den ich dir für diesen Erfolg auszahle? Wohin fährst du in Urlaub? Egal wohin, ich komme mit.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich will keine Bonuszahlung, ich habe nur meinen Job gemacht. Und was den Urlaub angeht, so hatte ich gerade die schönsten Ferien meines Lebens. Ich werde diese Tage in deinem Land nie vergessen. Aber jetzt ist es Zeit, nach San Francisco zurückzukehren.“ Sie wollte gar nicht daran denken, wie trist es dort ohne ihn sein würde.
„Es besteht kein Grund zur Eile. Lass uns feiern. Richtig feiern. Ich möchte mit dir segeln gehen und dir die Stadt zeigen. Außerdem will ich etwas mit dir besprechen und dich um deine Meinung bitten.“
„Dann lass uns jetzt darüber reden. Du hast schon so viel für mich getan. Und ich bin schon zu lange weg.“ Obwohl ihre Lippen bebten, rang sie sich ein höfliches Lächeln ab. Er durfte nicht ahnen, was in ihr vorging.
„Ich verstehe“, erwiderte er. „Du hast Heimweh. Ich wusste, dass es nicht leicht für dich sein würde, dich in diesem fremden Land mit seinen ungewohnten Sitten zurechtzufinden. Natürlich kannst du jederzeit abreisen.“ Seine Stimme klang plötzlich kühl. Wäre es nicht Sam gewesen, hätte sie angenommen, sie hätte seine Gefühle verletzt. Aber sagte er nicht selbst immer, dass er keine Gefühle habe?
„Morgen.“ „Morgen.“ Ein nachdenklicher Ausdruck lag in seinen Augen. „Ich muss etwas mit dir besprechen“, fuhr sie fort. „Du bist mir hoffentlich nicht böse.“
„Natürlich nicht. Wie könnte ich dir böse sein, nach allem, was wir zusammen erlebt haben. Du kannst mir alles sagen.“
„Können wir irgendwo hingehen, wo nicht so viele Menschen sind?“, fragte sie und blickte über die Schulter auf die in Grüppchen zusammenstehenden und sich angeregt unterhaltenden Mitarbeiter der neuen Großreederei.
11. KAPITEL
Sam war gerade im Begriff, mit Claudia die Feier zu verlassen, als sein Vater ihn zu sich winkte und ihm ins Ohr flüsterte: „Eine wunderbare Frau. Lass sie nicht gehen.“
„Ich lasse sie nicht gehen.“ Doch wie konnte er sie dazu bewegen, zu bleiben, wenn sie nicht wollte? Schließlich lebten sie im einundzwanzigsten Jahrhundert. Die Frauen bestimmten selbst über ihr Leben und setzten ihr Wissen und ihre Kenntnisse erfolgreich im Beruf ein. Claudia mehr als andere. Sie war die intelligenteste – und begehrenswerteste Frau, die er kannte. Und er wollte sie haben wie nie etwas in seinem Leben zuvor. Aber offensichtlich wollte sie ihn nicht. Und das konnte er ihr nicht einmal verdenken. Er würde ihr Leben auf den Kopf stellen, und das funktionierte nie. Das wusste er aus Erfahrung. Außerdem hatte sie ihm ja bereits zwei Mal gesagt, dass sie nicht in Tazzatine leben könne.
Er ging mit ihr zum Aufzug, und sie fuhren nach oben in seine Penthouse-Wohnung. Noch vor wenigen Minuten war er überglücklich gewesen. Er wollte ihr seine Liebe gestehen und sie bitten, seine Frau zu werden. Dann war ihm klar geworden, was für ein Fehler das wäre. Sie würde es hier nicht länger aushalten als seine
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