In der Oase unserer Traeume
schlimmer als früher.
Ihre Forderung, dass ihre Affäre in Paris zu Ende gehen würde, war nichts als ein armseliger Versuch gewesen, ihre Gefühle vor ihm zu verbergen.
Aber Jamilah wusste genau, dass sie im Moment eines Herzschlags in Salmans Bett liegen würde, falls er sie in Merkazad auch nur berühren würde. Ihr einziger Schutz war, sich bei den Ställen vor ihm zu verstecken. Bei diesem Gedanken wünschte sie erneut, dass sie Salman über seine Angst hinweghelfen könnte.
Sie zuckte zusammen, als er ihre Hand ergriff und sie über den Rücksitz des Autos näher zu sich zog. Sein Gesicht lag im Schatten, und sie erkannte nur die markanten Linien seines Kopfes. Als er ihren Mund in Besitz nahm, schlang sie unwillkürlich ihre Arme um seinen Hals und rutschte noch näher zu ihm.
Als sie endlich das hell erleuchtete Hotel am Fuße der Champs-Élysées erreichten, war Jamilah schwindelig von Salmans Küssen. In der Eingangshalle drückte er fest ihre Hand. Erst jetzt merkte sie, dass er offenbar nervös war, doch sein Gesicht gab nichts preis.
Eine attraktive Frau mittleren Alters in einem schwarzen Hosenanzug wartete auf sie. Salman stellte sie Jamilah als Koordinatorin der Wohltätigkeitsorganisation vor. Nach der Begrüßung führte die Frau sie durch eine Seitentür in den überfüllten Ballsaal zu ihrem Tisch in der ersten Reihe.
Jamilah bemerkte, wie sich bei Salmans Eintritt die Energie im Raum veränderte. Mit einem unangenehmen Gefühl sah sie, dass ihm vor allem die Frauen nachschauten.
Als die Reden begannen, wurde ihr plötzlich klar, um welche Wohltätigkeitsorganisation es sich handelte. Salman hatte eine Hilfsorganisation für Kinder ins Leben gerufen, die in gewaltsame Konflikte verwickelt worden waren, wie zum Beispiel Kindersoldaten aus afrikanischen Ländern.
Die Organisation richtete Schulen und psychologische Betreuungsstellen ein, sodass diese Kinder einen Platz bekamen, an dem sie sich sicher fühlen und ihre schrecklichen Erlebnisse verarbeiten konnten. Die Betreuer halfen ihnen dabei, sich ein selbstständiges Leben aufzubauen.
Nur sehr wenige andere Wohltätigkeitsorganisationen boten eine derart übergreifende und langfristige Hilfestellung. Kein Wunder, dass Salman eine solche Organisation ins Leben gerufen hatte. In seiner Kindheit hätte er selbst eine Möglichkeit wie diese gebraucht, um über seine Vergangenheit hinwegzukommen.
Jamilah sah geistesabwesend zu, wie ein junger Afrikaner von ungefähr achtzehn Jahren das Podium betrat. Mit ergreifenden Worten erzählte er von seinen Erlebnissen als Kindersoldat und davon, wie die Organisation ihm eine lebensrettende Zuflucht geboten hatte. Mittlerweile lebte er in Paris und hatte ein Jurastudium an der Sorbonne begonnen.
Als der junge Mann seine Rede beendet hatte, war Jamilah nicht die Einzige in der Zuhörerschaft, die Tränen in den Augen hatte. Der gesamte Saal erhob sich, um dem Jungen zu applaudieren.
Als er vom Podium stieg, ging er auf direktem Wege zu Salman. Die beiden Männer begrüßten sich mit einer herzlichen Umarmung. Immer mehr Menschen kamen herüber, bis sich eine regelrechte Menschentraube um den jungen Mann gebildet hatte. Salman winkte ihm noch einmal zu, dann nahm er Jamilahs Hand und führte sie ein wenig zur Seite.
Sie suchte nach Worten, um auszudrücken, wie sehr sie ihn für seine Arbeit bewunderte, doch Salman schüttelte den Kopf und legte einen Finger auf ihre Lippen.
„Ich möchte nicht darüber reden, Jamilah, nicht heute Abend. Aber vielleicht kannst du verstehen, warum ich die Organisation aufgebaut habe.“
Jamilah nickte, und der Ausdruck der Erleichterung in seinen Augen ließ ihr Herz schneller schlagen. Mit jeder Minute verliebe ich mich mehr in diesen Mann, schoss ihr durch den Kopf. Sie konnte nur hoffen, dass er nicht noch einmal ihr Herz brechen würde.
9. KAPITEL
Schon kurze Zeit später nutzte Salman eine Pause, um die Veranstaltung zu verlassen.
„Gehen wir schon?“, fragte Jamilah verwundert. „Musst du dich nicht unter die Leute mischen?“
Ohne sein Tempo zu verringern, drehte Salman sich zu ihr um. Seine schwarzen Augen glitzerten. „Nein. Dafür habe ich Angestellte. Ich gebe das Geld, leite anonym die Organisation, und ab und zu zeige ich mein Gesicht.“ Er blieb abrupt stehen und legte seine Hände um Jamilahs schmale Taille. „Außerdem habe ich heute Abend eine wichtigere Verabredung.“
Jamilah errötete. „Nein, die Stiftung ist wichtiger“, zwang
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