In der Oase unserer Traeume
Gangseite gewählt. Direkt nach dem Start hatte sie ihre Sitzlehne umgelegt, eine Schlafbrille über die Augen gezogen und sich bis zur Nasenspitze zugedeckt. Seitdem lag sie reglos in ihrem Sitz und schien zu schlafen.
Wie kann sie schlafen? dachte er zornig. Seine Gedanken kreisten nur um sie. Ihn kümmerte nicht einmal, dass sie auf dem Weg zurück nach Merkazad waren. Aber vielleicht war sie wirklich müde. In der vergangenen Nacht hatten sie kaum ein Auge zugetan.
Salman versuchte, die erzwungene Ruhe zu nutzen und seine Gefühle zu ordnen. Zu seiner eigenen Überraschung hatte er es genossen, für Nadim einzuspringen. Die Brüder hatten sogar ein beinahe freundschaftliches Gespräch über den Verlauf der Konferenz geführt. So etwas war für lange Zeit zwischen ihnen nicht möglich gewesen.
Jamilah ist diejenige, die diese Veränderungen möglich gemacht hat! erkannte er mit einem merkwürdigen Gefühl in seiner Brust. Seltsamerweise bereute er nicht, dass er ihr seine Geheimnisse anvertraut hatte.
Nur ein leises Schuldgefühl war geblieben, weil er sie mit all den Bildern belastet hatte, die ihn seit seiner Kindheit Tag und Nacht quälten. Salman runzelte verwirrt die Stirn. Seine Erinnerungen waren plötzlich seltsam unscharf. Wenn er sie greifen wollte, schienen sie sich aufzulösen wie Wolken im Wind. War es möglich, dass er nach all der Zeit endlich vergessen konnte?
Mit geschlossenen Augen lehnte er seinen Kopf gegen den Sitz. Was war jetzt anders als vor sechs Jahren? Jamilah war reifer geworden und hatte ihre eigenen Erfahrungen gesammelt. Er zog eine Grimasse. Sie wusste alles über ihn, und sie war nicht davongelaufen.
Doch trotz allem musste er bald gehen und sie in Merkazad zurücklassen. Diesmal würde es wirklich vorbei sein. Er hatte keine Wahl.
Am ersten Tag nach ihrer Rückkehr nach Merkazad sah und hörte Jamilah nichts von Salman. Allerdings erinnerte sie das schwärmerische Geplapper der Mädchen, die im Stall arbeiteten, unentwegt an ihn. Wo ist Abdul, wenn ich ihn brauche, um solche Tratscherei im Keim zu ersticken? fragte sie sich gereizt.
Als sie am Abend endlich erschöpft ins Bett fiel, war sie seltsam enttäuscht. Warum hatte Salman sich nicht bei ihr gemeldet? Hatte er bereits das Interesse an ihr verloren? Vielleicht würde er ja lieber seine Jet-Set-Bekanntschaften in den Palast einladen.
Ich habe ihm schließlich klar und deutlich gesagt, dass unsere Affäre zu Ende ist! rief sie sich ärgerlich zur Ordnung. Fast bereute sie ihre Entscheidung jetzt, aber sie hatte keine Sekunde lang damit gerechnet, dass Salman wirklich auf sie hören würde.
Jamilahs Träume in dieser Nacht waren verworren, wie im Fieber. Sie erwachte mit heftigen Kopfschmerzen und dem Gefühl tiefer Unzufriedenheit. Als sie sich aus dem Bett quälte, stöhnte sie auf. Zu gern wäre sie heute noch ein wenig liegen geblieben, doch sie musste pünktlich zur Arbeit erscheinen.
Wie soll das alles bloß weitergehen, wenn ich mich schon am ersten Tag so elend fühle?
Am späten Morgen erschien eines der Hausmädchen des Palastes und übergab Jamilah eine Nachricht in einem Umschlag ohne Absender. Mit pochendem Herzen zog sie eine Karte aus handgeschöpftem weißem Papier heraus. Sie erkannte die ausladende und selbstbewusste Handschrift Salmans sofort.
War der gestrige Tag für Dich genauso hart wie für mich?
Ich sehne mich nach Dir, Jamilah!
Jamilah entließ das Mädchen, das gewartet hatte, um zu sehen, ob sie eine Antwort zurücksenden wollte.
Danach brauchte sie Stunden, um ihr rasendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Sie wusste nicht, auf wen sie wütender war. Auf Salman, weil er trotz ihrer ausdrücklichen Worte in Paris noch immer versuchte, ihre Affäre wieder aufzunehmen, oder auf sich selbst, weil sie sich aufführte wie ein liebeskranker Teenager.
Ihr Körper zeigte ihr nur allzu deutlich, wie gern er Salman nachgegeben hätte. Ihr Verstand dagegen wusste genau, dass sie sich nicht noch weiter auf ihn einlassen durfte.
In diesem Moment vibrierte Jamilahs Handy. Eine Textnachricht war eingegangen, natürlich von Salman:
Hast Du meine Nachricht bekommen?
Nach einem kurzen Moment der Überlegung tippte sie ihre Antwort:
Ja. Aber danke nein, kein Interesse. Ich habe zu viel zu tun, um mich damit abzugeben.
Wenige Sekunden später vibrierte ihr Handy schon wieder:
Ich habe auch viel zu tun. Falls es Dir entgangen ist: Ich bin der amtierende Herrscher von Merkazad. Dennoch kann ich mich
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