In der Oase
Abana blickte missmutig drein und kam mit gequälter Miene aus seiner Verbeugung hoch. Kamose blieb stehen und musterte ihn von Kopf bis Fuß. »Man sagt mir, dass du die ›Norden‹ verlassen und den Feind verfolgt hast«, bemerkte er. »Wer hat dir das befohlen, du ungeduldiger junger Hitzkopf?« Kay wurde rot.
»Majestät, ich konnte sie zwischen den Bäumen rennen sehen, als sie Richtung Westen auf die Wüste zuliefen«, antwortete er hitzig. »Unser Befehl lautete zu bleiben, wo wir waren, aber mein Schiff lag in der nördlichsten Position auf dem Fluss. Ich habe gesehen, wie sich die Setius in die Auseinandersetzung in der Wüste mischen wollten. Ich konnte nicht warten, dass man mir sagt, was ich tun soll! Ich musste ihnen nachsetzen!«
»Sie haben sich deswegen in die Wüste zurückgezogen, weil sie Het nefer Apu verlassen und ins Delta zurückkehren«, machte ihm Kamose sanft klar. »Hast du Bootsleute dabei verloren?« Kay war beleidigt.
»Aber nicht doch, Gebieter! Wir haben es geschafft, achtzig Setius zu töten. Sie wollten nicht stehen bleiben und kämpfen. Sie sind immer nur gelaufen.«
»Und du wolltest den Ruf deines Schiffes nach dem schlechten Abschneiden in der Scheinschlacht wiederherstellen«, sagte Kamose. »Hast du alle Hände abgeschnitten?«
»Nein, Majestät.« Kays Miene heiterte sich auf. »Aber wir haben ihnen ein paar sehr gute Schwerter und Äxte abgenommen.« Die versammelten Männer lachten schallend. »Tapfer, aber dumm, Kay«, mahnte Kamose. »In Zukunft erwarte ich, dass du den Befehlen deiner Vorgesetzten gehorchst, die vielleicht etwas mehr über Kampfstrategie wissen als du. Sei nicht ungeduldig. Deine Stunde kommt noch.«
Anchmahor war den Brüdern ins Zelt gefolgt, während die Getreuen davor Posten bezogen. Kamose winkte ihn zu einem Schemel und ließ sich auf die Bettkante sinken. »Wein, Achtoi«, verlangte er. »Aber nicht zu viel. Wir müssen noch die Berichte aufnehmen können, die schon bald vom Schlachtfeld hereinströmen.«
»Dank sei Amun«, sagte Ahmose jetzt feierlich und sie tranken. Die bittere Flüssigkeit blieb Kamose im Hals stecken, brannte bis in seinen Magen hinunter und verbreitete sofort Wärme, ohne jedoch seinen Durst zu löschen. Er griff wie unter Zwang nach dem Wasser, das immer frisch neben seinem Bett stand, und leerte den Krug, ließ sich die letzten Tropfen auf den Hals fallen und die Brust hinunterrinnen. »Was ist in der Wüste passiert?«, wollte Ahmose wissen. »Haben wir Männer verloren?« Kamose antwortete nicht, doch nach einigem Zögern sprach Anchmahor.
»Ich glaube nicht, Prinz, aber das wissen wir erst, wenn die Hauptleute Meldung gemacht haben«, sagte er. »Und wir wissen auch nicht, wie viele wir besiegt haben. Das ergibt die Handzählung.« Kamose knurrte.
»Besiegt?«, fragte er hart. »Das Wort nehme ich erst in den Mund, wenn Auaris unser und Apophis an der Mauer seines Palastes aufgehängt ist. Niemand ist besiegt worden. Viele Männer wurden abgeschlachtet, niedergemacht, erschlagen, wie auch immer man es ausdrücken will.« Er sprach mit Nachdruck, versuchte selbst, die Bedeutung zu erfassen, doch sie wollte ihm nicht in den Kopf. »Ich möchte wissen, welches Schicksal Ramose erlitten hat. Wenn er Apophis nicht verlockt hätte, nichts von alldem wäre möglich gewesen.«
»Das werden wir vielleicht nie erfahren«, sagte Ahmose. »Was jetzt, Kamose? Marschieren wir nach Norden und belagern verspätet Auaris? Hat jemand eine Ahnung, wie viele Soldaten Apophis jetzt noch hat?« Kamose seufzte. Der Krug war leer, und dennoch dürstete ihn nach Wasser.
Den Rest des Nachmittags und noch lange nach Sonnenuntergang lauschten die Brüder den stetig zunehmenden Siegesberichten. Anfangs im Zelt, später in der Abendkühle am Fluss, wo sie einen Offizier nach dem anderen empfingen. Die Handzählung war endlich beendet. Zehntausendneunzehn Setius erschlagen, ihre Leiber jetzt Fressen für die Wüstenräuber, ihre Waffen im Besitz der jubelnden Ägypter, die mit dem Singen und Zechen begannen, kaum dass die Kochfeuer entzündet waren. In Kamoses Divisionen gab es keine schlimmen Verwundungen. Er hatte keinen einzigen Mann verloren.
Allmählich sammelten sich die Fürsten im Fackelschein, wo Kamose und Ahmose saßen und am Wein nippten, und beantworteten Kamoses Nachfrage mit der Versicherung, dass die Waffen gesäubert und geschärft, Harnische ausgebessert und die Soldaten beköstigt würden. »Sie werden bis zur
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