In der Oase
hier am Weg antreten. Benachrichtige du die Soldaten, die Pezedchus am nächsten sind. Er wird die Nachricht auch erhalten haben und ich erwarte, dass er rasch zuschlägt.« Ahmose war schon unterwegs und forderte lautstark seinen Streitwagen an.
Sie hatten sich wegen Ahmoses Platz im bevorstehenden Zusammenprall gestritten. Kamose hatte gewollt, dass er die Divisionen anführte, die in kürzester Zeit in die Wüste strömen würden, doch Ahmose hatte angewidert die Nase gerümpft. »Ich möchte nicht in Sicherheit sein«, hatte er sich gewehrt, als Kamose darauf bestanden hatte. »Ich habe vor, die Divisionen zu befehligen, die Pezedchu gegenüberstehen, es sei denn, du gibst den entsprechenden Gegenbefehl, Starker Stier. Hör auf, mich zu beschützen!« Kamose hatte widerwillig nachgegeben und bedauerte das jetzt, als er sah, wie sich sein Bruder hinter dem Wagenlenker hinaufschwang und das Fahrzeug in Richtung der geballten feindlichen Streitmacht nach Norden fortrollte.
Na schön, es war zu spät, jetzt noch irgendeinen Befehl rückgängig zu machen. Die lange Reihe zu seiner Rechten geriet durcheinander und formierte sich neu, als die Soldaten nach ihren Waffen suchten und sich unter dem Gebrüll ihrer Hauptleute auf dem Weg sammelten. Hinter Kamose kamen zwischen den Bäumen weitere Männer herangeströmt und die Menge teilte sich, damit die Streitwagen an die Spitze donnern konnten. Kamose ging den Hügel hinunter, und als sein Wagenlenker ihn erblickte, griff er zu den Zügeln.
Der Horizont im Westen war nicht mehr klar, sondern durch eine schwankende graue Staubwolke verdunkelt. Kamose meinte, Gestalten darin auszumachen, doch es war nicht klar, um was es sich handelte. Hat irgendein Pferd überlebt?, überlegte er besorgt. Streitwagen? Wie viele Hauptleute waren noch auf den Beinen? Haben sie überhaupt noch Hauptleute oder sind sie nur noch ein wilder Haufen? Und befindet sich Ramose unter ihnen? Ihm blieb keine Zeit mehr für Überlegungen. Hor-Ahas Streitwagen rollte neben seinen. »Alle Divisionen bewegen sich an die ihnen zugewiesenen Plätze, Majestät«, rief er zu ihm hinüber. »Pezedchus Männer sind auch kampfbereit, doch bislang ist noch kein Pfeil abgeschossen worden. Der Prinz hat den Befehl über die Nordfront. Ich habe Späher in den feindlichen Bereich geschickt.«
Der Lärm ringsum war ohrenbetäubend. Schneidig und klar erklangen die Befehle der Hauptleute in der heißen Luft, ein Chor gelassener, gefasster Stimmen. Rechts und links von ihm rollten seine Schwadronen und hinter ihm marschierten die Divisionen, die Sonne funkelte auf einem Wald von Speeren und auf den Klingen von Tausenden gezückter Schwerter. Stolz übermannte ihn. Das hast du bewirkt, Seqenenre, mein Vater, dachte er mit einem Kloß im Hals. Diese Männer, diese stämmigen braunen Ägypter, marschieren mit flatterndem schwarzem Haar und wehenden weißen Schurzen stetig auf den Sieg zu, und das nur, weil du es gewagt hast, der Macht der Thronräuber zu trotzen. Deine Vision hat das Antlitz dieses Landes verändert, hat aus Bauern Soldaten gemacht.
Unter dem Rand seines Kopftuchs rann der Schweiß und er hob eine Hand und wischte ihn ab. Er griff nach hinten, holte sich einen Pfeil, wog ihn in der Hand und richtete den Blick in die Ferne, wo der Staub den Himmel verdunkelte. Jetzt waren einzelne Gestalten zu erkennen, aber wie viele und in welchem Zustand, das war noch nicht auszumachen.
Jetzt konnte er auch die Medjai sehen, die sich verteilt hatten und mühelos vor den Streitwagen herliefen. Hier waren sie auf eigenem Grund und Boden, der brennend heiße Sand machte ihren nackten Füßen nichts aus, sie wirkten wie schlanke schwarze Hyänen. Während er zusah, löste sich Hor-Ahas Streitwagen von ihnen und schwenkte nach rechts.
Jetzt hatte Kamose auch einen umfassenden Blick auf den bevorstehenden Kampf, auf die Medjai in scheinbarer Unordnung, wie sie die Flanke des Feindes umgingen, auf die Streitwagen, die sich zu beiden Seiten verteilt hatten, auf die Fußsoldaten in ihrer Mitte, Reihe um Reihe von Marschierenden, die bei ihrem unerbittlichen Voranschreiten den Sand aufwühlten. Kamose dachte kurz an seinen Bruder, schob jedoch die vertraute Beschützersorge beiseite. Ahmose würde gut befehligen und wurde dabei von hervorragenden Hauptleuten und disziplinierten Männern unterstützt.
Jemand fing an zu singen, eine helle Stimme erhob sich über das Knirschen der Geschirre und das dumpfe Dröhnen von
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