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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Unsere Gemahlinnen haben es satt, allein zu schlafen. Wir sind gezwungen gewesen, unsere Befehlsgewalt an unsere Haushofmeister abzugeben, und unsere Nomarchen leiden ohne unsere Führung. Zweimal Herbst und Aussaat und wir waren nicht da. Wir möchten nach Haus.« Er wedelte abfällig mit der Hand. »Ganz Ägypten außer einem kleinen Teil im Delta gehört uns. Apophis kann nichts mehr tun. Lassen wir ihn ein, zwei Jahre im eigenen Saft schmoren. Wir werden woanders gebraucht.«
    Kamose hatte Intef mit wachsendem Unglauben zugehört. Jetzt packte er die Tischkante und hielt sich daran fest, stützte sich darauf und musterte die verdrossenen Mienen vor sich. »Ihr werdet anderswo gebraucht? Was soll der Unfug? Habt ihr nicht gerade gehört, was ich zu Meketra gesagt habe? Ihr werdet da gebraucht, wo ich es sage, nicht wo ihr es gern möchtet! Und von wegen, dass Ägypten euch gehört, ihr überheblichen Fürsten! Ägypten gehört nach Geburtsrecht und Maat mir! Es hat mir schier das Herz gebrochen, dass ich zu seiner Rückeroberung grässliche Dinge tun musste. Wie könnt ihr es wagen!« Seine Stimme wurde immer lauter, bis er schrie. Er spürte, wie sich Ahmoses Finger im Schutz des Tisches in seinen Oberschenkel krallten, und der Schmerz brachte ihn zum Verstummen. »Ich bin der König«, schloss er ruhiger. »Ich vergesse diese Frechheit, Intef, vorausgesetzt, niemand zweifelt meine Oberhoheit an. Wir treffen uns morgen. Ihr seid alle entlassen.« Er setzte sich und drückte die Knie zusammen, um das Zittern in den Griff zu bekommen, doch die Fürsten machten keine Anstalten zu gehen. Sie beobachteten ihn eingehend. Dann sprach Mesehti, dessen wettergegerbtes Gesicht sich in betrübte Falten gelegt hatte.
    »Seine Majestät hat Recht«, bestätigte er. »Liebe Brüder, wir sind selbstsüchtig gewesen. Auch er könnte sich beschweren, weil er hier in Waset genauso gebraucht wird. Haben seine Haushofmeister und seine Frauen nicht die gleiche Last getragen wie unsere?« Er musterte Kamose mit gütigem Blick. »Wir sind nicht zufrieden, Majestät, ja, das stimmt, aber wir haben vergessen, dass du es auch nicht bist. Du bist unser König. Verzeih mir.«
    »Verräter«, murmelte jemand und Mesehti fuhr zu ihm herum.
    »Iasen, ich habe dir gesagt, so geht das nicht!«, schrie er. »Ich habe dir gesagt, wir versündigen uns! Kamose verdient etwas Besseres als unser aufsässiges Gemurre! Wenn es ihn nicht gäbe, wir wären noch immer unter dem Joch der Setius! Ich möchte mit solchen Dummheiten nichts mehr zu tun haben!«
    »Du hast es gut!«, antwortete Meketra gleichermaßen laut. »Mesehti von Djawati, der bequem im Schutz der Fürsten von Waset lebt! Du kannst dich wirklich nicht beklagen! Mein Chemmenu hat Kamose zerstört und nun erwartet er, dass ich es wieder zum Leben erwecke!« Beide waren aufgesprungen und funkelten sich an. Iasen hämmerte auf den Tisch ein.
    »Wir haben mit angesehen, wie Kamose und sein Bruder Ägypten in ein Trümmerfeld verwandelt haben!«, schrie er. »Zwei Jahre hat es gedauert, bis sich die Äcker erholt, bis die Dorfbewohner ihre Häuser wieder aufgebaut hatten, und hat er uns Zeit gegeben, damit wir ihnen helfen konnten? Nein! Wir werden zu Mitverschwörern gemacht und jetzt verlangt er schon wieder, dass wir unsere Bauern allein lassen und in den Krieg ziehen. Es reicht! Lasst uns nach Hause fahren!« Jetzt hatte auch Intef den Tisch verlassen, sein Stuhl kippte um und er trat danach.
    Kamose hielt sich aufrecht. Er fing Anchmahors Blick auf und nickte einmal. Anchmahor ging zur Tür. Hor-Aha war aufgestanden und stellte sich neben Kamose, seine Hand lag auf dem Messer in seinem Gurt.
    »Bei Apophis haben wir zumindest eine gewisse Ruhe gehabt«, fauchte Intef. »Er hat sich um seine Angelegenheiten gekümmert und uns tun lassen, was wir für richtig hielten. Der hat sich nicht eingemischt.« Sein Finger stieß zu, zeigte geradewegs auf Kamose. »Er hätte sich auch bei euch nicht eingemischt, wenn dein Vater nicht so unendlich hochnäsig gewesen wäre! Aber nein, Seqenenre war nicht mit seinem Platz zufrieden. ›Ich bin der König‹, hat er gesagt, aber uns, seine Brüder, ist er nicht um Rat oder Hilfe angegangen. Er hat unsere Ratschläge nicht gebraucht. Die hat er sich aus Wawat geholt!« Der Finger stieß noch einmal zu, dieses Mal zeigte er auf Hor-Aha. »Ein Fremdländer, ein schwarzer Wilder! Dein Aufstand ist weit genug gediehen, Kamose. Soll Apophis doch das Delta

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