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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Nomarchen fördern. Wir wollen doch, dass sich die Soldaten anfreunden, damit sie dann in der Schlacht fest zusammenstehen.« Jetzt sah sie ihn an. Die Tränen waren verschwunden und ihr Mund bebte nicht mehr. Er war zu einer grimmigen Linie zusammengepresst. »Meketra hat sich sogar noch beschwert, dass du ihn zurückgelassen hast und er Chemmenu wieder aufbauen, jedoch nicht im Feld Ehre einlegen darf, wo er doch Erfahrung in unterschiedlichen Befehlsbereichen braucht. Ich habe deine Hauptleute beobachtet, als Intef mit mir geredet hat. Sie hatten Angst, ich könnte den Fürsten den Befehl über sie geben. Ich konnte darin nichts Falsches sehen. Schließlich sind Drill und Scheingefechte nur dazu da, dass die Männer wachsam bleiben und beschäftigt sind, und warum sollten die Soldaten, die die Fürsten mitgebracht hatten, müßig gehen? Aber Intef beharrte zu sehr darauf, dass sie beide statt deines Befehlshabers den Oberbefehl bekämen. Etwas an der ganzen Situation hat mir nicht gefallen. Also habe ich abgelehnt.« Sie lachte kurz auf. »Sie haben mir so weit zugesetzt, wie es gerade noch erlaubt war.« Kamose merkte, dass er einen trockenen Hals hatte. Ich bin nicht zornig, dachte er. Warum? Er hatte die Antwort auf der Stelle. Weil Zorn mich nur blind macht und ich kalt und nüchtern bleiben muss. »Abends bin ich dann in das Quartier unserer Hauptleute gegangen«, sagte Aahmes-nofretari jetzt. »Sie haben mir erzählt, dass sie mehrere Male von den Hauptleuten, die mit den Fürsten gekommen sind, zum Trinken eingeladen worden sind und dass unsere eigenen Soldaten Geschenke von Männern aus den Reihen der Fürsten bekommen haben. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, Kamose. Bin ich töricht?«
    Sie waren jetzt bei der Bootstreppe angelangt und überquerten das Pflaster. Als Kamose nach links zum Weg sah, der zum Haus führte, erhaschte er einen Blick auf die Menge hinter dem dicht belaubten Spalier und auf das Gleißen der Sonne auf weißen Sonnensegeln. Das Gemurmel von vielen Stimmen drang deutlich bis zu ihm. Sie warten auf meine Ankunft, damit sie essen können, dachte er. Es ist ein Festtag.
    »Das hast du gut gemacht«, sagte er gelassen. »Ich bin sehr stolz auf dich, Aahmes-nofretari. Weiß Ahmose davon?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Wir hatten letzte Nacht Wichtigeres zu tun«, sagte sie mit einer Spur Trotz. »Und ohnedies bist du der König. Meine Pflicht ist es, dir zuerst davon zu erzählen.«
    »Gut. Dann behalte es für dich, so wie ich es für mich behalte. Morgen nehme ich sie alle mit, aber ich vergesse deine Worte nicht. Ich brauche sie, wie du weißt, aber ich kann mich nicht dazu bringen, sie zu mögen. Was haben sie in der Vergangenheit für Ägypten getan, außer fett und selbstgefällig von den Brocken zu werden, die ihnen die Setius hingeworfen haben?« Er merkte, wie seine Wut beißend und verzweifelt wurde. »Natürlich werde ich Ahmose und Hor-Aha warnen, aber ich möchte Intef und Meketra nicht wegen etwas beschuldigen, was vielleicht nichts ist«, schloss er. »Bislang haben sie nur gemurrt, sind aber gehorsam und verlässlich gewesen. Ich brauche sie noch. Gehen wir hin und frühstücken wir.« Und das schmerzt wirklich, gestand er sich ein, als sie gemeinsam unter dem dicht belaubten Weinspalier hindurchgingen und wieder in die Sonne traten. Ich brauche sie, brauche sie nötig, aber sie brauchen mich nicht.
    Er aß und trank, lächelte und unterhielt sich, nahm die Huldigungen und Glückwünsche der fröhlichen Versammlung entgegen, während er sich bemühte, seinen Ärger zu unterdrücken und das, was seine Schwester ihm erzählt hatte, in den rechten Blickwinkel zu rücken. Er hatte nicht die Absicht, sein Missfallen zu äußern, geschweige denn seinen unbestimmten Verdacht bezüglich ihrer Treue. Wenn ich das tue, sind sie entrüstet, und das vielleicht mit Recht. Dennoch waren Aahmes-nofretari und seine Frauen über den Vorfall zu besorgt gewesen und auch er hielt ihn, nachdem sich sein Zorn endlich gelegt hatte, für eine kleine, aber eindeutige Warnung.
    Schläfrig und gesättigt zerstreuten sich die Gäste schließlich zum Mittagsschlaf und auch Kamose zog sich in seine Gemächer zurück, doch er versuchte erst gar nicht zu schlafen. Auf seinem Stuhl sitzend, ging er im Geist durch, was er den Fürsten sagen wollte, welche Pläne er für diesen seinen dritten Feldzug hatte. Es waren nur wenige und sie waren schlicht. Ägypten gehörte bis zum Delta ihm, darum würde

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