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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Abneigung gegen dich, General«, hier nickte er abbittend in Hor-Ahas Richtung, »hat die glühenden Kohlen des Feuers angefacht, das in diesem Zimmer ausgebrochen ist. Den Protest und deine Reaktion habe ich erwartet, einen so gehässigen Ausfall jedoch nicht.«
    »Das war nicht nur ein Ausfall«, widersprach Ahmose. »Das war eine Bloßstellung. Und was den Widerstand gegen Apophis angeht, so merken sie nicht mehr, dass Ägypten in Schimpf und Schande ist, solange ein Fremdländer auf dem Horusthron sitzt. Ich kann kaum glauben, dass sie so dumm sind und diese fürchterliche Wahrheit vor lauter Bequemlichkeit nicht sehen.«
    »Majestät, was wirst du tun?« Die Frage kam von Machu. Kamose verzog das Gesicht. Es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu ordnen und die Bedeutung des Vorfalls einzuschätzen.
    »Falls ich sie hinrichte, ist das eine Botschaft an Auaris, dass wir uneins sind, und schon schöpft Apophis neuen Mut«, sagte er. »Diese Genugtuung möchte ich der Giftschlange nicht geben.«
    »Sie hinrichten?«, wiederholte Ramose entgeistert. »Kamose, das darfst du nicht!«
    »Warum nicht?«, fragte Kamose zurück. »Deinen Vater habe ich für etwas Ähnliches hingerichtet. Teti hatte mich richtig verraten. Diese drei nur im Geist. Der Unterschied ist nicht groß.« Er hob die Hände. »Aber wie schon gesagt, will ich Apophis nicht ermutigen. Darum bleibt mir kaum eine Wahl. Sie bleiben im Gefängnis, bis ich vor der nächsten Überschwemmung nach Waset zurückkehre. Hor-Aha, wem kann ich ihre Divisionen unterstellen? Ramose, schenk uns Wein ein. Ich bin ganz ausgedörrt.« Auf einmal wollte er nur noch den Kopf auf den Tisch legen und weinen.
    In der nächsten Stunde beredeten sie andere Möglichkeiten, doch alle litten unter dem, was so schnell außer Kontrolle geraten war, und die Vorschläge, die gemacht wurden, waren so gut wie unannehmbar. Am Ende beschlossen sie, ihren Aufbruch eine Woche hinauszuzögern, damit sie sich eine andere Strategie ausdenken konnten. »Wie wäre es, wenn du die Titel den Divisionsstellvertretern gibst?«, sagte Ahmose düster, als die Sitzung endete. »Weitere Fürsten ernennst.«
    »Das Verleihen von erblichen Titeln sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen«, wehrte sich Kamose. »Außerdem müssen die Stammbäume wenigstens eine Spur von blauem Blut aufweisen, wenn ich sie zu Fürsten machen soll.«
    »Bei Hor-Aha hast du es getan.«
    Kamose bedachte ihn mit einem schmalen Lächeln. »Ja, aber er war eine Ausnahme. In welchem Ägypten herrsche ich, wenn die Nomarchen vom gemeinen Mann regiert werden? Ahmose, ich hasse sie, aber ich trauere auch um sie. Diese Dummköpfe!«
    »Bleibt noch Sobek-nacht in Mennofer«, sagte Ahmose nachdenklich. »Mit dem hast du eine Übereinkunft und ich für mein Teil war sehr beeindruckt von seinem Benehmen. Vielleicht könntest du den holen lassen, dass er eine Division befehligt.«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Kamose. »Noch nicht. Er und Anchmahor sind sich sehr ähnlich. Gewiss, er wirkt vertrauenswürdig, aber Mennofer liegt sehr nahe am Delta. Zu nahe. Ich kann jedoch an Paheri in Het nefer Apu schreiben und ihn fragen, welche Nachrichten er über den Fürsten von Mennofer hat. Ihr Götter, was für eine Katastrophe!«
    Er sagte das Fest ab, das seine Mutter zum Abschied geplant hatte, und weigerte sich, Tetischeri zu empfangen, als sie persönlich an die Tür seiner Gemächer kam und wissen wollte, was vorgefallen war und warum drei ägyptische Fürsten im Gefängnis schmachteten. Er beriet sich jedoch mit Simontu hinsichtlich ihrer Behandlung. »Gib ihnen, was sie an Annehmlichkeiten brauchen«, befahl er. »Und sie dürfen auf dem Hof herumgehen, wann sie wollen, natürlich unter Bewachung. Sie dürfen beten. Denk immer an ihren Stand, Simontu.«
    Als er wohlbehalten in seinen Gemächern war, zwang er sich zu essen. Alles schmeckte wie Asche und der Wein sauer. Als die Diener die Reste seines Mahls abgeräumt hatten, sagte er Achtoi, er solle niemanden mehr einlassen, legte ein Kissen auf den Fußboden unter sein Fenster, ließ sich darauf sinken, legte die Arme auf die Fensterbank und blickte hinaus in den stillen Garten.
    Die Sonne wollte untergehen und das Licht war nicht mehr so grell und gleißend, sondern sanft goldfarben. Langsam krochen die Schatten unter den Bäumen über das üppige Gras der Rasenflächen. Insekten tanzten in der klaren Luft, wurden selbst zu Goldsprenkeln, wenn Res Sterben sie berührte. Kamoses

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