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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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behalten. Uns ist es einerlei. Warum auch nicht? Du hast Waset. Und wer bist du schon? Nichts weiter als einer von uns. Ein Fürst. Schlicht ein Fürst. Mein Großvater war Sandalenträger des Königs.«
    »Sei still, Intef!«, drängte Machu von Achmin und zupfte Intef am Schurz. »Das ist Gotteslästerung!«
    »Gotteslästerung?«, brüllte Iasen als Antwort. »Jeder weiß doch, dass die Taos das gleiche schwarze Blut haben, das in den Adern ihres Lieblings aus Wawat rinnt! Oder sind Tetischeris Eltern nicht aus Wawat nach Ägypten eingewandert?« Er fuhr zu Kamose herum. »Schick deinen so genannten General dahin zurück, wo er hingehört«, forderte er. »Wir sind es leid, vor ihm den Rücken zu beugen. Und lasst uns nach Hause gehen!« Fluchend stürzte sich Hor-Aha mit gezücktem Messer über den Tisch, doch in diesem Augenblick flog krachend die Tür auf und die Getreuen strömten in den Raum, an ihrer Spitze Anchmahor. Rasch war jeder Fürst umringt und der Tumult ließ nach. Kamose stand langsam auf.
    »Setzt euch, alle«, befahl er. Nach einem gewissen Zögern gehorchten sie, Intef laut atmend, Iasen weiß bis an die hennaroten Lippen. Meketra bemühte sich um eine überhebliche Haltung, konnte jedoch seine Unsicherheit nicht verbergen. Als sie Platz genommen hatten, musterte Kamose sie verächtlich. »Ich habe gewusst, dass ihr eifersüchtig auf Hor-Aha seid«, sagte er, »aber ich habe geglaubt, dass ihr allmählich seinen militärischen Scharfblick achten und seine Herkunft vergessen würdet. Ich habe mich geirrt. Ich habe mich auch in eurer Klugheit geirrt, denn ihr habt nicht gemerkt, dass euer Wohlergehen unter Apophis ein Trugbild war, das er jederzeit platzen lassen konnte, wenn es ihm so beliebte.« Er verzog abfällig die Lippen. »Ihr habt euch eurer Fürstentitel unwürdig erwiesen, ganz zu schweigen von eurem Geburtsrecht als Ägypter. Ihr seid Setius, alle miteinander. Eine größere Beleidigung gibt es nicht. Was meinen Anspruch auf den Königstitel angeht, so haben meine Vorfahren seit Menschengedenken in diesem Land regiert. Sonst wärt ihr meiner Aufforderung vor zwei Jahren nicht nachgekommen und hättet mir auch nicht bei meinem Krieg geholfen. Eure Schmähungen können mir nichts anhaben, aber ich bin wütend, dass ihr die Herkunft meiner Großmutter in den Dreck zieht. Das Gerücht ist falsch. Die Setius haben es in die Welt gesetzt, weil sie Angst hatten, die rechtmäßigen Herrscher dieses Landes könnten eines Tages merken, dass sie versklavt sind. Und das wisst ihr!«, schrie er angeekelt und mit seiner Selbstbeherrschung war endgültig Schluss. »Tetischeris Vater Cenna war Smer, ihre Mutter Nebt-per! Niedriger Adel, aber ägyptische Namen, ihr Undankbaren! Anchmahor!« Der Befehlshaber der Getreuen hob die Hand. »Chabechnet dürfte vor der Tür stehen. Hol ihn herein.« Als der Herold eingetreten war und sich vor Kamose verbeugt hatte, sagte dieser zu ihm: »Mein Schreibet wird ein Dokument aufsetzen, das du nach Chemmenu bringst. Es soll dem Stellvertreter von Fürst Meketra überbracht werden. Der Fürst wird nicht nach Chemmenu zurückkehren und sein Stellvertreter soll die Nomarche regieren, bis ein anderer Fürst ernannt worden ist.« Meketra stieß einen Schrei aus und Kamose fuhr zu ihm herum. »Ich habe dir Chemmenu als Lohn für deine Dienste gegeben«, sagte er zähneknirschend. »Ich habe dir Macht und Gunst geschenkt. Sei still.« Mit einer Handbewegung entließ er den Herold und wandte sich wieder Anchmahor zu. »Verhafte Intef, Iasen und Meketra«, fuhr er fort. »Begleite sie zum Gefängnis und übergib sie Simontu.«
    »Aber, Majestät«, protestierte Mesehti lahm. »Es sind Edelleute, Fürsten von Geblüt, gewiss wirst du…«
    »Verräter und Gotteslästerer sind sie«, schnitt ihm Kamose grob das Wort ab. »Anchmahor, bring sie fort.«
    Nachdem die drei sichtlich erschüttert und umgeben von gleichmütigen Wachen abgeführt worden waren, blickten sich die verbleibenden Fürsten entsetzt an. »Was war hier los?«, sagte Ahmose schließlich. »Ihr Götter, Kamose, war das gerade eine Meuterei? Mesehti, was ist falsch gelaufen?« Mesehti seufzte.
    »In den vergangenen fünf Monaten hat es einen lebhaften Briefwechsel zwischen uns gegeben«, gestand er. »Wir waren alle so froh, wieder daheim zu sein. Einige wollten einfach da bleiben. Wir sind müde, Prinz. Wir haben keinen Sinn darin gesehen, Apophis noch mehr zuzusetzen. Das zusammen mit unserer wachsenden

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