In der Oase
Frauen und ein paar Soldaten, und alle blicken nach Süden«, berichtete er. »Die Kunde von unserem Kommen hat sie ganz offensichtlich erreicht. Sogar auf den Mauern von Thots Tempel stehen Männer. Auf Wegen und in Hainen zwischen Fluss und Stadt sind viele Soldaten. Ich glaube, dass die Geschichte vom Untergang Daschluts durchs Erzählen aufgebauscht worden ist.«
»Das macht nichts«, sagte Kamose zögernd. »Unser Heer ist auch größer geworden, und wenn wir Tetis Setiu-Streitmacht nicht besiegen können, sollten wir gar nicht hier sein.«
»Stimmt.« Ahmose seufzte. »Da war ein Entenschwarm gerade außer Reichweite meines Wurfstocks«, sagte er betrübt. »Er war der Bootstreppe jedoch zu nahe und hätte mir gefährlich werden können, ich musste ihn in Ruhe lassen.«
Die Nacht senkte sich herab, und Kamose auf seinem Lager horchte auf die regelmäßigen Rufe der Wachposten, während die Stunden dahinschlichen, aber er wollte nicht schlafen. Er dachte an Chemmenu, wie er es in Erinnerung hatte, an die üppigen Feigenbäume überall, das gleißende Weiß der getünchten Häuser, auf die man durch die glatten Stämme unzähliger Palmen einen Blick erhaschen konnte, an Thots prächtigen, mächtigen Tempel, wo Tetis Gattin ihren Pflichten als Gottesdienerin nachkam. Er hatte an Festen in Tetis reichem Haus teilgenommen, dessen blau gefliester Teich und Sykomorenhaine von jenem anderen Tempel überragt wurden, den Tetis Vater für Seth gebaut hatte, weil er die Gunst des Königs auf sich ziehen wollte.
Das Heer hatte sie in einer Staubwolke und ungeordnet zwei Stunden nach dem Morgengrauen eingeholt, und Kamose berief auf der Stelle seinen Kriegsrat ein. Der wurde am Ufer abgehalten, denn seine Kabine war zu klein für alle. Sie waren vor kurzem durch Daschlut marschiert, und die Mienen, die sich ihm zuwandten, als er sich erhob und sie begrüßte, waren ernst. »Daschlut war eine Warnung an Apophis und ein Versprechen auf Vergeltung am Norden«, sagte er. »Ich bedaure nicht, was ich dort getan habe, ja, ich würde es noch einmal tun. Aber in Chemmenu wird uns das Gemetzel nicht so leicht gemacht. Es hat eine große Einwohnerzahl und einen viel höheren Prozentsatz an Soldaten. Sie sind in Alarmbereitschaft. Sie warten auf uns. Von den Fußsoldaten wissen sie jedoch nur gerüchteweise. Daher werden sie sich zu sicher fühlen. Ich habe vor, mich mit den Medjai der Stadt vom Fluss her zu nähern und will versuchen, mit Teti zu verhandeln. Die Soldaten müssen natürlich über die Klinge springen, selbst wenn sich Teti ergibt, aber ich hoffe, ich kann die Einwohner verschonen.«
»Und was wird aus Teti?« Der da so scharf fragte, war Fürst Intef von Qebt. Kamose waren weder seine Unrast noch seine wachsamen Blicke entgangen, die er auf den ungerührten Hor-Aha abschoss. Er ist noch immer nicht mit meinem Vorgehen einverstanden, dachte Kamose ernüchtert. Man wird ihn sorgsam im Auge behalten müssen. »Teti ist mit dir verwandt«, sagte der Fürst jetzt. »Außerdem ist er von Adel. Dem wirst du doch gewiss nichts antun wollen!« Bei seinen Worten veränderte sich die Atmosphäre rings um den Tisch. Alle Köpfe fuhren hoch und wandten sich Kamose zu. Ich weiß, was ihr denkt, dachte Kamose bei sich. Falls ich jemanden von Adel ermorde, ist keiner von euch sicher. Gut. Fühlt euch getrost etwas unsicher. Das wird eurer Treue zu mir aufhelfen.
»Teti wird hingerichtet«, sagte er mit Nachdruck. »Er ist Apophis hündisch ergeben. Er hat meinen Bruder Si-Amun dazu verführt, unseren Vater zu verraten, und ist aktiv, wenn auch durch einen Mittelsmann, an dem feigen Anschlag auf Seqenenre beteiligt gewesen. Solch ein Verrat ist eines Edelmannes unwürdig, ganz zu schweigen eines ehrlichen Bauern, und Teti ist Erpa-ha. Aber wenn ihr noch Zweifel an seiner Schuld habt, denkt daran, dass man ihm meine Nomarche und meinen Besitz versprochen hat, sowie meine Familie getrennt und im Land verteilt gewesen wäre. Er ist in der Tat mit mir verwandt, aber es ist ein Band, dessen ich mich schäme.«
»Es ist nur gerecht«, bekräftigte Anchmahor. »Wir riskieren alles, was wir besitzen. Wenn wir Teti verschonen, zahlen wir einen zu hohen Preis.«
»Du, Anchmahor, hast natürlich keinerlei Bedenken«, wandte Iasen ein. »Dir kommt die Ehre zu, die Tapferen des Königs zu befehligen. Warum solltest du eine so vertrauensvolle Stellung durch Widerworte gegenüber deinem Gebieter aufs Spiel setzen?«
»Das ist haarscharf die
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