In der Oase
aber bis dahin entledigen wir uns der Ratten, die unsere Kornspeicher verseuchen.«
Nachmittags saß Kamose unter einem Baum, Ipi mit gekreuzten Beinen neben ihm, und diktierte einen Brief an seine Familie in Waset, berichtete, was sich in Daschlut zugetragen hatte, und schickte allen Grüße.
Zwanzigtausend Mann mussten von einem Ufer ans andere geschafft werden, denn Chemmenu lag auf dem Ostufer, und die stiegen noch aus und ein, als auf dem Westufer Zielscheiben aufgestellt wurden, und dann verbrachten er und Ahmose mehrere Stunden mit den Fürsten und übten sich im Bogenschießen. Das gab Anlass zu viel Gelächter und gutherzigem Spott.
Am Morgen bereitete sich der Heerwurm auf den Aufbruch vor. Kamose war noch nicht willens, auf dem Landweg zu marschieren. Er hatte den vier Fürsten die vier Divisionen Fußsoldaten unter Hor-Aha anvertraut und klargestellt, dass seine Befehle zuerst an den General gingen und dann an sie, Anchmahor jedoch fuhr mit den Tapferen des Königs hinter Kamose her.
Nur gut vier Meilen lagen zwischen Kamose und Chemmenu und er war angespannt, als die Flotte ihren Ankerplatz verließ und flussabwärts fuhr. Er hatte die Späher zu sich gebeten. Im Augenblick hatten sie nichts Neues zu berichten. Chemmenu wartete. Überrumpeln konnte man es nicht. Das marschierende Heer war bereits zurückgeblieben, eine Staubwolke am Himmel machte sein langsameres Vorankommen deutlich. Kamose merkte, dass ihm Hor-Aha fehlte, seine Rückendeckung war so tröstlich. Der marschierte, umgeben von seiner Medjai-Leibwache, zusammen mit den Fürsten und hatte den Befehl, die Fußsoldaten zurückzuhalten, bis die Bogenschützen ihr Werk vollbracht hatten, erst dann durfte er über die Stadt herfallen.
Als Chemmenu in Sicht kam, schien sich der Horizont gen Osten jäh zu heben, wo die berühmten Palmen hochragten und die Felder und die schattigen Straßen der Stadt kennzeichneten. Auf Kamoses knappen Befehl hin hielten die Schiffe darauf zu, und die Bogenschützen kletterten auf die Dächer der Kabinen und säumten mit nicht gespannten Bogen die Reling. Gleichzeitig wurden auch sie bemerkt. Aufschreie, jedoch keine Panik, sondern zielstrebige, gemessene Befehle, und Kamose sah zwischen den Bäumen, Binsen und Gräsern längs des Nils Männer auftauchen, die sich schnell zwischen der breiten Bootstreppe und den palmenumstandenen Häusern sammelten. »Das hier wird leicht«, meinte Ahmose. »Sieh sie dir an, Kamose. Kaum ein Bogenschütze darunter, und mit ihren Schwertern oder Speeren können sie uns nicht erreichen.«
»Wie viele mögen es sein, was meinst du? Zweihundert? Dreihundert? Zumindest haben ihre Hauptleute nicht daran gedacht, die Streitwagen herauszuholen. Vielleicht wissen sie nichts von unseren Fußsoldaten. Die Nachrichten aus Daschlut waren gewiss unzusammenhängend. Die da haben wir bei Sonnenuntergang geschlagen.«
Nach kurzer Zeit waren sie auf Rufweite heran, und Kamose gab den Befehl zum Haltmachen. Das Wasser strudelte, als die Ruderer das Schiff plötzlich anhielten, und Kamose und Ahmose standen auf und gingen zur Reling. Kamose winkte seinem Herold. »Hol mir Teti«, sagte er.
»König Kamose, der Starke Stier der Maat, Geliebter Amuns, möchte mit dem Nomarchen Teti von Chemmenu verhandeln«, verkündete er. »Teti möge sich einstellen.« Ein Durcheinander unter den Männern an der Bootstreppe, dann eine lange Pause. Schließlich schob sich jemand nach vorn, hob die Hand, beschattete die Augen und starrte die drei Schiffe voller Bogenschützen an.
»Ich bin Sarenput, die rechte Hand des Nomarchen«, rief er zurück. »Der Nomarch ist nicht anwesend. Als er Kunde von deinem grausamen Massaker in Daschlut erhalten hat, Fürst, ist er unverzüglich nach Neferusi aufgebrochen, um sich mit Fürst Meketra zu beraten, der die dortige Garnison befehligt.«
»Dann möchte ich mit seinem Sohn Ramose sprechen.« Sarenput antwortete nicht gleich. Als er es dann tat, sprach er stockend.
»Der Edle Ramose hat seinen Vater begleitet«, sagte er. Kamose lachte.
»Also hat Teti seine Familie zusammengeholt und ist geflohen, dieser Feigling«, höhnte er. »Und dich, Sarenput, hat er zurückgelassen, damit du Chemmenu verteidigst. Aber es lässt sich nicht verteidigen. Geh zurück und ermahne alle Frauen und Kinder, sie sollen im Haus bleiben, falls ihnen ihr Leben lieb ist.« Erleichterung überkam ihn. Heute muss ich Teti noch nicht töten, dachte er. Das wird, den Göttern sei Dank, erst
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