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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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es vollends Nacht geworden, und Kamose stellte fest, dass ihn beinahe Panik überkam. Thot will mich nicht unterstützen, dachte er, aber das nehme ich mir nicht zu Herzen. Thot ist ein Gott für friedliche Zeiten, Zeiten von Weisheit in Wohlstand und von Gesetzgebung in Sicherheit. Amun hat es so gewollt. Amun beschützt die Fürsten von Waset, und seine Macht ist nicht die sanfte Macht langsamer Erleuchtung. Von nun an will ich mich vor keinem anderen Gott verneigen als vor Amun. Die letzten Worte musste er laut ausgesprochen haben, denn Ahmose warf ihm einen Blick zu. »Das hat der Hohe Priester gesagt, Kamose, nicht der Gott«, tröstete er. »Thot wird sich erinnern, wie unsere Mutter und ihre Familie ihn verehrt haben, und uns nicht bestrafen.«
    »Es ist mir einerlei«, blaffte Kamose zurück. »Amun ist unser Heil. Ich muss bald etwas essen, Ahmose, sonst breche ich noch an diesem verfluchten Ort zusammen.«
    Ehe sie das Boot bestiegen, das sie zu ihrem Schiff zurückbringen sollte, riss sich Kamose seine blutgetränkten Sandalen von den Füßen und warf sie in den Fluss. Die Luft war so vernebelt vom beißenden Rauch der Brände, dass man sie nur auf dem Wasser aufschlagen hörte, sie aber nicht sah. Ahmose fing an zu husten, doch er bückte sich und tat es Kamose nach. »Lass uns essen, während die Ruderer uns von hier fortrudern, Kamose«, sagte er. »Chemmenu war eine schmutzige Angelegenheit. Neferusi ist eine Garnison und wird uns einen sauberen Kampf liefern.«
    Drittes Kapitel
    Neferusi war nur vier Meilen flussabwärts von Chemmenu gelegen, und Kamose befahl seinem Kapitän, eine geeignete Stelle auszumachen, wo sie eine Meile südlich der Festung anlegen konnten. Der Befehl wurde von Schiff zu Schiff weitergegeben, und eins nach dem anderen ließ die Ruinen von Thots Stadt hinter sich. Man reichte Speisen. Ahmose aß mit Heißhunger, doch Kamose brachte keinen Bissen herunter. Er stolperte in seine Kabine, warf sich auf sein Feldbett und war im Nu eingeschlafen.
    Es kam ihm so vor, als hätte er die Füße gerade aufs Bett gelegt, da fiel Licht auf sein Gesicht, und Achtoi störte seine Träume. »Majestät, verzeih mir«, sagte der Mann, »aber da ist jemand, der dich dringend sprechen möchte.«
    »Zünde eine weitere Lampe an, Achtoi«, sagte Ahmose. Er stand bereits und band sich einen Schurz um die Mitte. Schlaftrunken setzte sich Kamose auf, und da verbeugte sich Hor-Aha. Auch er war nur mit einem Schurz bekleidet. Sein Zopf hatte sich gelöst und das wellige schwarze Haar fiel ihm in Strähnen auf die Brust. Seine Miene war ernst.
    »Was ist los?«, fragte Kamose, der jetzt hellwach war. Der General hob abwehrend die Hand.
    »Das Heer lagert wohlbehalten und die Medjai haben die Festung umzingelt«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen. Aber draußen steht Fürst Meketra mit einem halben Dutzend Setiu-Krieger. Er bittet um eine Unterredung.«
    »Meketra?« Kamose musste zwinkern. »Ist der etwa gefangen worden, Hor-Aha?«
    »Meine Bogenschützen haben ihn geschnappt, als er durch unsere Linien schlüpfen wollte«, erläuterte Hor-Aha. »Er kam aus Süden, nicht aus Norden, also gehe ich davon aus, dass er nicht versucht hat, Apophis eine Nachricht zukommen zu lassen. Anscheinend will er dich unbedingt sprechen.«
    »Dann bring ihn herein und, Achtoi, lass Ipi holen, aber zuerst musst du mir einen sauberen Schurz suchen.«
    Der Mann, der hereingebeten wurde, war so hoch gewachsen, dass er den Kopf einziehen musste, damit er nicht an den Sturz der Kabinentür stieß, und Kamose erkannte ihn sofort. Mit seinem kahlen Kopf, den buschigen Augenbrauen über schweren Lidern und einem vorstehenden Adamsapfel hatte er sich in Kamoses Jugend bei seinen Besuchen auf Tetis Anwesen in Chemmenu am Rand seines Gesichtsfeldes bewegt. Meketra verbeugte sich. »Du ähnelst deinem Vater, dem edlen Seqenenre, Fürst Kamose«, sagte er. »Und du, Prinz Ahmose, auch, und es ist mir eine Ehre, von euch empfangen zu werden.«
    »Sonderbare Umstände, unter denen wir uns wieder sehen«, sagte Kamose unverbindlich. »Verzeih mir, wenn ich frei von der Leber rede, Fürst, aber was hat der Befehlshaber von Neferusi mitten in der Nacht auf meinem Schiff zu suchen? Bist du gekommen, um die Festung zu übergeben und dich mir auszuliefern?« Das klang spöttisch und Meketra lachte humorlos.
    »Irgendwie schon, Fürst. Wie steht es um Chemmenu?« Kamose und Ahmose wechselten überrascht einen Blick.
    »Das weißt du nicht?«,

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