In der Oase
fünftausend Fußsoldaten eine kämpfende Bootstruppe zu machen.«
Ahmose kam der nächsten Frage seiner Großmutter zuvor. »Baba Abana ist auch aus Necheb«, sagte er. »Vielleicht erinnerst du dich noch an ihn, Großmutter. Er und Paheri sind befreundet.«
Tetischeri schürzte die Lippen. »Und wie viele Fußsoldaten stehen in der Oase?«
»Fünfundfünfzigtausend«, sagte Kamose. »Elf Divisionen. Wir haben jetzt, glaube ich, unsere volle Stärke erreicht. Es wird keine Rekruten und keine Aushebungen mehr geben. Die fünftausend Medjai habe ich mit nach Hause gebracht.«
»Aha.« Tetischeri dachte einen Augenblick nach, und ihre Augen wanderten zu der Stelle, wo der helle Sonnenschein hinter dem mageren Schatten des Sonnenzeltes tanzte. »Aber war es klug, den Großteil des Heeres in Uah-ta-Meh zu lassen, Kamose? Natürlich verhindert die Überschwemmung den Zugang zur Oase vom Nil her, aber der Landweg vom Delta über Ta-sche und von dort zur Oase steht das ganze Jahr über offen. Falls Apophis von den Truppen dort erfährt, kann er nach Süden marschieren und sie umzingeln.«
»Vorausgesetzt, er ist sich sicher, dass sie dort sind«, antwortete Kamose rasch. »Seiner Meinung nach sind wir nichts weiter als ein Pöbelhaufen, der nur brandschatzen und plündern will. Die fünftausend Mann, die ich in Het nefer Apu gelassen habe, üben den ganzen Winter über auf dem hochgehenden Fluss. Sie können sich nicht verstecken. Apophis wird annehmen, dass wir keine weiteren Truppen haben.«
»Warum sollte er?«, entgegnete Tetischeri. »Er hat während der Belagerung im letzten Sommer Gelegenheit gehabt, die Zahl unserer Divisionen einzuschätzen.«
»Die Belagerung hat sich meilenweit um die Stadtmauer gezogen. Da hat ein ständiges Kommen und Gehen geherrscht, und außerdem waren viele meiner Männer damit beschäftigt, die Dörfer im Delta zu verwüsten. Großmutter, die Oase ist sicher. Sie ist zweihundert Meilen von Ta-sche gelegen, einhundert vom Nil, und die Menschen dort können nirgendwohin. Jeder Fremde, der sie betritt, wird sofort festgenommen. Wohin sonst sollten wir mit fünfundfünfzigtausend Mann, ohne entdeckt zu werden?« Tetischeri war nur wenig beruhigt. Sie wollte gerade wieder etwas sagen, als sich Aahotep eine hartnäckige Fliege aus dem Haar holte und sich zu Kamose umdrehte.
»Und jetzt erzähle von den Zedernholzschiffen«, sagte sie. »Woher sind die, Kamose?« Die Brüder blickten sich an und grinsten, und für einen Augenblick – so schien es ihr – war Kamose wieder der unbeschwerte junge Mann von früher.
»Das haben wir uns als Überraschung aufgehoben«, verkündete Ahmose. »Bei der Belagerung von Auaris haben Paheri und Abana dreißig fremde Schiffe aus Zedernholz gekapert, die mit Schätzen beladen waren, Neujahrsgeschenke für Apophis von anderen Stammeshäuptlingen im Osten. Das Kapern war einfach. Die Bootsleute waren verwirrt, wussten nicht, was sich im Delta zugetragen hatte, denn sie kamen aus Rethennu. Kamose, lass Neschi holen, er soll die Liste verlesen.« Kamose nickte und winkte Achtoi.
»Er dürfte in der Schatzkammer des Tempels sein«, sagte er zu dem Haushofmeister. »Er soll herkommen, Achtoi.« Als sich der Mann verbeugt und entfernt hatte, hob Kamose eine Hand. »Neschi hat sich als ehrlicher und fleißiger Heeresschreiber erwiesen, daher habe ich ihn zum königlichen Schatzmeister ernannt«, erläuterte er. »Er nimmt seine Arbeit sehr ernst. Apophis’ Langzeitverluste an Gütern hinsichtlich Hof, Heer und Handelsbeschränkungen hat er bis zum letzten Uten Gewicht berechnet. Natürlich bekommt Apophis in diesem Jahr auch von Teti-en nichts. Der ganze Verkehr nach Süden muss an Waset vorbei. Der Thronräuber wird den Gürtel künftig enger schnallen müssen.«
Man wartete in gespanntem Schweigen. »Vermutlich hast du bereits entschieden, wie dieser Schatz verteilt werden soll«, sagte Tetischeri schließlich. »Es fehlt uns nicht an Nahrung für den Winter, Kamose, aber wir brauchen Lampenöl und allerlei Dinge für den Haushalt. Alles, was wir entbehren konnten, haben wir dem Heer gegeben.«
»Und das ohne Murren, Großmutter«, bestätigte er, »aber die Bedürfnisse dieses Anwesens kommen bei mir immer noch an ungefähr letzter Stelle. Ah! Da ist ja Neschi!« Die Sänfte des Schatzmeisters war in einiger Entfernung abgesetzt worden, und er und sein Schreiber kamen forschen Schrittes über das trockene Gras, Letzterer schleppte einen großen Kasten,
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