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In der Oase

In der Oase

Titel: In der Oase Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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stürmen, in den Palast stürzen, zum Harem laufen, und Ramose würde sie in die Arme schließen und sie forttragen. Natürlich haben wir gewusst, dass wir träumen, aber wir haben diesen Traum gebraucht. Sehr gebraucht.« Sein Gesicht verzog sich schmerzlich. »Die Wirklichkeit war ein Festungsring um die Stadt aus einer langen, hohen Mauer und verschlossenen Toren, die wir nicht stürmen konnten. Wir konnten jedoch den Palast sehen. Sein Dach überragt die Mauern. Ich habe den Befehl gegeben, keine Pfeile auf die oben patrouillierenden Soldaten zu verschwenden. Welchen Sinn hätte das gehabt? Und als die Frauen im Palast gemerkt haben, dass ihnen keine Gefahr von fliegenden Geschossen drohte, haben sie sich jeden Abend auf dem Dach versammelt und auf uns heruntergesehen. Ein Schwarm schöner Vögel, ja, das waren sie mit ihren Brokatstoffen und durchsichtigen Schleiern.« Er hörte auf zu sprechen und schluckte, fuhr sich mit der Hand durch die schwarze Mähne. Kamose blickte seinen Bruder beinahe flehend an, doch Ahmose wandte den grimmigen Blick ab. »Unseren Soldaten hat der Anblick gefallen«, fuhr Kamose schließlich fort. »Sie haben immer im Schatten der Mauer gestanden, hochgeblickt und die Frauen geneckt. ›Kommt herunter und lasst euch zeigen, was ein richtiger Mann ist‹, haben sie hochgerufen. ›Euer Setiu-Gebieter bringt es nicht mehr. Kommt herunter!‹ Aber Tani ist nicht gekommen. Sonnenuntergang um Sonnenuntergang habe ich mit Ahmose und Ramose dagestanden, wir haben uns den Hals verrenkt, bis er wehgetan hat und uns die Augen getränt haben, aber sie ist nicht aufgetaucht.«
    »Entweder ist sie tot, oder Apophis hat ihr absichtlich verboten, sich uns zu zeigen«, warf Ahmose grob ein. »Ramose wollte sich als Parlamentär Zutritt zur Stadt verschaffen, aber Kamose hat es nicht erlaubt.« Kamose fuhr zu seinem Bruder herum.
    »Mit dem verhandeln wir nicht«, sagte er hitzig. »Niemals! Nicht wegen Tani, wegen niemand!« Tetischeri merkte, dass Aahotep erstarrte. Ahmose hatte bei Kamose offensichtlich eine frische Wunde berührt.
    »Ich billige deinen Entschluss, keine mündlichen Unterhandlungen mit Apophis zu führen«, sagte Tetischeri rasch. »Das würde er uns in diesem Stadium als Zeichen der Schwäche auslegen. Wir sorgen uns alle um Tanis Schicksal. Wir müssen auch ohne Lebenszeichen hoffen, dass Amun sie errettet hat.«
    »Wo ist Ramose?«, wollte Aahotep wissen. »Seine Mutter möchte ihn gewiss sehen.«
    »Er ist lieber mit in die Oase gegangen«, berichtete Ahmose. »Irgendwie hat er das Gefühl, er muss näher beim Delta bleiben, nicht in Waset, damit Tani seine Gegenwart spürt. Ein süßer, aber sinnloser Traum.«
    »Vielleicht«, sagte Kamose mit rauer Stimme. »Aber ich verstehe ihn. Ich bin durchaus vertraut mit der Macht des Überirdischen.« Ach, wirklich?, dachte Tetischeri und betrachtete ihn eingehend. Ich frage mich, was du damit meinst. Sie erhob sich langsam, schüttelte ihr Gewand und schnipste Uni herbei.
    »Zeit zum Essen«, verkündete sie. »Aahotep, such deine Base und berichte ihr, was mit ihrem Sohn ist. Wahrscheinlich ist sie im Kinderzimmer bei Ahmose-onch. Deine Neuigkeiten waren gut, Kamose. Und nun ruhst du dich aus.«
    Die stickige Hitze eines heißen Nachmittags legte sich auf das Haus. Diener und Familie gleichermaßen zogen sich in verdunkelte Räume zurück und lagen dösend und träge unter Res glühend heißem Atem. Ahmose und seine Frau liebten sich und schliefen schweißnass und engumschlungen ein. Auch Aahotep verfiel in einen unruhigen Schlaf, nachdem sie sich bemüht hatte, die unverzüglich fließenden Tränen ihrer Base zu stillen. Doch Kamose lag wach, sein Geist war weit fort bei Hor-Aha und seinem Heer, und Tetischeri gähnte zwar unter den fachkundigen Fingern ihres Masseurs, hatte aber keine Lust, die Stunden schlafend zu vergeuden. Sie hatte zu viel zu bedenken.
    Als sich der Haushalt wieder rührte und die ersten Düfte des Abendessens durch den Garten zogen, schritt Tetischeri zielstrebig zu den Gemächern ihres Großsohns, doch Achtoi sagte ihr, Kamose sei ausgegangen. Nachforschungen ergaben, dass er weder ein Boot genommen hatte noch im Tempel war. Mit einem Blick zum Himmel, der allmählich die perlfarbene Tönung des bevorstehenden Sonnenuntergangs annahm, schritt Tetischeri über den Rasen und ging vorsichtig durch die zerbröckelnde Mauer, die das Anwesen vom alten Palast trennte.
    Hierher kam sie nur selten, denn die düsteren

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