In der Oase
Alltagsgeschäfte hinter mir zu lassen.«
»Als ob wir beide uns viel darum gekümmert hätten«, meinte Ahmose. »Wenn das so weitergeht, wollen unsere Frauen auch noch in den Krieg ziehen.«
»Tetischeri ganz gewiss«, sagte Kamose und ging damit bewusst auf den leichten Ton seines Bruders ein, während er sich selbst beobachtete. »Als sie jung war, hat sie erst ihrem Vater und danach Senechtenre zugesetzt, dass man ihr Unterricht in Schwertfechten und Bogenschießen erteilt. Frausein ist ihr eine Last. Sie wäre, glaube ich, gern als Mann geboren worden. Sie mischt sich immer noch oft unter die Leibwachen und kennt jeden mit Namen.«
»Das ist recht traurig«, murmelte Ahmose. »Hast du dir jemals gewünscht, als Frau geboren zu sein, Kamose?« Kamose spürte, wie sein Schwung in sich zusammenfiel.
»Ja«, sagte er knapp. »Keine andere Verantwortung zu haben als Haushaltsdinge, keine anderen Entscheidungen zu treffen als die, welchen Schmuck man tragen will, nichts als Gefäß des göttlichen Blutes zu sein, nie töten zu müssen, ja, um all das beneide ich die Frauen.«
»Aber unsere Frauen sind nicht so«, wandte Ahmose nach einem Weilchen ein. »Kamose, du redest, als ob du sie verachtest.«
»Verachten? Nein«, sagte Kamose matt. Seine kurze Freude an dem Morgen hatte sich verflüchtigt, und er wusste, sie würde nicht zurückkehren. »Ich beneide sie nur bisweilen. Frauen sind selten einsam.«
Für diese Nacht vertäuten sie in Qebt, und am nächsten Morgen schlief Kamose lange, und als er aufstand, glitt sein Schiff bereits nach Norden, und Achtoi räumte die Reste von Ahmoses Morgenmahl fort. Ahmose selbst kauerte im Schatten des Hecks, umgeben von den Bootsleuten, die nichts zu tun hatten, aber gemessen an dem lauten Geplauder, hatten sie sich viel zu sagen. Schallendes Gelächter verfolgte Kamose, als er zu der Reling aus dicken Binsenbündeln ging, die das Deck eingrenzten. »Wir sind ja schon an Kift vorbei!«, sagte er erstaunt. »Bei diesem Tempo können wir übermorgen schon in Aabtu sein!«
»Möchtest du erst gewaschen werden oder erst essen, Majestät?«, erkundigte sich Achtoi. »Es gibt Brot, Käse und getrocknete Weinbeeren. Der Koch bittet um Nachsicht, er hofft in Aabtu auf frische Vorräte.« Kamose überlegte.
»Weder – noch«, sagte er. »Der Kapitän soll langsamer fahren. Ich möchte schwimmen. Ahmose! Komm mit ins Wasser!«, rief er und bemühte sich vergeblich, die Eifersucht zu beherrschen, die an seinem Herzen nagte, als die lebhafte Unterhaltung im Heck verstummte. Die Bootsleute kamen hoch, ihre Mienen wurden ernst. »Du solltest nicht zu vertraulich mit ihnen sein«, sagte er leise, als Ahmose lächelnd zu ihm trat. »Es ist gefährlich, das Trugbild zu nähren, dass man den Abgrund zwischen dir und ihnen überbrücken könnte.« Ahmose blickte ihn forschend an.
»Natürlich kann man das nicht«, sagte er ruhig. »Aber er darf auch nicht so groß werden, dass sie mich nicht mehr sehen können. Oder dich, Kamose. Was ist los? Bist du neidisch auf ein paar raue Kerle?« Nein, dachte Kamose und verabscheute sich für seine Kleinlichkeit. Amun, hilf mir, ich bin neidisch auf dich.
Die Tage vergingen angenehm, das stete Rauschen des Wassers unter ihrem Kiel, das endlos vorbeigleitende Ufer, der schlichte Ablauf des Bordlebens, alles förderte das Trugbild, ihre Reise wäre nichts weiter als ein Frühlingsausflug. Auf Deck verbrachten sie die Stunden an der Reling, bestaunten laut die sich ständig verändernde Aussicht oder tanzten mit ausgebreiteten Armen zum monotonen Takt ihrer kleinen Trommeln. Bei Sonnenuntergang hallten die Klänge von den Ufern des Nils wider, als wäre er von unsichtbaren Medjai gesäumt, die in einer Art Stammesritual den rhythmischen Gruß ihrer Landsleute erwiderten.
Ahmose beklagte sich, dass ihr unaufhörliches Trommeln ihm Kopfschmerzen bereite, aber Kamose fand durchaus Gefallen an der wilden Musik. Sie berührte etwas Ursprüngliches in ihm, stahl sich durch die strenge Kontrolle seiner Gedanken und zerstreute sie, sodass nur noch ein blindes Gefühl übrig blieb, in das er eintauchte, wenn das Getrommel bis in die Nacht weiterging und er schläfrig auf seinem Feldbett lag. Oft dachte er dann vage, der sinnliche Klang könnte die geheimnisvolle Frau seiner Träume zurücklocken, sie würde im Schlaf zu ihm kommen, wenn er sich nicht wehren konnte, aber obwohl die Bilder seines Unterbewusstseins sinnlich-sanft wurden, eine Sinnlichkeit,
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