Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
werden?«
    Sie antwortete nicht. Sie sah Luther an und las ihre eigenen Gedanken in seinen Augen.
Das Schlimmste steht uns noch bevor.
    »ISS, der Surgeon steht bereit«, sagte der Capcom. »Sprechen Sie jetzt, ISS.«
    »Jack?«, sagte Emma.
    Sie war enttäuscht, als sie stattdessen Todd Cutlers Stimme hörte. »Ich bin’s, Emma. Ich fürchte, Jack kommt heute nicht mehr ins JSC zurück. Er ist mit Gordon nach Kalifornien gefahren.«
    Verdammt noch mal, Jack,
dachte sie.
Ich brauche dich.
»Wir sind uns hier unten einig über die EVA«, sagte Todd. »Jemand muss die Außenreparatur machen, und zwar bald.
    Meine erste Frage an dich lautet, wie ist Luther Arnes’ Zustand? Körperlich und mental? Ist er dazu in der Lage?«
    »Er ist müde. Wir sind alle müde. Wir haben in den vergangenen vierundzwanzig Stunden kaum geschlafen. Die Säuberungsaktion hält uns in Atem.«
    »Schafft er es, wenn wir ihm einen Tag zum Ausruhen geben?«
    »Im Moment scheint ein Ruhetag wie ein unmöglicher Traum.«
    »Aber würde die Zeit ausreichen?«
    Sie überlegte kurz. »Ich denke schon. Er muss nur etwas Schlaf nachholen.«
    »Okay. Und jetzt zu meiner zweiten Frage: Bist du in der Lage, eine EVA durchzuführen?«
    Emma war vollkommen verblüfft. »Ihr wollt, dass
ich
ihn begleite?«
    »Wir glauben nicht, dass Griggs dazu fähig ist. Er hat sich ganz von der Kommunikation mit der Bodenstation zurückgezogen. Unser Psychologe ist der Meinung, dass er momentan zu labil ist.«
    »Er trauert, Todd. Und er ist sehr verbittert darüber, dass ihr uns nicht heimkehren lasst. Ihr wisst das vielleicht nicht, aber er und Diana …«
    »Wir wissen Bescheid. Und diese Emotionen untergraben seine Leistungsfähigkeit entscheidend. Deshalb musst du Luther begleiten.«
    »Was ist mit dem Anzug? Der andere ist doch zu groß für mich!«
    »In der alten
Sojus
-Kapsel ist noch ein Orlan-M-Anzug. Er wurde für Elena Savitskaja gefertigt und vor einigen Missionen an Bord zurückgelassen. Elena hatte in etwa deine Größe und dein Gewicht. Der Anzug dürfte dir also passen.«
    »Es wäre meine erste EVA.«
    »Du hast das Schwerelosigkeitstraining absolviert. Du kriegst das schon hin. Luther braucht da draußen ganz einfach deine Hilfe.«
    »Und was ist mit meiner Patientin? Wer kümmert sich um sie, während ich draußen bin?«
    »Griggs kann ihre Zugänge wechseln und nach ihr sehen.«
    »Und wenn es zu einer Krise kommt? Wenn sie Krämpfe bekommt?«
    Todd erwiderte ruhig: »Sie wird sterben, Emma. Wir glauben nicht, dass du daran irgendetwas ändern kannst.«
    »Das wäre anders, wenn ihr mir brauchbare Informationen an die Hand gegeben hättet! Ihr seid doch nur daran interessiert, diese Station am Leben zu halten! Anscheinend sind euch die verdammten Sonnensegel wichtiger als die Crew. Wir brauchen ein Heilmittel, Todd, sonst werden wir hier oben alle verrecken.«
    »Wir haben kein Mittel. Noch nicht …«
    »Dann holt uns zurück, verdammt noch mal!«
    »Denkst du, wir überlassen euch dort oben absichtlich eurem Schicksal? Denkst du vielleicht, wir hätten eine Wahl? Hier geht es zu wie im Führerhauptquartier! Im Kontrollzentrum wimmelt es nur so von irgendwelchen Air-Force-Arschlöchern, und …«
    Plötzlich war es still.
    »Surgeon?«, rief Emma. »Todd?«
    Immer noch keine Antwort.
    »Capcom, ich habe die Verbindung zum Surgeon verloren«, sagte sie. »Können Sie sie wiederherstellen?«
    Eine Pause. Dann: »Halten Sie sich bereit, ISS.«
    Sie wartete und wartete; es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Als sie endlich wieder Todds Stimme hörte, klang er verzagt.
Eingeschüchtert,
dachte Emma.
    »Sie hören mit, nicht wahr?«, sagte sie.
    »Richtig.«
    »Das hier sollte doch eine vertrauliche ärztliche Besprechung sein! Eine private Frequenz!«
    »Nichts ist mehr privat. Vergiss das nicht.«
    Sie schluckte krampfhaft, unterdrückte ihre Wut. »Okay. Okay, ich höre schon auf zu schimpfen. Sag mir einfach, was ihr über diesen Organismus rausgefunden habt. Sag mir, wie ich ihn bekämpfen kann.«
    »Ich fürchte, da kann ich dir nicht viel sagen. Ich habe gerade mit dem USAMRIID gesprochen. Mit einem Dr. Isaac Roman, der das Projekt Chimäre leitet. Er hat keine guten Nachrichten. Er sagt, die Chimäre besitzt inzwischen so viel fremde DNS, dass sie vom Genom her mehr einem Säugetier gleicht als irgendetwas anderem. Das bedeutet, dass jedes Medikament, das wir einsetzen würden, auch
unser
Gewebe abtöten könnte.«
    »Haben sie es mit

Weitere Kostenlose Bücher