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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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haben sogar das Mittagessen der Angestellten mitgenommen!« Sie öffnete den Kühlschrank und zeigte ihnen die leeren Fächer. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was sie zu finden hofften.« Sie drehte sich zu Jack und Gordon um. »Ich habe auch keine Ahnung, weshalb
Sie
hier sind.«
    »Ich denke, wir sind alle auf der Suche nach Helen Koenig.«
    »Ich sagte Ihnen doch, dass sie gekündigt hat.«
    »Wissen Sie, warum?«
    Rebecca zuckte mit den Achseln. »Das haben die vom USAMRIID auch ständig gefragt. Ob sie sauer auf SeaScience gewesen sei. Ob sie psychisch labil gewesen sei. Mir ist ganz bestimmt nichts dergleichen aufgefallen. Ich glaube, sie war einfach nur müde. Ausgebrannt von den Siebentagewochen hier im Labor, mit wer weiß wie vielen Arbeitsstunden jeden Tag.«
    »Und jetzt weiß niemand, wo sie ist.«
    Rebecca warf erbost den Kopf in den Nacken. »Es ist kein Verbrechen, die Stadt zu verlassen. Das bedeutet nicht, dass sie eine Bioterroristin ist. Aber das USAMRIID hat so getan, als wäre dieses Labor der Ort eines Verbrechens. Als hätte sie Ebola-Viren oder etwas in der Art gezüchtet. Helen hat über Archäen geforscht, harmlose Meeresmikroben.«
    »Sind Sie sicher, dass in diesem Labor keine anderen Projekte durchgeführt wurden?«
    »Wollen Sie wissen, ob ich Helen ausspioniert habe? Selbstverständlich nicht. Ich habe mit meiner eigenen Arbeit genug zu tun. Aber was hätte Helen sonst noch tun sollen? Sie hat Jahre ihres Lebens in die Archäenforschung investiert. Diese spezielle Unterart, die sie zur ISS geschickt hat, war ihre Entdeckung. Sie hat das als ihren persönlichen Triumph betrachtet.«
    »Gibt es eine kommerzielle Nutzanwendung bei Archäen?«
    Rebecca zögerte. »Nicht dass ich wüsste.«
    »Und warum studiert man dann ihr Verhalten im Weltraum?«
    »Haben Sie noch nie etwas von reiner Wissenschaft gehört, Dr. McCallum? Von Forschung um ihrer selbst willen? Das sind ganz merkwürdige, faszinierende Lebewesen. Helen hat ihre Unterart im Galapagos-Graben gefunden, in der Nähe einer Vulkanspalte in sechstausend Meter Tiefe. Bei sechshundert Atmosphären Druck und in kochend heißem Wasser konnte dieser Organismus prächtig gedeihen! Es ist ganz natürlich, sich zu fragen, was passieren würde, wenn man diese Lebensform aus ihren extremen Umweltbedingungen in eine gemäßigtere Umgebung versetzt. Wo kein tonnenschwerer Druck auf sie einwirkt. Und wo nicht einmal die Schwerkraft ihr Wachstum verzerrt.«
    »Entschuldigen Sie bitte«, unterbrach sie Gordon, und die beiden drehten sich zu ihm um. Er war im Labor umherspaziert, hatte in leere Schubladen geschaut und Mülleimer inspiziert. Jetzt stand er neben einem der Poster, die an der Wand hingen. Er zeigte auf einen Schnappschuss, der mit Klebeband in einer Ecke des Rahmens befestigt war. Das Foto zeigte ein großes Flugzeug auf einem Rollfeld. Unter dem Flügel posierten die beiden Piloten. »Woher stammt dieses Foto?«
    Rebecca zuckte mit den Achseln. »Woher soll ich das wissen? Das hier ist Helens Labor.«
    »Das ist eine KC-135«, sagte Gordon.
    Jetzt verstand Jack, weshalb das Foto Gordons Aufmerksamkeit erregt hatte. Die KC-13 5 war das Flugzeug, das die NASA benutzte, um ihre Astronauten mit der Schwerelosigkeit vertraut zu machen. Wenn man damit große Parabelkurven flog, entstand ein Effekt wie bei einer riesigen Achterbahn; bei jedem Sturzflug wurde die Schwerkraft bis zu dreißig Sekunden lang aufgehoben.
    »Hat Dr. Koenig für ihre Forschungen irgendwann mal eine KC-135 benutzt?«, fragte Jack.
    »Ich weiß, dass sie mal vier Wochen auf irgendeinem Flugplatz in New Mexico war. Ich habe keine Ahnung, was für ein Flugzeug sie dort benutzt haben.«
    Jack und Gordon tauschten nachdenkliche Blicke. Vier Wochen Forschung mit einer KC-135 würden ein Vermögen kosten.
    »Wer hätte solche Ausgaben genehmigen können?«, fragte Jack. »Dr. Gabriel selbst hätte seine Zustimmung geben müssen.«
    »Könnten wir ihn sprechen?«
    Rebecca schüttelte den Kopf. »Bei Palmer Gabriel platzt man nicht einfach so herein. Selbst die Wissenschaftler, die hier arbeiten, bekommen ihn nur selten zu sehen. Er leitet Forschungsstätten im ganzen Land; es könnte also gut sein, dass er zurzeit gar nicht in der Stadt ist.«
    »Eine Frage noch«, fiel ihr Gordon ins Wort. Er war zu dem leeren Terrarium hinübergeschlendert und betrachtete das Moos und die Kieselsteine am Boden. »Was war in diesem Kasten?«
    »Die Frösche. Ich habe Ihnen doch

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