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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Datenport des Mitteldecks hinüber und schloss den Laptop an.
    Immer noch kein Datenfluss.
    »Scheiße.
Scheiße.
«
    Sie machte sich auf den Weg zurück zum Flugdeck. Es fiel ihr immer schwerer, sich zu konzentrieren.
    »Klappt’s nicht?«, fragte Kittredge.
    »Ich wechsle das Quellkabel aus und versuche es noch einmal an diesem Port.« Das Pochen in ihrem Schädel war jetzt so schlimm, dass ihr Tränen in die Augen traten. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie das Kabel heraus und ersetzte es durch ein neues. Startete den Computer neu. Öffnete das Programm.
    Das Logo
Rendezvous and Proximity Operations
erschien auf dem Bildschirm.
    Schweißperlen erschienen auf ihrer Oberlippe, als sie die bisher verstrichene Flugzeit einzutippen begann. Tage, Stunden, Minuten, Sekunden. Ihre Finger gehorchten nicht so, wie sie sollten. Sie reagierten schwerfällig, und ihre Bewegungen waren so ungeschickt, dass sie die Zahlen mehrmals korrigieren musste. Schließlich wählte sie »Prox Ops« aus und klickte auf »okay«.
    »RPOP ist initialisiert«, sagte sie erleichtert. »Bereit zur Datenverarbeitung.«
    Kittredge fragte: »Capcom, sind wir klar zum Abkoppeln?«
    »Einen Augenblick,
Discovery.
«
    Das Warten war zermürbend. Jill sah auf ihre Hand herab und stellte fest, dass ihre Finger zu zucken begonnen hatten und die Muskeln ihres Unterarms sich unwillkürlich zusammenzogen, als schlängelten sich ein Dutzend Würmer unter ihrer Haut durch. Als würde etwas Lebendiges sich durch ihr Fleisch graben. Sie versuchte verzweifelt, ihre Hand still zu halten, doch ihre Finger zuckten weiter, als stünden sie unter Strom.
Holt uns sofort zurück. Solange wir diesen Vogel noch steuern können.
    »
Discovery
«, sagte der Capcom. »Ihr seid klar zum Abkoppeln.«
    »Roger. Digitaler Autopilot auf niedrige Z-Bahn. Abkopplungsmanöver wird gestartet.« Kittredge warf Jill einen Blick zu, aus dem unendliche Erleichterung sprach. »Sehen wir zu, dass wir endlich nach Hause kommen«, sagte er und griff nach der Handbedienung.
    Flugdirektor Randy Carpenter stand da wie der Koloss von Rhodos, den Blick unbeirrbar auf die Anzeigentafel des Kontrollraums gerichtet. Mit seinem kühlen technischen Verstand verarbeitete er mehrere visuelle Datenströme gleichzeitig, während er zusätzlich den Funkverkehr verfolgte. Wie immer dachte Carpenter mehrere Schritte voraus. Der Druck im Andockmodul war bereits abgelassen. Die Riegel, die den Raumtransporter mit der ISS verklammerten, würden sich lösen, und die zuvor gespannten Federn des Andocksystems würden die beiden Raumfahrzeuge behutsam auseinander schieben, bis kein Kontakt mehr bestand. Erst wenn ein halber Meter Abstand zwischen ihnen war, würden die Steuerungsdüsen der
Discovery
gezündet werden, um den Raumtransporter von der Station wegzulenken. An jedem Punkt dieser heiklen Abfolge von Operationen konnte etwas schief gehen, doch für jede denkbare Panne hatte Carpenter einen Ausweichplan. Sollten sich die Riegel nicht öffnen, würden kleine Sprengladungen gezündet werden, um die Bolzen, mit denen die Riegel befestigt waren, abzubrechen. Falls das ebenfalls nicht funktionierte, würden zwei Crewmitglieder der ISS eine EVA durchführen und die Bolzen manuell entfernen. Sie hatten Ausweichpläne für jeden Ausweichplan, waren auf jede mögliche Fehlfunktion eingestellt.
    Wenigstens auf jede vorhersehbare Fehlfunktion. Wovor sich Carpenter wirklich fürchtete, war eine Funktionsstörung, an die noch niemand gedacht hatte. Und jetzt stellte er sich die Frage, die er sich immer am Beginn einer neuen Phase der Mission stellte:
Auf welchen Fall sind wir nicht eingestellt?
    »ODS hat erfolgreich ausgekuppelt«, hörte er Kittredge verkünden. »Riegel sind gelöst. Wir driften jetzt frei.«
    Der Controller neben Carpenter stieß triumphierend die Faust in die Luft.
    Aber Carpenter dachte schon wieder voraus. Das Wetter in White Sands war beständig, Gegenwinde von fünfzehn Knoten. Der TACAN-Sender würde rechtzeitig zur Ankunft des Shuttles betriebsbereit sein. Das Bodenpersonal versammelte sich in diesem Moment bereits auf dem Rollfeld. Es waren keine weiteren Pannen in Sicht – und doch wusste er, dass hinter der nächsten Ecke schon wieder eine lauerte.
    All dies ging ihm durch den Sinn, sein Gesicht aber zeigte nicht die geringste Regung. Kein Blinzeln, kein Zucken verriet den Kollegen im Kontrollraum irgendetwas von der Panik, die bitter wie Galle in seiner Kehle aufstieg.
    Auch an

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