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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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gekommen.
    Zwei Meilen weiter sieht er den Ashram und erkennt seinen Fehler.
    Es ist eine verdammte Stadt. In dem langen Tal ist die Straße wieder asphaltiert, Hunderte Zelte stehen in Reih und Glied an einem Ufer, während das andere von Gebäuden und Parkplätzen gesäumt wird. An der Kreuzung von zwei Straßen befindet sich ein gigantisches Gebäude, Hunderte Menschen drängen sich auf den Straßen. Baedecker fliegt in dreißig Metern Höhe zweimal über die Hauptdurchfahrtsstraße hinweg, aber der Lärm der Rotoren lockt nur noch mehr Leute aus den Gebäuden und Zelten. Die schlammigen Straßen füllen sich mit rotgekleideten Ameisen. Baedecker rechnet fast damit, daß jeden Moment das Mündungsfeuer von Kleinkaliberwaffen aufblitzen wird. Er hält den Huey unentschlossen über dem Hauptgebäude in der Schwebe ein langgezogener Komplex mit Ziegeldach und Fundamenten und Segeltuchwänden und denkt: Was jetzt?
    Entspanne dich.
    Baedecker entspannt sich. Er dreht den Helikopter und sieht die Sonne hinter den Bergen untergehen. Die plötzliche Dämmerung ist irgendwie angenehmer, als es der graue Tag gewesen ist. Er wirft einen raschen Blick auf die meilenlange Anlage unter sich und entscheidet sich für einen flachen Hügel in der Nähe eines unvollendeten Holzhauses am südöstlichen Stadtrand. Hügel und das einsame Gebäude liegen abseits der Hauptverkehrsader und sind mehrere hundert Meter vom Rest des Labyrinths abgesetzt.
    Er kreist einmal und geht vorsichtig tiefer. Als er noch zehn Meter über der Hügelkuppe schwebt, sieht er etwas Rotes aus den Augenwinkeln. Fünf Leute sind aus dem unvollendeten Gebäude heraus gekommen, aber Baedecker hat nur Augen für den ersten. Die Gestalt ist immer noch sechzig Meter entfernt und halb im Schatten des Gebäudes verborgen, aber Baedecker weiß sofort, daß es sich um Scott handelt Scott, magerer als er ihn je gesehen hat, Scott ohne den Bart, den er in Indien trug, und mit kürzerem Haar, als Baedecker es seit zehn Jahren gesehen hat, aber nichtsdestotrotz Scott.
    Die Landung geht glatt über die Bühne, der Huey läßt sich ohne einen Ruck auf den Kufen nieder. Baedecker muß sich einen Moment auf das Armaturenbrett konzentrieren und die Rotoren in einem heißen Flüstern laufen lassen, aber gleichzeitig sicher stellen, daß die Maschine ein paar Minuten auf dem Boden bleiben wird. Als er hinaus und nach unten sieht, erblickt er vier Gestalten, die immer noch reglos im Schatten stehen, aber Scott kommt rasch bergauf und beginnt einen leichten Laufschritt den felsigen Hügel herauf.
    Baedecker stößt die Tür mit dem Fuß auf, läßt den Helm auf dem Sitz und geht instinktiv geduckt unter den Rotorblättern dahin. Am Rand des Hügels bleibt er einen Moment aufrecht stehen, stemmt die Hände an die Hüften und sieht hinunter. Dann geht Baedecker rasch, aber auf dem tückischen Gelände vorsichtig, nach unten, um seinem Sohn auf halbem Weg entgegenzukommen.
     

Fünfter Teil
Bear Butte
     
    Baedecker lief. Er lief verbissen, Schweiß brannte ihm in den Augen, er hatte Seitenstechen, sein Herz pochte und sein Atem war deutlich zu hören. Aber er lief weiter. Die letzte der vier Meilen hätte die leichteste sein sollen, aber sie war bei weitem die schwerste. Der Trimmpfad führte sie die abschließende Dreiviertelmeile zwischen Dünen hindurch zum Strand zurück, und da beschloß Scott, einen Zahn zuzulegen. Baedecker fiel fünf Meter hinter seinen Sohn zurück, ließ aber nicht zu, daß die Entfernung noch größer wurde.
    Als ihr Motel in Cocoa Beach sichtbar wurde, spürte Baedecker, wie die Anstrengung die letzte Energiereserven aus ihm heraussaugte, spürte sein schmerzendes Herz und die Lungen, die eine langsamere Gangart verlangten, und da holte er noch einmal alles aus sich heraus und bemühte sich, die Entfernung zwischen dem schlanken Rothaarigen und sich selbst zu verringern. Scott sah nach rechts, als sein Vater neben ihm auftauchte, grinste Baedecker an und verfiel in einen schnelleren Sprint, der ihn vom harten, nassen Ufer auf den weichen Sand des Strands brachte. Baedecker nahm es noch fünfzig Schritte mit seinem Sohn auf, dann fiel er zurück und legte die letzten hundert Meter zur flachen Betonmauer des Hotels in einem stolpernden Trab zurück.
    Scott bückte sich und machte Dehnungsübungen, als Baedecker sich in den Sand fallen ließ und den Rücken an die Betonklötze lehnte. Er ließ den Kopf auf die Arme sinken und keuchte.
    »Bester Lauf bis

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