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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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jetzt«, sagte Scott nach einer Minute.
    »Hnrh«, stimmte Baedecker zu.
    »Tut richtig gut, Dad, nicht?«
    »Hnnh.«
    »Ich gehe noch eine Runde schwimmen. Kommst du mit?«
    Baedecker schüttelte den Kopf. »Geh nur«, keuchte er.
    »Ich bleibe hier liegen und übergebe mich.«
    »Okay«, sagte Scott. »Bis später.«
    Baedecker sah seinem Sohn nach, wie dieser über den Strand zum Wasser joggte. Die Sonne über Florida schien sehr hell, Sand und Wasser wirkten so blendend weiß wie der Mondstaub zur Mittagszeit. Baedecker freute sich zu sehen, daß es Scott so gutging. Vor acht Monaten hatten sie ernsthaft einen weiteren Krankenhausaufenthalt für ihn in Erwägung gezogen, aber die Asthmamedizin hatte ihre Wirkung gezeigt, die Ruhr war nach einigen Wochen Ruhe ausgeheilt, und während Baedekker in den Wochen der Diät und Arbeit in Arkansas abgenommen hatte, hatte Scott konstant Pfunde zugelegt, so daß er jetzt nicht mehr aussah wie der rothaarige Überlebende eines Konzentrationslagers. Baedecker sah mit zugekniffenen Augen zum Meer, wo sein Sohn mit kräftigen Stößen schwamm. Nach einer Minute erhob sich Baedecker mit einem leisen Stöhnen, joggte langsam den Strand hinunter und gesellte sich zu ihm.
     
    Es war Abend, als Baedecker und Scott auf der U.S. 1 nach Norden Richtung Raumfahrtzentrum fuhren. Baedecker betrachtete die Neubauviertel und Einkaufszentren entlang des Highway und erinnerte sich, wie unfertig die Gegend Mitte der sechziger Jahre ausgesehen hatte.
    Die riesige Raketenmontagehalle war zu sehen, noch bevor sie auf die NASA-Zufahrt einbogen.
    »Sieht alles gleich aus?« fragte Baedecker. Scott war versessen darauf gewesen, das Cape zu besuchen. Er hatte das blaue KSC-T-Shirt seinen sechsten und siebten Sommer über ununterbrochen getragen. Joan mußte es nachts waschen, damit sie es dem Jungen überhaupt einmal wegnehmen konnte.
    »Ich glaube schon«, sagte Scott.
    Baedecker deutete auf das riesige Bauwerk im Nordosten. »Weißt du noch, wie ich dich hier herbrachte, damit du zusehen konntest, wie das VAB, die Montagehalle errichtet wurde?«
    Scott runzelte die Stirn. »Eigentlich nicht. Wann war das?«
    »Mmm, 1965«, sagte Baedecker. »Ich arbeitete schon für die NASA, aber es war der Sommer bevor ich zum Flugstatus für die fünfte Astronautengruppe befördert wurde. Weißt du noch?«
    Scott sah seinen Vater an und grinste. »Dad, da war ich ein Jahr alt.«
    Baedecker mußte selbst lächeln. »Wenn ich darüber nachdenke, habe ich dich fast die ganze Führung über auf den Schultern getragen, fällt mir jetzt wieder ein.«
    Sie wurden an zwei Kontrollpunkten angehalten, bevor sie das KSC das Kennedy Space Center erreichten. Der Raumhafen, der normalerweise für Touristen und Neugierige geöffnet war, war heute wegen des bevorstehenden Starts einer Mission des Verteidigungsministeriums abgeriegelt. Baedecker zeigte einen Passierschein, den Tucker Wilson ihm gegeben hatte, worauf sie rasch weitergewinkt wurden.
    Sie fuhren langsam an dem weiträumigen Gebäude des Hauptquartiers vorbei und bogen vom Parkway auf den Parkplatz des Verwaltungsgebäudes für bemannte Raumflüge ab. Der riesige zweistöckige Komplex sah noch so häßlich und nüchtern aus wie während Baedekkers Aufenthalt beim Training vor dem Start seiner Apollo-Mission. Auf Glasscheiben nach Westen spiegelten sich die letzten Strahlen des Sonnenuntergangs, als sie das Auto parkten.
    »Das ist irgendwie eine große Sache, was?« sagte Scott, als sie zum Haupteingang gingen. »Thanksgiving-Essen mit den Astronauten und so.«
     
    »Eigentlich ist es kein Thanksgiving-Essen«, sagte Baedecker. »Die Mitglieder der Mannschaft waren schon vorher mit ihren Familien essen. Es gibt nur Kaffee und Kuchen eine Art traditionelle Zusammenkunft am Vorabend des Flugs.
    »Ist es nicht ungewöhnlich, daß die NASA an so einem Feiertag fliegt?« fragte Scott.
    »Nein«, sagte Baedecker, als sie stehen blieben und einem Wachmann an der Tür ihre Ausweise zeigten. Ein Attaché der Luftwaffe führte sie eine enge Treppe hinauf. »Apollo 8 ist über Weihnachten um den Mond geflogen«, fuhr Baedecker fort. »Und außerdem hat das Verteidigungsministerium das Datum für den Start wegen der Satellitenverteilung festgesetzt.«
    »Und nochmal außerdem«, sagte Scott, »ist Thanksgiving heute und der Start morgen.«
    »Genau«, sagte Baedecker. Sie mußten zwei weitere Kontrollpunkte überwinden, bevor sie in ein kleines Wartezimmer vor dem Speisesaal

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