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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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der Besatzung geführt wurden. Baedecker betrachtete das grüne Sofa, die unbequemen Stühle, das niedrige Kaffeetischchen mit den Zeitschriften darauf und war aus unerfindlichen Gründen froh, daß der Komplex der Privatunterkünfte noch dasselbe Flair der sechziger Jahre besaß, das Baedecker zwei Jahrzehnte früher gekannt hatte.
    Die Tür ging auf, und eine Gruppe von Geschäftsleuten kam aus dem Speisesaal. Sie wurden von einem jungen Luftwaffenmajor geführt. Einer der Männer, der einen dunklen Anzug und einen Aktenkoffer trug, blieb stehen, als er Baedecker sah. »Dick«, sagte er, »gottverdammt, dann stimmt es also, daß Rockwell Sie bekommen hat.«
    Baedecker stand auf und schüttelte ihm die Hand.
    »Stimmt nicht, Cole«, sagte er. »Bin nur auf einen Freundschaftsbesuch hier. Cole, ich weiß nicht, ob Sie meinen Sohn schon kennengelernt haben. Scott, das ist Cole Prescott, mein Boß in St. Louis.«
    »Wir haben uns vor Jahren einmal gesehen«, sagte Prescott, als er Scott die Hand schüttelte. »Beim Firmenpicknick, als Dick gerade angefangen hatte, für die Firma zu arbeiten. Du warst elf, glaube ich.«
    »Ich kann mich an den dreibeinigen Wettlauf erinnern«, sagte Scott. »Schön, Sie zu sehen, Mr. Prescott.«
    Prescott wandte sich an Baedecker. »Was haben Sie getrieben, Dick? Wir haben seit ... wieviel? sechs Monaten nichts mehr von Ihnen gehört.«
    »Sieben«, sagte Baedecker. »Scott und ich haben den letzten Frühling und Sommer damit verbracht, eine alte Blockhütte in Arkansas zu renovieren.«
    »Arkansas?« sagte Prescott und blinzelte Scott zu.
    »Was, um alles in der Welt, ist in Arkansas?«
    »Nicht viel«, sagte Baedecker.
    »He«, sagte Prescott. »Ich habe gehört, daß Sie mit Leuten von North American gesprochen haben. Es verdad?«
    »Nur gesprochen.«
    »Ja, das sagen sie alle«, meinte Prescott. »Aber hören Sie, Dick, wenn Sie noch bei keinem unterschrieben haben ...« Er machte eine Pause und sah sich um. Die anderen waren gegangen.
    Aus der angelehnten Tür des Speisesaals drangen Gelächter und das Klirren von Geschirr. »Cavenaugh geht diesen Januar in den Ruhestand.«
    »Ja?«
    »Ja.« Prescott beugte sich nach vorn, als wollte er flüstern. »Ich rücke auf seinen Platz vor, wenn er geht. Damit wäre Platz auf der zweiten Ebene, Dick. Wenn Sie sich überlegt haben, ob Sie zurückkommen möchten, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt.«
    »Danke, Cole«, sagte Baedecker, »aber ich habe momentan einen Job. Nun, nicht gerade einen Job, aber ein Projekt, das mich die nächsten paar Monate vollauf beschäftigen wird.«
    »Und das wäre?«
    »Ich beende die Arbeit an einem Buch, das David Muldorff vor ein paar Jahren angefangen hat«, sagte Baedecker. »Die restlichen Kapitel erfordern einiges Herumreisen und Interviewen. Tatsächlich fliege ich schon am Montag nach Austin und fange mit der Arbeit an.«
    »Ein Buch«, sagte Prescott. »Haben Sie einen Vorschuß dafür bekommen?«
    »Einen bescheidenen«, sagte Baedecker. »Der größte Teil der Tantiemen wird an Davids Frau Diane und ihren kleinen Jungen gehen, aber wir verwenden den Vorschuß dazu, einige Unkosten abzudecken.«
    Prescott nickte und sah auf die Uhr. »Okay«, sagte er,
    »aber vergessen Sie nicht, was ich gesagt habe. Es war schön, Sie wiederzusehen, Dick, Scott.«
    »Sie auch«, sagte Baedecker.
    Prescott blieb an der Tür stehen. »War verdammt schlimm, das mit Muldorff.«
    »Ja«, sagte Baedecker. »Das war es.«
    Prescott verabschiedete sich, als ein PR-Mann der NASA in Hemdsärmeln und schwarzer Krawatte gerade die Tür des Speisesaals aufmachte. »Oberst Baedecker?«
    »Ja.«
    »Die Mannschaft ist bereit für das Dessert. Würden Sie und Ihr Sohn bitte hereinkommen?«
     
    Fünf Astronauten und sieben andere Männer saßen an dem langen Tisch. Tucker Wilson stellte sie einander vor. Außer Tucker kannte Baedecker noch Fred Hagen, den Copiloten dieser Mission, und Donald Gilroth von der Verwaltung der NASA. Gilroth hatte deutlich zugenommen Gewicht und Einfluß -, seit Baedecker ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Die drei anderen Astronauten, zwei Einsatzspezialisten und ein Nutzlastexperte, waren ebenfalls von der Luftwaffe. Tucker war der einzige vollwertige NASA-Pilot bei diesem Einsatz, und obwohl in jüngster Zeit Versuche unternommen worden waren, Frauen und Minderheiten ins Raumfahrtprogramm aufzunehmen, handelte es sich hier um einen Rückfall in die weiße, männliche Tradition. Conners und Miller,

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