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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hat ... entschuldigen Sie bitte, aber genau so war es. Auch für die Familien. Zumindest während den Missionen. Ich will damit sagen, ich weiß noch, wie offen alles war, und wie wir das immer mit der Heimlichtuerei des russischen Raumfahrtprogramms verglichen haben. Wir waren stolz darauf, daß wir es allen zeigten. Ich glaube, es stimmt mich nur ein wenig traurig, daß wir jetzt mehr wie die Sowjets sind.«
    Miller hatte den Mund aufgemacht, um etwas zu sagen, aber Holmquist kam ihm zuvor. »Das ist nur zu wahr«, sagte Holmquist, »aber ich will Ihnen etwas sagen, junger Mann, es ist noch ein weiter Weg, bis wir wie die Russen sind. Haben Sie die Reporter auf dem Melbourne Airport gesehen, als die Fracht der Verteidigungsfirmen angeliefert wurde? Mehr haben sie nicht gebraucht, um alle wissen zu lassen, was für eine Ladung befördert wird. Haben Sie heute schon die Washington Post oder die New York Times gesehen?«
    Scott schüttelte den Kopf.
    Der junge Nutzlastexperte schilderte die Artikel in Presse und Fernsehen, bestätigte oder entkräftete nie ihren Wahrheitsgehalt, ließ sich aber auf humorvolle Weise über die Bemühungen von Presseoffizieren der Luftwaffe aus, die Finger in eine Schöpfkelle zu stecken, die zum Sieb geworden war. Einer der Verwaltungsangestellten der NASA erzählte eine Geschichte, wie Boote der Presse aus dem Gebiet um das Cape vertrieben wurden, während die ganze Zeit Geheimdienstschiffe der Sowjets außerhalb der Sperrzone kreuzten.
    Fred Hagen wußte eine Geschichte über seine Zeit mit der X-15 zu berichten, als ein findiger Reporter sich als brasilianischer Luftwaffenoffizier auf Besuch ausgegeben hatte, um ein Exklusivinterview zu bekommen. Baedekker erzählte von seiner Reise in die Sowjetunion vor dem Apollo-Sojus-Testprojekt und wie Dave Muldorff in einer Winternacht zum Lampenschirm in ihrer Unterkunft im ›Sternenstädtchen‹ gegangen war und lautstark verkündet hatte, daß ein Schlummertrunk jetzt genau das Richtige wäre, aber leider wäre ihnen der Fusel ausgegangen, den ihre Gastgeber zur Verfügung stellten. Zehn Minuten später war ein russischer Adjutant mit Flaschen voll Wodka, Scotch und Champagner gekommen.
    Das Gelächter wurde lauter, als sich die Tischgesellschaft in kleinere Gesprächsgruppen auflöste und einige der Verwaltungsangestellten sich verabschiedeten. Holmquist und Tucker unterhielten sich mit Scott, als Don Gilroth um den Tisch kam und Baedecker eine Hand auf die Schulter legte. »Dick, könnten wir uns einen Moment unterhalten? Draußen?«
    Baedecker folgte dem anderen Mann in das menschenleere Wartezimmer. Gilroth machte die Tür zu und zog den Gürtel über seinen stattlichen Bauch hoch. »Dick, ich weiß nicht, ob wir morgen eine Möglichkeit haben, miteinander zu reden, daher dachte ich mir, ich erledige es gleich heute abend.«
    »Worüber reden?« fragte Baedecker.
    »Darüber, ob Sie wieder zur NASA kommen möchten«, sagte der Verwaltungsangestellte.
    Baedecker blinzelte überrascht. Der Gedanke war ihm noch nie gekommen.
    »Ich habe mit Cole Prescott und Weitzel und einigen der anderen gesprochen und erfahren, daß Sie über andere Angebote nachdenken, aber ich wollte Sie wissen lassen, daß die NASA auch interessiert ist«, sagte Gilroth. »Ich weiß, wir können der privaten Industrie nie Konkurrenz machen, aber es sind aufregende Zeiten hier. Wir versuchen, das gesamte Programm neu aufzubauen.«
    »Don«, sagte Baedecker. »Es dauert nicht mehr lange, und ich werde vierundfünfzig.«
    »Ja, und ich werde im August neunundfünfzig«, sagte Gilroth. »Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, Dick, aber der Laden wird heutzutage nicht von Teenagern geschmissen.«
    Baedecker schüttelte den Kopf. »Ich bin schon zu viele Jahre weg ...«
    Gilroth zuckte die Achseln. »Wir sprechen hier nicht davon, daß sie wieder aktiv fliegen sollen, wissen Sie«, sagte er. »Aber, weiß Gott, bei der ganzen Arbeit, die in den nächsten Jahren anfällt, wäre alles möglich. Aber Harry drüben im Astronautenbüro könnte mit Sicherheit die Hilfe eines erfahrenen Mitarbeiters brauchen. Mit Übriggebliebenen und Auszubildenden haben wir an die siebzig Astros hier rumlaufen. Nicht wie in den alten Zeiten, als Deke und Al nur auf ein rundes Dutzend von euch Tunichtguten aufpassen mußten.«
    »Don«, sagte Baedecker, »ich habe gerade mit der Arbeit an einem Buch angefangen, das Dave Muldorff nicht mehr fertigstellen konnte und ...«
    »Ja, das weiß

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