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In der Schwebe

In der Schwebe

Titel: In der Schwebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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hinunterstürzen. Er streifte den Schultergurt aus alter Gewohnheit über und sicherte den Schoßgurt, ließ den breiten Schrittgurt aber unbeachtet.
    Mehrere Notlichter hingen an Haken und warfen helles Licht auf die Instrumente, aber Schatten in die Ecken. Tucker schaltete einige dieser Lampen aus und aktivierte mehrere Cockpitschalter, worauf sie beide in rotes und grünes Licht getaucht wurden. Ein Kathodenröhrendisplay unmittelbar vor Baedecker leuchtete auf und spulte eine Litanei sinnloser Daten ab. Die rasch wechselnden Datenzeilen erinnerten Baedecker an das PanAm-Passagiershuttle mit seinen blitzenden Cockpitgrafiken in 2001 Odyssee im Weltall. Dave hatte darauf bestanden, daß sie sich den Film im Winter 1968 ein Dutzendmal ansahen. Sie hatten vierzehn Stunden Schicht gearbeitet, um Apollo 8 zu unterstützen, und abends waren sie quer durch Houston gefahren, um Keir Dullea, Gary Lockwood, HAL und die Austrolopithecinen zu sehen, die zu den Klängen von Bach und Strauss und Ligeti agierten.
     
    Dave Muldorff hatte sich eines Abends ungeheuer aufgeregt, als Baedecker am Anfang der vierten Rolle eingeschlafen war.
    »Gefällt es Ihnen?« fragte Tucker.
    Baedecker ließ den Blick über die Konsole schweifen. Er legte eine Hand behutsam auf den drehbaren Handsteuerknüppel. »Sehr elegant«, sagte er, und das war sein Ernst.
    Tucker tippte auf der Computertastatur an der flachen Konsole zwischen ihnen. Neue Informationen füllten alle drei der Kathodenröhren. »Wissen Sie, er hat recht«, sagte Tucker.
    »Wer hat recht?«
    »Ihr Junge.« Tucker strich mit einer Hand über sein Gesicht, als wäre er sehr müde. »Es ist traurig.« Baedecker sah ihn an. Tucker Wilson hatte vierzig Einsätze über Vietnam geflogen und drei feindliche MiGs in einem Krieg abgeschossen, der fast ohne Erfolge geblieben war. Wilson war ein Karrierist der Luftwaffe und nur vorübergehend zum Dienst bei der NASA abgestellt.
    »Ich meine, es ist nicht traurig, daß die Streitkräfte nun Missionen fliegen«, sagte Tucker. »Scheiße, die Russen hatten eine rein militärische Präsenz da oben in der zweiten Saljut-Station seit... wie lange? zehn Jahren mindestens. Trotzdem ist es traurig, was hier passiert.«
    »Wie das?«
    »Es ist einfach anders, Dick«, sagte Tucker. »Als Sie noch geflogen sind und ich auf der Reservebank saß, war alles einfacher. Wir wußten, wohin wir wollten.«
    »Zum Mond«, sagte Baedecker.
    »Ja. Vielleicht war das Wettrennen doch nicht so freundlich, aber irgendwie war es mehr ... Scheiße, ich weiß nicht... reiner. Heute wurde selbst die Größe der verdammten Ladeluke dahinten vom Pentagon vorgeschrieben.«
    »Sie transportieren nur einen Geheimdienstsatelliten da hinten«, sagte Baedecker. »Keine Bombe.« Er dachte an seinen Vater, der vor einunddreißig Jahren auf einem dunklen Steg in Arkansas gestanden, den Himmel nach dem Sputnik abgesucht und gesagt hatte: »Aber wenn sie etwas so Großes raufschicken können, dann können sie es auch mit größeren, die Bomben tragen, oder nicht?«
    »Nein, es ist keine Bombe«, stimmte Tucker zu, »und nachdem Reagan nun endlich von der Bildfläche verschwunden ist, stehen die Chancen auch nicht schlecht, daß wir nicht die nächsten zwanzig Jahre damit verbringen, SDI-Bauteile da raufzuschaffen.«
    Baedecker nickte und sah zu den Fenstern, um einen Blick auf die Sterne zu erhaschen, aber das Spezialglas war für den Start polarisiert. »Sie haben nicht geglaubt, daß es funktionieren würde?« fragte er und meinte damit die Strategic Defense Initiative die die Presse immer noch mit einem gerüttelten Maß Hohn ›Star Wars‹ nannte.
    »Nein, ich glaube, es hätte funktioniert«, sagte Tucker.
    »Aber selbst wenn es sich das Land hätte leisten können und das kann es nicht -, sind viele von uns der Meinung, es wäre zu riskant. Ich weiß, wenn die Russen anfangen würden, Laser und andere Hardware in den Orbit zu befördern, die unsere Technologie in den nächsten zwanzig Jahren nicht hervor bringen könnte nicht einmal Verteidigungsmaßnahmen dagegen -, würden die meisten Lamettaträger, die ich kenne, sofort nach einem Präventivschlag gegen alles schreien, was sie da oben aufbauen wollen.«
    »Anti-Satellitengeschosse, mit F-16s abgeschossen?«
    fragte Baedecker.
    »Ja«, sagte Tucker. »Aber angenommen, wir würden nicht alles erwischen. Oder sie würden es schneller ersetzen, als wir es abschießen können. Was würden Sie dem Präsidenten raten,

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