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In der Südsee. Zweiter Band

Titel: In der Südsee. Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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hatte für fünfzig Dollar die Photographie seines Bruders zum Vergrößern nach San Francisco geschickt, hatte einen großen Teil der Schulden seines Vorgängers abbezahlt und hatte noch einige Sovereigns in der Tasche. Ein liebevoller Bruder, ein guter Hausvater, war er außerdem noch ein geschickter Zimmermann, der gelegentlich das Holzwerk an seinem Palaste eigenhändig mit dem Hobel bearbeitete. Es ist keineswegs verwunderlich, daß Herr Leiche einige Tugenden besitzt: was mich jedoch mit Erstaunen erfüllte, war die Tatsache, daß Tebureimoa die Möglichkeit sich zu zerstreuen finden konnte.
Drittes Kapitel. Im Umkreis unseres Hauses
    Als wir den Palast verliessen, waren wir noch heimatlose Wanderer des Meeres, auf einen Augenblick an Land gegangen; innerhalb einer Stunde hatten wir uns in einem der sechs ausländischen Häuser von Butaritai installiert und zwar in dem, das für gewöhnlich von Maka, dem hawaiischen Missionar, bewohnt wurde. Zwei San Franciscoer Firmen, Messrs. Crawford und Messrs. Wightman Brothers, haben hier ihre Niederlassungen: erstere dicht neben dem Palast mitten in der Stadt, letztere am Nordende des Ortes, und jede mit einem Laden und einer Bar. Unser Haus lag auf dem Wightmanschen Grundstück, zwischen Laden und Bar, innerhalb eines hölzernen Zaunes. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße schmiegten sich ein paar Eingeborenenhäuser in die Ausläufer des Busches, und die Palmen ragten empor wie eine grüne, feste Mauer, jeden Lufthauch absperrend. Eine kleine sandige Bucht der Lagune reichte hinten bis an das Haus heran, begrenzt von einem Steg mit Veranda, das Werk der Hände der siebzehn Königinnen. Hier legten, wenn Flut war, die Segelboote an, um gelöscht zu werden; bei Ebbe gingen die Schiffe eine halbe Meile weiter draußen vor Anker, und eine endlose Kette von Eingeborenen stieg dann die Landungstreppe hinab, schlängelte sich über den Sand, watete mit Koprasäcken beladen bis zu den Hüften im Wasser und wand sich gemütlichwieder zurück, um neue Lasten aufzunehmen. Die Geheimnisse des Koprahandels reizten meine Neugier, und stundenlang saß ich und sah zu, wie die Gewinne auf den Steg und auf den Sand niedersickerten. Auf der Frontseite strömte von vier Uhr morgens bis neun Uhr abends die Stadtbevölkerung an uns vorbei: ganze Familien, auf dem Wege nach ihren Pflanzungen zur Kopraernte; Weiber, die in den Busch wollten, auf der Suche nach Blumen für die abendliche Toilette; und zweimal am Tage die Palmweinzapfer, jeder mit seinem Messer und einer ausgehöhlten Kokosnuß bewaffnet. Beim ersten Strahl des Morgengrauens, dann wieder spät am Nachmittage wanderten sie vereinzelt an uns vorbei, auf dem Wege zu ihrer Arbeit in den Baumwipfeln, verschwanden hier und dort im Busch und wurden nicht mehr gesehen. Etwa zur gleichen Stunde waren wir, falls Ebbe herrschte, oft selbst unterwegs zum Baden in der Lagune und betraten meistens dann dicht hinter ihnen die Alleen der Palmenwälder. Obwohl die Sonne noch nicht aufgegangen ist, sind doch bereits die ersten Feuer des Morgens angezündet, und die aufgehäuften Wolkenmassen des Passats erglühen und signalisieren den kommenden Tag. Die Brise umfächelt das Gesicht; zu Häupten, in den Palmenwipfeln, die ihr als Spielzeug dienen, weckt sie ein lautes Rauschen; wohin man auch sieht, nach unten oder oben, nirgends ein menschliches Wesen, nur Erde und der bebende Wald. Und unmittelbar über einem in dem dichten Blättergewirr erklingt ganz plötzlich das Lied eines unsichtbaren Sängers. Weither von einem zweiten Wipfel kommt die Antwort, und nochtiefer im Herzen des Waldes hockt, schwingt und singt ein dritter Musikant. So kauern rings auf der ganzen Insel die Palmweinzapfer auf ihrem schwanken Sitz, lassen sich vom Winde schaukeln und spähen nach dem Meere aus, wo sie das Auftauchen der Segel beobachten und ungeheuren Vögeln gleich ihren Morgengesang anstimmen. Sie singen mit einer gewissen bacchantischen Lust und Freude; die Fülle von Klang und artikulierter Melodie strömt überraschend von den Gipfeln nieder, von dorther, wo man nur das Gezwitscher der Vögel erwartet, und doch sind auch diese Lieder nicht viel mehr als ein Gezwitscher. Die Worte sind uralt, vergessen und geheiligt; nur wenige verstehen sie noch, keiner wohl von Grund auf, aber es hieß, die Zapfer »beteten um guten Palmwein und sängen von ihren alten Fehden.« Und das Gebet wird auch erfüllt. Wenn einem die schäumende Schale ins Haus gebracht

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