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In der Südsee. Zweiter Band

Titel: In der Südsee. Zweiter Band Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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gefühlsmäßig ganz auf meiner Seite stand, und jetzt bezog er eine noch viel unhaltbarere Position. »Ich bin es ja gar nicht, der ihn verkauft«, meinte er.
    »Nein, der Nigger ist es«, stimmte ich ihm zu. »Aber er ist vollkommen in Ihrer Hand; Sie halten ihn zwischen Daumen und Zeigefinger, und ich bitte Sie – es handelt sich doch um Frauen – sich Ihrer Macht zu bedienen.« Er beeilte sich, seinen alten Standpunkt wieder einzunehmen. »Ich leugne gar nicht, daß ich es könnte, wenn ich es wollte«, sagte er. »Aber es besteht ja gar keine Gefahr, die Eingeborenen sind doch ganz ruhig. Sie haben einfach Angst um Ihr Leben.«
    Nun liebe ich es gar nicht, wenn man mich einen Feigling nennt, daher verlor ich auch den Rest meiner guten Laune und stellte ihm ein unzeitgemäßes Ultimatum. »Erklären Sie sich bitte deutlicher«, rief ich. »Soll das heißen, daß Sie mir meine Bitte verweigern?« »Ich will sie weder verweigern noch erfüllen«, lautete die Antwort.
    »Sie werden sehr bald einsehen, daß Sie sich für das eine oder das andere entscheiden müssen!« rief ich, und dann in einen richtigeren Ton fallend: »KommenSie, Sie sind ja ein viel besserer Kerl, als Sie sich den Anschein geben. Ich sehe schon, woran Sie sich stoßen – Sie denken, ich komme aus dem anderen Lager. Ich sehe, was für eine Art Mensch Sie find, und Sie wissen selbst ganz genau, daß ich Sie nur um das bitte, was recht ist.«
    Wieder wechselte er die Stellung. »Wenn die Eingeborenen erst einmal was zu trinken haben, ist es gefährlich, ihnen plötzlich nichts mehr zu geben.«
    »Ich verbürge mich für die Bar«, antwortete ich. »Wir sind drei Mann und haben vier Revolver; auf ein Wort von Ihnen sind wir an Ort und Stelle und werden den Platz gegen das ganze Dorf halten.«
    »Sie wissen gar nicht, wovon Sie reden; das ist viel zu gefährlich!« rief er.
    »Hören Sie mal,« sagte ich, »mir ist es ziemlich gleichgültig, ob ich das Leben verliere, von dem Sie so viel Wesens machen; aber ich will es nun mal auf meine Weise verlieren, und zwar indem ich dieser ganzen Schweinerei ein Ende mache.«
    Eine Weile sprach er noch von seinen Verpflichtungen gegenüber der Firma; ich hörte aber gar nicht darauf, denn ich war meines Sieges sicher. Er wartete nur auf eine günstige Gelegenheit, um zu kapitulieren und sah sich nach einem Mittel um, die Spannung zu erleichtern. In dem Lichtstrahl, der aus der Schlafzimmertür drang, entdeckte ich auf dem Schreibpult seine Zigarrentasche. »Die sehen gut aus«, sagte ich.
    »Wollen Sie nicht eine nehmen?« fragte er.
    Ich nahm eine und bat ihn um Feuer. »Also«, sagte ich, »versprechen Sie's mir.«
    »Ich verspreche Ihnen, daß Sie mit den Eingeborenen, die hier in meinem Lokal zu trinken bekommen haben, keine Scherereien haben sollen«, entgegnete er. »Das genügt mir«, sagte ich und bewies auf der Stelle, daß es mir nicht genug war, indem ich ihn bat, einmal seinen Schnaps probieren zu dürfen.
    Damit war der kritische Teil unseres Interviews zu Ende. Mr. Muller hatte aufgehört, mich als einen Abgesandten seines Konkurrenten zu betrachten, ließ daher seine aggressive Haltung fallen und redete, wie ihm der Schnabel gewachsen war. Ich verstand, daß er schon längst von sich aus den Verkauf eingestellt haben würde, wenn er es nur gewagt hätte. Da er aber nicht allein den Mut dazu gehabt hatte, lehnte er sich begreiflicherweise gegen die Einmischung derer auf, die (wie er mir selbst erklärte) ihn zuerst zum Verkauf getrieben hatten, nur um ihn dann im Stich zulassen und ihn jetzt (nachdem sie in Sicherheit waren) in neue Fährnisse zu stürzen, die ihnen wohl nützen, ihm aber nur schaden konnten. Ich fragte ihn, wie er über die Gefahr dächte, die das Fest mit sich brächte.
    »Sie ist bedenklicher als Sie alle glauben«, antwortete er. »Gestern abend veranstalteten sie hier in der Gegend Schießübungen, ich habe die Kugeln selbst pfeifen hören. Da sagte ich zu mir: »Die Sache ist faul.« Was mich so wundert, ist, daß Sie sich an Ihrem Ende der Stadt darüber aufregen. Ich wäre doch der erste, der dran glauben müßte.«
    Seine Verwunderung war etwas kurzsichtig. Der Trost als zweiter draufzugehen, ist nicht gerade sehr groß; auf die Tatsache selbst, nicht aus die Reihenfolge kam es an.Scott erzählt irgendwo, man hätte dem Kampfe selbst mit einem Gefühl entgegengesehen, »das an Freude grenzte.« Diese Ähnlichkeit scheint mir direkt eine Übereinstimmung zu sein. Im

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