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In die Wildnis

In die Wildnis

Titel: In die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Krakauer
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Initialen C.J.M. (für Christopher Johnson McCandless) einen Totenkopf. Nach einer zweispurigen Asphaltstraße und einem WENDEN - VERBOTEN - Schild folgen die eigentlichen Stationen und Erlebnisse der Reise: ein Gewitter mit einem von Wasser umspülten Automobil, der Daumen eines Anhalters, ein Adler, die Sierra Nevada, Lachse, die im Pazifischen Ozean herumtollen, der Pacific Coast Highway zwischen Oregon und Washington, die Rocky Mountains, Weizenfelder in Montana, eine Klapperschlange in South Dakota, Westerbergs Haus in Carthage, der Colorado River, ein Orkan im Golf von Kalifornien, ein Strand mit Zelt und Kanu, Las Vegas, die Initialen T.C.D., Morro Bay, Astoria, und am Schnallenende der Buchstabe N (vermutlich für Norden). Die Kunstfertigkeit und Phantasie in der Ausführung des Gürtels sind bemerkenswert, wie überhaupt alles, was McCandless angefertigt und zurückgelassen hat.
    Franz schloß McCandless immer mehr ins Herz. »Mann, der Junge hatte wirklich was auf dem Kasten«, krächzt der alte Mann kaum hörbar. Sein Blick wandert zu einem Fleckchen Sand zwischen seinen Füßen. Er schweigt. Er beugt sich mühsam vor und wischt sich nicht vorhandenen Schmutz vom Hosenbein. Die peinliche Stille wird nur von dem Knacken seiner alten Gelenke durchbrochen.
    Das Schweigen dauert über eine Minute. Franz blinzelt in den Himmel und denkt wieder an die Zeit mit dem Jungen zurück. Wenn sie sich gegenseitig besuchten, erinnert sich Franz, zog Alex immer wieder mit düsterer Miene über seine Eltern her oder über die Politiker und die seuchenhaft um sich greifende Verblödung der amerikanischen Gesellschaft. Um sich seine Freundschaft mit dem Jungen nicht zu verscherzen, schwieg Franz während solcher Ausbrüche meist und ließ ihn schimpfen.
    Eines Tages, Anfang Februar, verkündete McCandless, daß er sich nach San Diego absetzen wolle, um zusätzliches Geld für die Alaskareise zu verdienen.
    »Du brauchst nicht nach San Diego zu gehen«, wandte Franz ein. »Wenn du Geld brauchst, geb ich's dir.«
    »Nein. Du verstehst nicht. Ich gehe nach San Diego. Und zwar am Montag.«
    »O.k. Ich werd dich hinfahren.«
    »Mach dich doch nicht lächerlich«, sagte McCandless spöttisch.
    »Ich muß sowieso hin«, log Franz. »Ich brauche noch mehr Leder.«
    McCandless gab nach. Er brach sein Lager ab, brachte den größten Teil seiner Habe zu Franz in die Wohnung - er hatte keine Lust, Schlaf oder Rucksack durch die Stadt zu schleppen - und fuhr mit dem alten Mann über die Berge zur Küste. Als Franz McCandless im Hafenviertel von San Diego aussteigen ließ, regnete es in Strömen.
    »Der Abschied fiel mir sehr schwer.«
    Am 19. Februar rief McCandless Franz an, R - Gespräch, und gratulierte ihm zum einundachtzigsten Geburtstag. McCandless hatte das Datum nicht vergessen, weil sein eigener Geburtstag genau eine Woche früher war: am 12. Februar war er vierundzwanzig Jahre alt geworden. Während des Telefonats gestand er Franz auch, daß er Schwierigkeiten habe, einen Job zu finden.
    Am 28. Februar schickte er Jan Burres eine Karte.
    »Hallo!« heißt es dort,
    ... schlage mich seit einer Woche in den Straßen von San Diego durch. Als ich ankam, regnete es in Strömen. Die Missionshäuser hier sind das letzte. Die Leute predigen einen zu Tode. Dafür ist die Stadt mit Jobs nicht gerade gesegnet, und morgen werde ich nach Norden weiterziehen.
    Ich habe beschlossen, spätestens am 1. Mai Richtung Alaska aufzubrechen, aber vorher muß ich unbedingt noch etwas Geld auftreiben, um mir eine Ausrüstung zu kaufen. Kehre vielleicht nach South Dakota zurück, um dort für einen Freund zu arbeiten, falls er mich brauchen kann. Weiß noch nicht genau, wo ich jetzt hinfahre. Aber ich schreib, sobald ich dort ankomme. Hoffe, Euch geht's gut.
    Paßt gut auf Euch auf,
Alex
    Am 5. März schickte McCandless eine weitere Karte an Burres und eine an Franz. Die Burres - Karte lautet:
    Grüße aus Seattle! Ich bin jetzt ein echter Landstreicher! Ja, ich springe neuerdings auf Züge auf. Macht richtig Spaß, schade, daß ich erst jetzt draufgekommen bin. Die Schienen haben jedoch ein paar Nachteile. Erstens wird man dabei total dreckig. Zweitens kann es einem passieren, daß man an ein paar ziemlich bescheuerte Wachleute gerät. Ich saß einmal in L.A. in einem Expreßgüterzug, und gegen zehn Uhr spürt mich so ein Bahnhofsbulle mit seiner Taschenlampe auf. »Raus da, oder ich KNALL dich ab!« schrie der Bulle. Ich bin raus und habe nur

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