Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)

Titel: In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole C. Vosseler
Vom Netzwerk:
mal gefragt, warum er ausgerechnet dann auftaucht, wenn wir beide in Schwierigkeiten stecken?«
    Ich kramte langsamer in meinem Fach herum. Ja, das hatte ich, das gesamte Wochenende und den ganzen Montag über, und war zu dem Schluss gekommen, dass nur Nathaniel selbst mir diese Frage beantworten konnte.
    »Was willst du überhaupt mit ihm anfangen?«, ließ Matt nicht locker. »Im Sommer dekorativ auf der Blumenwiese vor dem Haus herumliegen und ihn anschmachten? Davon träumen, mit ihm zu den Sternen hinaufzufliegen? Als Begleitung zum Abschlussball taugt er nämlich nicht, weil ihn keiner sehen kann außer dir und mir. Und Knutschen und so weiter – das kannst du sowieso alles vergessen!«
    Eine glühende Röte schoss mir den Hals herauf und ließ mein Gesicht brennen. Verstohlen schielte ich zu Matt. Ob er sein erstes Mal schon gehabt hatte? Oder wartete er die ganze Zeit darauf, dass Holly ihn vielleicht doch erhörte?
    »Du bist doof«, grummelte ich. »Und überhaupt«, setzte ich lauter hinzu, stopfte energisch die letzten Bücher in meinen Rucksack, quetschte meine Jacke obendrauf und zerrte den Reißverschluss zu, »bist du nicht gerade in der besten Position, mir ausgerechnet da gute Ratschläge zu geben!« Ich warf mir den Rucksack über die Schulter und sah ihn herausfordernd an, und als er grinste, grinste ich mit.
    Das Grinsen auf seinem Gesicht erlosch; er fixierte einen Punkt irgendwo hinter mir und ruckte dann mit dem Kinn hinüber. »Sag mal, die ist auch ganz schön streng drauf, oder?«
    Ich wandte den Kopf. In einiger Entfernung von uns wühlte Goth-Girl gerade in ihrem Fach herum, starrte dabei aber immer wieder zu uns herüber. Unter ihrem schwarzen Wallerock mit Spitzensaum schauten Springerstiefel hervor, und obwohl es draußen ein warmer Tag war, trug sie einen langärmligen Pullover, um dessen Rollkragen die Kette mit dem massiven silbernen Kreuz baumelte. »Ziemlich.«
    »Kommt mir das nur so vor oder lungert die in letzter Zeit öfter in unserer Nähe herum?«
    Als Goth-Girl bemerkte, dass wir ihr zuschauten, wandte sie schnell den Kopf ab und stöberte intensiver, aber auch fahriger in ihrem Fach herum; es sah aus, als wollte sie jeden Moment hineinkriechen.
    »Glaubst du, sie hat uns über Geister reden hören?«, fragte ich leise.
    Matt kaute so angestrengt auf seiner Unterlippe herum, dass sich sein Goatee auffächerte. »Das überlege ich auch gerade.« Er löste sich von den Schließfachtüren. »Komm mal mit.«
    Ich klappte die Tür des Schließfachs zu und verdrehte die Zahlenräder, bevor ich Matt folgte.
    »Hi«, sprach er Goth-Girl mit seinem charmantesten Lächeln an. Sie hatte uns nicht kommen sehen; ihr Kopf ruckte hoch und mit ihren kajalumrandeten Augen schaute sie uns an wie ein Reh die Scheinwerfer eines heranrasenden Autos. Mir fiel erst jetzt auf, wie winzig sie war, mehr als einen Kopf kleiner als ich, sogar noch kleiner als Matt, der auf uns beide deutete. »Ich bin Matt, das ist Amber. Wir wollten dich fragen, ob du vielleicht mal mit uns zu Mittag essen willst.«
    Sie guckte uns nur an, dann schüttelte sie stumm den Kopf und beschäftigte sich wieder mit dem Inhalt ihres Schließfachs.
    »Warum denn nicht?«, blieb Matt hartnäckig. »Wär doch vielleicht mal ganz nett, anstatt immer nur allein herumzusitzen.«
    Sie erstarrte; nur ihre dichten Wimpernbögen bewegten sich und flatterten auf und ab. »Schiebt euch euer Mitleid sonstwohin«, sagte sie dann langsam.
    »Wow.« Matt zog die Brauen hoch. »Ähm, ja. Ein einfaches Nein, danke hätte es natürlich auch getan.« Vielleicht täuschte ich mich, aber ich meinte gesehen zu haben, wie es um ihren Mund kurz zuckte.
    »Vielleicht«, fing ich vorsichtig an und wechselte einen schnellen Blick mit Matt, »vielleicht haben wir drei ja sogar was gemeinsam?«
    Einen Augenblick verharrte sie noch reglos, dann ging ein Ruck durch sie hindurch und sie zerrte eine große, prallvolle Umhängetasche in Pechschwarz aus ihrem Schließfach. »Unwahrscheinlich.«
    »Bist du dir da sicher?« Erstaunlich sanft klang Matt dabei, und unerwartet heftig knallte sie die rot lackierte Tür zu; ihre Finger mit den abgekauten schwarz lackierten Nägeln zitterten, als sie die Zahlenräder verdrillte.
    »Verpisst euch«, zischte sie, ohne uns dabei anzusehen, schleuderte sich die Tasche über ihre Schulter und marschierte so schnell davon, dass ihre langen Haare wie eine schwarze Flagge hinter ihr her wehten.
    »Was für eine Zicke!« Matt

Weitere Kostenlose Bücher