In dieser ganz besonderen Nacht (German Edition)
Er zögerte, dann setzte er mit zusammengekniffenen Brauen hinzu: »Tut mir leid, wenn ich dir das so direkt sage – du bist zwar ganz süß und so, aber ich steh nicht auf dich, okay?!«
»Oh-okay.« Matt hatte sich schon wieder umgedreht und wollte weitergehen, da hielt ich ihn am Ärmel zurück. »Aber warum warst du vorhin dann so komisch, als …«
Mit einer jähen Bewegung riss er sich los. »Bist du eine Nervensäge!« Er atmete tief durch und sah mich an. »Du raffst es nicht, oder? Ich steh nicht auf dich – ich steh auf Holly!« Fast verzweifelt klang er dabei.
»Holly?« Vor Verblüffung war meine Stimme hoch und schrill. »Aber die ist doch mindestens zehn Jahre älter als …«
»Mann, du bist nicht nur nervig, sondern auch spießig!«, ranzte Matt mich an und tigerte weiter durch den Regen. »Und es sind übrigens nur neun Jahre!«
»Aber – aber Holly macht sich nichts aus Beziehungen!«, rief ich, während ich zu ihm aufschloss.
Matt schnaubte. »Ja, danke für die Info, Miss Superschlau! Da wäre ich ohne dich niemals draufgekommen!« Er blieb wieder stehen; von einer Sekunde zur nächsten war sein Zorn verraucht. Mit hängenden Schultern und trauriger Miene sah er gar nicht mehr cool aus, sondern einfach nur wie ein unglücklich verliebter Siebzehnjähriger. »Ich hoffe die ganze Zeit«, sagte er dann leise, »sie kapiert irgendwann mal, dass ich nicht mehr der kränkliche Junge bin, der vor zwei Jahren bei ihr im Laden stand. Dass ich inzwischen erwachsen bin und sie viel mehr für mich ist als nur eine gute Freundin.« Als ich ihn mitfühlend am Arm berührte, sah er mich an, und in seinem regennassen Gesicht zuckte ein Muskel. »Und dass ich sie so sehe, wie sie wirklich ist, klug und nachdenklich und liebenswert. Nicht so wie die Typen, von denen sie manchmal einen über Nacht da hat und für die sie nur ein durchgeknalltes Betthäschen ist.« Er blies die Backen auf und stieß die Luft aus. »Danke fürs Zuhören.« Ein kleines Grinsen schien auf seinem Gesicht auf. »Du kannst echt tierisch nerven, aber ich mag dich trotzdem ganz gern – so als Kumpel.«
Ein Lächeln zuckte um meinen Mund. »Geht mir mit dir genauso.«
Matt nickte, und einige Herzschläge lang sahen wir uns nur an, dann seufzte er und ruckte mit den Händen in der feuchten Sweatjacke auf und ab. »Ich sollte besser mal nach Hause und zusehen, dass ich aus den nassen Sachen hier komme. Wenn ich mich erkälte, flippt meine Mom nämlich total aus.« Sein Mund zog sich in die Breite. »Gehen wir Montag wieder zusammen essen?«
Teds beunruhigte Blicke und vorsichtige Nachfragen, als ich verdreckt und triefnass durch die Tür kam, beantwortete ich mit einem gemurmelten Rumgetobt – Spaß gehabt – Müde und verzog mich gleich in die Badewanne.
It never rains in Southern California , lief es das ganze restliche Wochenende auf Dauerschleife in meinem Kopf. Zumindest in Nordkalifornien war das gelogen, denn es schüttete wie aus Eimern. Mir kam es sehr entgegen, dass unsere Joggingrunde und die Erkundungstour durch die Stadt buchstäblich ins Wasser fielen. Während Ted in seinem Arbeitszimmer den Klausuren ihren letzten Schliff verpasste, machte ich es mir in Pyjama und Kuschelsocken auf der Couch bequem, zappte hirnlos durch die Glotze oder döste vor mich hin, blätterte durch die Bücher, die ich mir von Ted geliehen hatte, surfte im Netz herum und dachte eine Menge nach. Über mich. Über Geister. Über Matt und Holly.
Und über Nathaniel.
45
Seinen Rucksack über der Schulter und ein graues Linkin-Park-T-Shirt über einem schwarzen Longsleeve, lehnte Matt sich gegen die rot lackierten Schließfächer und sah mir zu, wie ich in meinem herumräumte. »Ich mag ihn einfach nicht.«
Ich verdrehte die Augen. »Leg mal eine andere CD ein, die hier hat nämlich einen Kratzer.«
Die ganze Mittagspause über hatte Matt mich genervt, dass ich Nathaniel besser nie wiedersehen sollte und mir damit sogar beinahe die Freude über das absolut genießbare gegrillte Truthahn-Käse-Sandwich mit Tomate verdorben, und jetzt, nach Schulschluss, hatte er sofort wieder damit angefangen, genau wie gestern auch schon. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich wirklich glauben können, er sei eifersüchtig.
»Echt, Amber – von dem kommt nichts Gutes!«
Ich zog eine Braue hoch. »Hast du schon vergessen, dass er nicht nur mir, sondern auch dir vor gerade mal drei Tagen aus der Patsche geholfen hat?«
»Hast du dich schon
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